Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd.1, Mitteldeutschland, 1914 | Page 4

Georg Dehio

ALTENBACH. K. Sachsen AH Grimma.
*Dorf-K*. rom. Chor eingezogen quadr. und 1/2kr. Apsis. Rest. 1695
und 1838. -- Holzfigg. von einem spgot. Flügelaltar.

ALTENBERGE. Sachsen-Altenburg LA Roda.
*Dorf-K*. spgot. -- Stattliches Epitaph aus Stuck für A. L. v.
Schwarzenfels {~DAGGER~} 1730. Im Herrenstuhl reich dekorierter
Ofen aus Gußeisen A. 17. Jh.
ALTENBEUTHEN. Pr. Sachsen Kr. Ziegenrück.
*Dorf-K*. mit rom. OTurm, Sakristei 14. Jh. Schiff 18. Jh. Einfacher
rom. Taufstein.
ALTENBURG. Hauptstadt von Sachsen-Altenburg.
*Unterkirche (S. Bartholomäi)*. Von den Hussiten 1430 zerstört, 1459
wiederhergestellt; 1877 rest. und zum Teil (die ganze SSeite) umgebaut.
3sch. Halle mit schmalen Sschiffen (was für die vermutete Benutzung
des älteren Chors im 13. Jh. sprechen würde) und ungewöhnlichem östl.
Abschluß: das Mschiff schließt mit 5 Seiten des 10Ecks ohne Vorchor,
die Sschiffe abgeschrägt. WTurm 1668 (als Ersatz für eingestürzte
Doppeltürme). -- Unter dem südl. Ssch. als Überrest einer rom. K. weit
kleineren Maßstabes eine Krypta; quadr. mit 4grätigen Kreuzgewölben
zwischen rck. Gurten; die Mittelstütze aus 4 derben Rundpfeilern
gebündelt; anschließend 1/2kr. Apsis; das Detail deutet auf 12. Jh.
*Oberkirche (Franziskaner)*. 1sch. Anlage vor 1238, sehr schlicht
behandelt, Veränderungen A. 16. Jh.
*Bergerkloster (Augustinerchorherren)* gew. 1172; durch Brand 1588
zerstört; jetzt nur die 2 WTürme und wenige Reste des Lhs. erhalten.
Backsteinrohbau mit Sandsteindetails oder Nachahmung von
Sandsteinmotiven in Backstein. Die Backsteine scharriert ähnlich wie
an den ältesten Backsteinbauten an der Weser (Verden) und in Holstein.
Ursp. eine regelmäßige kreuzf. Basilika im gebundenen System
gewölbt. Die hohen Türme haben in ihren 3 Obergeschossen jederseits
1 Paar gekuppelter Fenster, breite Ecklisenen und Stockwerkteilung
durch Bogenfriese.
Von der ehemaligen *Nikolai-K*. nur der breite WTurm übrig, rom.,

