Hamlet, Prinz von Dannemark | Page 5

William Shakespeare
selbst zu machen. Ich wei?, ihr seyd kein M��ssigg?nger. Was ist euer Gesch?fte in Elsinoor? Wir m��ssen euch trinken lehren, eh ihr wieder abreiset.
Horatio.?Gn?digster Herr, ich kam, euers Vaters Leichenbeg?ngni? zu sehen.
Hamlet.?Ich bitte dich, spotte meiner nicht, Schul-Camerade: ich denke, du kamst vielmehr auf meiner Mutter Hochzeit.
Horatio.?Die Wahrheit zu sagen, Gn?digster Herr, sie folgte schnell hinter drein.
Hamlet.?Das war aus lauter H?uslichkeit, mein guter Horatio--Um die Braten, die von dem Leichenmahl ��brig geblieben, bey der Hochzeit kalt auftragen zu k?nnen--O Horatio, lieber wollt' ich meinen ?rgsten Feind im Himmel gesehen, als diesen Tag erlebt haben--Mein Vater-- mich d?ucht, ich sehe meinen Vater--
Horatio (lebhaft.)?Wo, Gn?diger Herr?
Hamlet.?In den Augen meines Gem��ths, Horatio.
Horatio.?Ich sah ihn einmal; er war ein stattlicher F��rst.
Hamlet.?Sag', er war ein Mann, in allen Betrachtungen ein Mann, so hast du alles gesagt; seines gleichen werd' ich niemal sehen.
Horatio.?Gn?digster Herr, ich denke ich sah ihn verwichne Nacht.
Hamlet.?Du sahest ihn? Wen?
Horatio.?Den K?nig, euern Vater.
Hamlet.?Den K?nig, meinen Vater?
Horatio.?M?ssiget eure Verwunderung nur so lange, und leihet mir ein aufmerksames Ohr, bis ich, auf das Zeugni? dieser wakern M?nner hier, euch das Wunder erz?hlt haben werde.
Hamlet.?Um des Himmels willen, la? mich's h?ren.
Horatio.?Zwo N?chte auf einander haben diese beyden Officiers, Marcellus und Bernardo, auf der Wache, in der todten Stille der Mitternacht, diesen Zufall gehabt: Eine Gestalt, die euerm Vater glich, vom Kopf zu Fu?, St��k vor St��k bewaffnet, erscheint vor ihnen, und geht mit feyerlichem Gang, langsam und majest?tisch bey ihnen vorbey; dreymal gieng er vor ihren von Furcht starrenden Augen, mit seinem langen Stok in der Hand, hin und her; inde? da? sie, von Schreken beynahe in Gallerte aufgel?st, ganz unbeweglich stuhnden, und den Muth nicht hatten ihn anzureden. Sie entdekten mir diesen Zufall in Geheim, und bewogen mich dadurch in vergangner Nacht mit ihnen auf die Wache zu ziehen; und hier sah ich um die nemliche Zeit, diese nemliche Erscheinung, von Wort zu Wort, wie sie mir selbige beschrieben hatten. Ich erkannte euern Vater: Diese H?nde sind einander nicht ?hnlicher.
Hamlet.?Und wo geschahe das?
Horatio.?Gn?diger Herr, auf der Terrasse, wo wir die Wache hatten.
Hamlet.?Habt ihr es nicht angeredet?
Horatio.?Ich that es, Gn?diger Herr, aber es gab mir keine Antwort; nur ein einziges mal kam mir's vor, es hebe den Kopf auf, und mache eine Bewegung als ob es reden wolle: Aber in dem nemlichen Augenblik kr?hte der Hahn, und da zittert' es pl?zlich weg, und verschwand aus unserm Gesicht.
Hamlet.?Das ist was sehr Wunderbares!
Horatio.?So wahr ich lebe, Gn?diger Herr, so ist es; und wir hielten es f��r unsre Schuldigkeit, euch Nachricht davon zu geben.
Hamlet.?In der That, ihr Herren, ich mu? es bekennen, ich bin unruhig hier��ber.
