Thür, durch die sie eingetreten, wieder zu und war seinen Augen entschwunden, bevor er sich noch von der bezwingenden Gewalt des Eindrucks ihrer Erscheinung zu l?sen vermochte.
Und seltsam! Die Gr?fin gab zu diesem ausfallenden Verhalten keine Erkl?rung.
Sie sah nur Graf Dehn mit einem eigentümlich forschenden Blick an und zog, als er zu einer Frage anheben wollte, mit einer Miene die Schultern, als ob sie ihm durch diese stumme Geberde eine Antwort erteilen, ihn aber zugleich ersuchen wollte, sich mit dieser Erwiderung zu begnügen.
Sie erhob sich jedoch nunmehr und sagte:
"Trinken wir das letzte Glas, lieber Graf, auf die Erfüllung unserer Hoffnungen, gleichviel, welche sie sein m?gen. Und nun, ich bitte, kommen Sie, Sie müssen unseren Garten und unseren Park bewundern--"
Und nachdem auf ihr Zeichen ein Kammerm?dchen erschienen war und beider Garderobe gebracht hatte, schritt sie ihm, einen wei?seidenen Sonnenschirm über sich, seidengraue, bis über die Arme fallende Handschuhe an den H?nden und ein grauseidenes, zartes Tuch mit langen, schneewei?en Seidenfranzen um die Schultern geschlungen, von dem hochgelegenen freien Balkon herab in den Garten voran.--
Noch vor Tisch erschien Graf Lavard in Axels Gem?chern. Er klopfte kurz und stark an die Thür, trat mit einem gleichsam von ihm ausstrahlenden Freimut auf den Sohn seines besten Jugendfreundes zu, sah ihm liebenswürdig in die Augen und schüttelte ihm mit jener lebhaft h?flichen Herzlichkeit die Hand, welche den D?nen und den Franzosen gemeinsam eigen ist.
Er bot eine überaus vornehme, aber auffallende Erscheinung. Auf einem geschmeidigen, noch jugendlichen K?rper sa? ein mit wei?em Haar bedeckter, kurzglatt geschorener Kopf, auch der Schnurrbart war wei?, w?hrend die Farbe des Angesichts nicht spurenweise, wie bei anderen Menschen, ger?tete Farben, sondern ein über und über gesund ger?tetes, feuriges Kolorit zeigte. Und alles, was er trug und wie er's trug, pa?te zu seiner Pers?nlichkeit. Ueber Lackstiefeln sa?en kreidewei?e Gamaschen, auch die Weste war aus wei?em Stoff, w?hrend den übrigen K?rper ein loser, grauer, sogenannter englischer Anzug umschlo?. In der That, ein sch?nes, vornehmes Geschlecht, diese Lavards! Graf Dehn fühlte sich fast ein wenig herabgedrückt neben diesen überall von den Erscheinungen ungew?hnlichen Reichtums umgebenen Menschen.
"Ich habe," hub er an, "meinen Freund den alten Grafen Knut, und den Doktor unten aus unserm Dorf Kneedeholm zu Tisch geladen.--Ist Ihnen hoffentlich nicht unangenehm, lieber Graf Dehn?
O nein, o nein, ich wei?! Gleich am ersten Tage mag man nicht gleich von zu vielen Eindrücken bestürmt werden. Haben Sie Imgjor schon gesehen?--So--so--Hm vortrefflich!--Ich sprach meine Frau nur flüchtig. Also, auf Wiedersehen in einer Viertelstunde!"
Und dann ging er, Axel warmherzig zunickend, und dieser, die Brust voll von unruhigen Erwartungen blieb allein.--
Das Speisegemach in Rankholm lag zu Seiten des gro?en Empfangssalons, welcher wegen seiner Spiegelw?nde der Spiegelsaal genannt wurde. Als Axel von dem in einem tadellosen Frack und wei?er Binde steckenden Frederik zun?chst in den ersteren geleitet wurde, fand er die Herrschaften schon versammelt.
Die Gr?fin, die ihm gleich liebenswürdig zunickte, befand sich in einem Gespr?ch mit dem Grafen Knut, einem kleinen, starken, beweglichen Herrn mit hinkendem Bein und tiefer Schmarre in dem sehr ausdrucksvollen, d?nisch geschnittenen Gesicht.
Graf Lavard unterhielt sich dagegen mit dem jungen Doktor Prest?, einem Mann, der wie ein Korpsbursch aussah und durch die dunklen Farben seines Angesichts und durch das tiefe Schwarz seines Haares eher einem Italiener, als einem Bewohner des Nordens glich.
Imgjor endlich stand vor einem gro?en, reich vergoldeten K?fig und besch?ftigte sich mit einem prachtvollen, buntgefiederten Papagei, den sie z?rtlich verh?tschelte und der auch ihr sehr zugethan zu sein schien.
Sogleich fand die allgemeine Vorstellung und ein lebhafter Wortaustausch zwischen Axel und dem Grafen Knut statt, und nur Imgjor blieb nach steif formeller Verneigung neben dem Bauer stehen und trat erst von diesem zurück, als Frederik die Flügelthüren zu dem Speisegemach und der dort aufgehellten, in Krystall und Silber strahlenden Tafel aufstie?.
Graf Knut führte die Gr?fin, der Graf gab einer noch eben hinzugetretenen, als Imgjors Lehrerin vorgestellten, ?lteren Hausdame den Arm, und Axel erhielt seinen Platz zwischen Imgjor und dem Doktor Prest?, in der Art, da? er und die übrigen, mit Ausnahme von Imgjor, für die an dem unteren Ende der Tafel ein Kouvert gedeckt war, einander gegenübersa?en.
Das Gespr?ch wurde zun?chst so ausschlie?lich von der Gr?fin in Anspruch genommen, da? die anderen zu einer Einzelkonversation keine Gelegenheit fanden. Erst sp?ter gelang es Axel, sich mit Imgjor zu besch?ftigen und mit dem Doktor eine Unterhaltung anzuknüpfen. Allerdings zeigte dieser eine ?hnliche unh?fliche Zürückhaltung wie Imgjor.
Es giebt junge Leute, die ohne ein zu Tage tretendes Bestreben, sich vordr?ngen zu wollen, mit einer Geschlossenheit und Sicherheit des Wesens auftreten, als ob alle Geheim- und Weisheitsbücher der Welt schon vor ihnen aufschlagen gewesen seien. Ein solcher Mensch war der Doktor. Er gab sich Axel gegenüber sehr unbiegsam und nichts weniger als zuvorkommend. Von seinem mit bürgerlichem Hochmut gepaarten Selbstgefühl wurde Axel in solcher Weise abgesto?en, da? er es sehr bald ablehnte, seinen Nachbar überhaupt noch zu beachten. Er redete ihn
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