mehrfach umgebaut.
*Rathaus 1562-1564* vom weimarischen Hofbaumeister Nik.
Grohmann; gehört zu den künstlerisch bedeutendsten Rathäusern der
deutschen Renaissance; 1663 renoviert. Gr. annähernd quadr. Die
Komposition der Hauptfront erinnert an das Rathaus in Saalfeld: in der
Mitte ein 8eckiger Treppenturm, im Gr. mit 5 Seiten vortretend,
oberhalb des Dachgesimses allseitig frei werdend und das Gebäude
weit überragend; Krönung mit einfacher welscher Haube; im
Erdgeschoß 4eck. Vorbau mit Balustrade. Das Hauptgebäude trägt ein
mächtiges Pyramidendach. Demselben vorgelagert (Zusatz um 1580)
an der OSeite zwei Zwerchhäuser. Weiterer Schmuck: zwei Eckerker
und mehrere Portale in italisierenden Formen. Am NOErker ein Fries
mit nackten Knaben, an Donatellos Altarwerk in Padua erinnernd; der
entsprechende Fries des NWErkers hat in Flachbogenfeldern die
Halbfiguren der damals lebenden Glieder des Fürstenhauses. Die
Fenstergewände gotisierend, das Dachgesims im Verhältnis zu
sonstigen deutschen Bauten der Zeit ungewöhnlich hervorgehoben: das
Motiv des dorischen Frieses allerdings mißverstanden. -- Inneres. Im
Obergeschoß Vorsaal von mächtiger Erscheinung, durch 3 Holzsäulen
in 2 Schiffe geteilt; Einfassungen der Türen aus Stein.
*Amtshaus* 1725. *Magdalenenstift* 1665 als herzogl. Witwensitz.
*Wohnhäuser* aus 16. Jh.: Hillgasse 5, Markt 17, 73, Sporrengasse 2;
aus 17. Jh.: Tiefstr. 12, Brudergasse 7, Schmöllersche Str. 14b; 18. Jh.:
Johannisstr. 7, 16, Moritzstr. 6, Tiefstr. 2 und besonders stattlich das v.
Seckendorffsche Haus am Brühl 1724.
*Herzogl. Schloß.* Im 11. und 12. Jh. Kaiserpfalz. Der jetzige sehr
große Komplex aus 15.-18. Jh. -- Schloßkirche (mit Kollegiatstift). Im
Unterbau Reste aus 12. Jh.; Chor 1 H. 15. Jh.; Lhs. 2. H. Der Chor stark
betont: 4 Langjoche und 5/12-Schluß; das 1sch. Lhs. nur 2 Joche. Der
Chor außen mit überaus reicher, wenn auch handwerkmäßig trockener
Dekoration der Streben. Das innere ohne höheren architektonischen
Gehalt, aber malerisch von großer Wirkung, wozu die 1645 ff.
ausgeführten Emporen und sonstigen Ausstattungsstücke wesentlich
beitragen. Im Hochaltar Grablegung Holz bez. CTR 1647. Das

Chorgestühl (1516, überarbeitet 1576) gerade in seiner Stilmengerei
nicht ohne Reiz; prachtvolle Orgel 1735 von G. H. Trost; Kanzel 1595;
Grabmal des Markgrafen Wilhelm II. ({~DAGGER~} 1425) ursp.
freistehende Tumba; Grabplatte der Kurfürstin Margarethe
({~DAGGER~} 1486) Bronze, die lebensgroße Figur graviert, der
Rahmen in flachem Relief, mit großer Wahrscheinlichkeit als
Jugendwerk Peter Vischers anzusprechen. Auch unter den übrigen
Grabplatten und Gedenktafeln manches Gute. -- Hauptschloß. Der von
den Zeitgenossen gerühmte Bau Friedrichs des Weisen (seit 1518)
durch die Bauten von 1606 ff. und 1706 ff. großenteils beseitigt. Von
1530 (?) der Rest der Hofgalerien im N der Kirche; interessante
Verdeutschung römischer Vorbilder; im Erdgeschoß Rundbögen auf
toskanischen Rustikasäulen, in den folgenden Geschossen von
sukzessive abnehmender Höhe Korbbögen, zuletzt jonische Säulen. Die
jetzige Haupterscheinung bedingt durch den Umbau 1706 bis 1744;
Architektur von G. S. Vater, Malereien von J. H. Ritter, Stuckaturen
von den Brüdern Castelli; der Brand 1864 hat im Innern vieles
beschädigt. Von den sonstigen Baulichkeiten hervorzuheben das
Schönhaus, ein Kasino im Sinne römischer Gärten.
ALTENBURG b. Bamberg OFranken.
Auf den Ruinen der historisch denkwürdigen *Burg* moderner
Phantasiebau.
ALTENBURG. RB Cassel Kr. Melsungen.
*Burgruine.* Rundturm von 1388.
ALTENBURG b. Naumburg, Pr. Sachsen.
Spuren der 1010 zerstörten *Burg* des Markgr. Gunzelin.
ALTEN-DAMBACH. Pr. Sachsen Kr. Schleusingen.
*Dorf-K.* 1617 ähnlich Hinternah.
ALTENDORF. RB Cassel Kr. Wolfhagen.

*Dorf-K.* 18. Jh. mit spätgot. Turm. Befestigter. Kirchhof, Wehrgang,
Scharten.
ALTENGÖNNA. Sachsen-Weimar VB Apolda.
*Dorf-K.* des 17. Jh. -- Schnitzaltar
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