die oberhalb ihrer eintretende Raumerweiterung von
origineller Wirkung; die Fenster in 2 Geschosse geteilt. Noch
eigentümlicher die querschiffartige Erweiterung im vorletzten Joch, wo
im N und S im Erdgeschoß geschlossene Sakristeien und über ihnen
gegen das Sch. geöffnete Kapp. Die Unregelmäßigkeiten durch schräge
Stellung der WWand und den im SW einspringenden Turm werden im
Innern durch eine das ganze erste Joch einnehmende Empore
ausgeglichen. Breite: Höhe = ca. 25: 20, die Pfll. sehr schlank, mit
einem Abstand von ca. 8,3 m. Die Decke mit Beseitigung aller
Erinnerung an das Kreuzgwb. möglichst als Einheit behandelt;
hergestellt von Barthel v. Durbach und Conrad v. Buttigen
(Büdingen?). Ihre Rippen, auch in der Grundrißprojektion gekrümmt
(sog. »gewundene Reihungen«, für die sächsische Architektur dieser
Zeit bezeichnend), wirken wie ein Geflecht von Weidenruten; ihre
Ansätze an den Pfll. mit gesuchter Willkür in ungleichen Höhen, auf
ihren Knotenpunkten phantastisch geformte Schlußsteine. Noch
raffiniertere Klügeleien am Gwb. der südl. Sakristei. Ausgeprägte
Spitzbgg. sind überall vermieden. Die Fenster schmal, hoch, nur 2teilig
und mit einfachen aber ganz schlaffen Fischblasen. Das Äußere von
fast ärmlicher Schlichtheit; Strebepfll. nur am Chor; ihre Abdeckung
geschweift. Die künstlerische Absicht des stilgeschichtlich wichtigen
Gebäudes ist nur im Innern zu erkennen; sie geht auf Schaffung eines
weiten, übersichtlichen, rhythmisch wenig bewegten Raumbildes bei
Unterdrückung der »organischen« Strukturformen.
Reich und wertvoll der mit der Architektur zugleich entstandene
plastische Schmuck, jedoch in freierem Verhältnis zu den
Strukturformen, als in der echten Gotik. -- Die »schöne Tür« am nördl.
Ssch. (bez. 1512 H W; 1597 vom Franziskaner-Klst. hierher versetzt);
die Archit. auf wenige Glieder beschränkt; den unteren Teil flankieren,
auf überaus künstlich zusammengesetzte Postamente gestellt, die aus
freien Ranken sich entwickelnden Reliefbilder des h. Joachim und der h.
Anna, darüber zwei Engelsfigg. mit dem Wappen Herzog Georgs und
seiner Gemahlin; im Hauptfeld über dem Türsturz die Dreieinigkeit,
der Gekreuzigte vor dem Schoße des Vaters, umgeben von 9 Engeln
(Anspielung auf die 9 Chöre), tiefer der h. Franz und die h. Clara; in
der Krönung Moses, Johannes, Adam und Eva, über der Giebelblume
der Pelikan. Die ebenso klare als freie Komposition, die Energie der
sehr persönlichen Stilisierung, der poetische Schwung der
gegenständlichen Auffassung bringen dies Werk dem Besten der
zeitgenössischen deutschen Kunst nahe. Stil und Signatur erweisen die
Identität mit dem Meister des Hochaltars in Borna und der Ebersdorfer
Pulthalter im Dresdener Museum. -- Tür der »alten« Sakristei;
vollendet 1518 in der Zeit der Bauleitung durch Jakob v. Schweinfurt.
Erstes größeres Werk der Renss. in Obersachsen; Formcharakter
venezianisch, got. Erinnerungen fast ganz unterdrückt, wenn auch der
neue Stil noch nicht ganz verstanden; der plastische Schmuck steht dem
der »schönen Tür« nahe, besonders frei und glücklich die
Familienszene zwischen Anna und Maria. -- Von derselben Hand oder
mindestens aus derselben Werkstatt der Taufstein (ehemals im
Cisterc.-Kl. Grünhayn); Sandstein, jedoch in genauer Nachahmung
eines Buckelkelchs; am Nodus schwebende nackte Engel, am Fuß
Taufkinder. -- Die 100 Felder der Emporenbrüstung (1514-1517) mit
Reliefs von Franz von Magdeburg; die ausführlichste Illustration des
Neuen Testaments, die je in monumentaler Form versucht worden;
ferner die Lebensalter. -- Stuhlwerk von 1526, nicht mehr vollständig.
-- Singechor 1688 von J. H. Böhme. -- Kanzel 1516, noch rein got.
Altäre. a) Hauptaltar. 1522 von Adolf Dowher (Daucher) in Augsburg
angefertigt, die architektonischen und ornamentalen Teile vielleicht
nach Entwurf Peter Flötners; entschieden gewollte aber noch nicht
ganz geklärte Renss.; Archt. aus mehrfarbigem Marmor, Figg. aus
Solenhofer Kalkstein; Hauptgegenstand Wurzel Jesse. -- b) Bergaltar
(im nördl. Nebenchor) 1521, geschnitzt, das Tektonische im Sinne
lombardischer FrRenss. Das zweite nördl. Flügelpaar hat Gemälde mit
Motiven aus Dürers Marienleben. -- c) Münzeraltar (im südl.
Nebenchor) 1522, dem vorigen ähnlich. -- d) Bäckeraltar (zunächst
dem vorigen). -- e) Pflockscher Altar nach 1521, durchaus gemalt, der
Marientod des Mittelschreins mit Benutzung des Schongauerschen
Kupferstichs. -- f) Altar des Münzmeisters Melch. Jomisch 1537.
Epitaph für Joh. Unwirt 1578 von Solenhofer Kalkstein.
*Berg-K. S. Marien*. 1616 mit Benutzung des Chors von 1582; Halle;
die Sschiffe durch Emporen geteilt; derbe, schlichte Renss. --
Altarwerk der Bäckerzunft A. 17. Jh., später entstellt. Schöner
Intarsia-Stuhl.
*Hospital-K.* 1683, architekturlos. -- Bmkw. Gemälde der
Cranach-Schule 1557.
*Rathaus*. 1535-38, fast ganz erneuert 1751. -- Erzgebirgsmuseum.
ANNABURG. Pr. Sachsen Kr. Torgau.
*Kirche* got., bar. verändert. Chor 3/8. Decke des Sch. kassettiert mit
bar. Grisaillemalerei. -- Taufstein 1674; Orgel rok.
*Schloß* an Stelle eines ma. Baus 1572 von Kurfürst August. a) Das
vordere Schloß, Mittelbau und 2 Flügel, an den Ecken und über dem
Mittelportal schwere Rundtürme. An der offenen vierten Seite steht b)
das hintere Schloß, vierstöckig, nicht großer Mittelhof mit offener
Loggia auf Säulen; 3 Risalite mit Renss.-Giebeln; im STurm fahrbare
Wendelstiege; einfache Renss.-Portale mit Stuckdecken.
ANNERODE. Pr. Sachsen RB Erfurt Kr. Mühlhausen.
Ehem. *Cisterc.-Nonnen-Klst.* Erster Bau voll. 1269. Neubau
nachreformatorisch 1590, 1600; Saal mit tiefer Nonnenempore. Ecke
mit figürl. Malerei. Bleiverglasungen mit geometr. Mustern.
ANZEFAHR. RB Cassel Kr. Kirchhain.
*Dorf-K.* 1711 mit spgot. polyg.
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