(Zu Marcellus und Bernardo.)
Habt ihr die Wache diese Nacht?
Beyde.?Ja, Gn?diger Herr.
Hamlet.?Es war bewaffnet, sagt ihr?
Beyde.?Bewaffnet, Gn?diger Herr.
Hamlet.?Von Fu? zu Kopf?
Beyde.?Ja, Gn?diger Herr.
Hamlet.?So konntet ihr ja sein Gesicht nicht sehen?
Horatio.?O ja, Gn?diger Herr; er trug sein Visier aufgezogen.
Hamlet.?Sagt mir, sah er ungehalten aus?
Horatio.?Seine Gebehrdung schien mehr Traurigkeit als Zorn auszudr��ken.
Hamlet.?Bleich oder roth?
Horatio.?Sehr bleich.
Hamlet.?Und sah er euch ins Gesicht?
Horatio.?Sehr starr.
Hamlet.?Ich wollte, da? ich dabey gewesen w?re.
Horatio.?Es w��rde euch in kein geringes Schreken gesezt haben.
Hamlet.?Sehr vermuthlich; blieb es lange?
Horatio.?So lange man brauchte, um mit m?ssiger Geschwindigkeit Hundert zu z?hlen.
Beyde.?L?nger, L?nger.
Horatio.?Als ich es sah, nicht.
Hamlet.?War sein Bart grau? Nein--
Horatio.?Das war er, so wie ich ihn in seinem Leben gesehen habe, silbergrau.
Hamlet.?Ich will mit euch auf die Wache, diese Nacht; vielleicht geht es wieder.
Horatio.?Ich bin euch gut daf��r, das wird es.
Hamlet.?Wenn es meines ehrw��rdigen Vaters Gestalt annimmt, so will ich mit ihm reden, wenn gleich die H?lle selbst ihren Schlund aufreissen und mich schweigen heissen w��rde. Ich bitte euch, wofern ihr diese Erscheinung bisher geheim gehalten habet, so la?t es immer ein Geheimni? unter uns bleiben; es mag heute Nacht begegnen was da will, beobachtet es, aber schweigt. Ich will erkenntlich f��r eure Freundschaft seyn: Nun, gehabt euch wol. Zwischen eilf und zw?lf Uhr, auf der Terrasse, will ich euch besuchen.
Alle.?Eure dem��thige Knechte, Gn?diger Herr--
(Sie gehen ab.)
Hamlet.?Meine Freunde, wie ich der eurige: Lebet wohl.
(Allein.)
Meines Vaters Geist in Waffen! Es ist nicht alles wie es seyn soll! Ich besorge irgend eine verdekte ��belthat: Wenn nur die Nacht schon da w?re! Bis dahin, size still, meine Seele:?Sch?ndliche Thaten m��ssen ans Licht kommen, und wenn der ganze Erdboden ��ber sie hergew?lzt w?re.
F��nfte Scene.?(Verwandelt sich in ein Zimmer in Polonius Hause.)?(Laertes und Ophelia treten auf.)
Laertes.?Mein Ger?the ist eingepakt, lebet wohl Schwester, und wenn die Winde meiner Reise g��nstig sind, so verschlaft mein Andenken nicht, sondern la?t mich Nachrichten von euch haben.
Ophelia.?Wie k?nnt ihr daran zweifeln?
Laertes.?Was den Hamlet und die T?ndeley seiner Liebe betrift, haltet sie f��r einen fl��chtigen Geschmak, und ein Spiel des jugendlichen Blutes; ein Veilchen in den ersten Fr��hlings-Tagen der Natur, fr��hzeitig aber nicht dauerhaft; angenehm, aber hinf?llig; ein lieblicher Geruch f��r eine Minute; nicht mehr--
Ophelia.?Nicht mehr als das?
Laertes.?Glaubt mir, nicht mehr, liebe Schwester. Wir nehmen in unsrer Jugend nicht nur an Gr?sse und St?rke zu; die Seele w?ch?t mit,
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