Geschichte des Agathon, Teil 1 | Page 4

Christoph Martin Wieland
Kapitel: Folgen des Vorhergehenden Viertes Kapitel: Eine kleine Abschweifung F��nftes Kapitel: Schwachheit des Agathon; unverhoffter Zufall, der seine Entschlie?ungen bestimmt Sechstes Kapitel: Betrachtungen, Schl��sse und Vors?tze Siebentes Kapitel: Eine oder zwo Digressionen Neuntes Buch Erstes Kapitel: Ver?nderung der Szene. Charakter der Syracusaner, des Dionysius und seines Hofes Zweites Kapitel: Charakter des Dion. Anmerkungen ��ber denselben. Eine Digression Drittes Kapitel: Eine Probe, da? die Philosophie so gut zaubern k?nne, als die Liebe Viertes Kapitel: Philistus und Timocrates F��nftes Kapitel: Agathon wird der G��nstling des Dionysius Zehentes Buch Erstes Kapitel: Von Haupt--und Staats-Aktionen. Betragen Agathons am Hofe des K?nigs Dionys Zweites Kapitel: Beispiele, da? nicht alles, was glei?t, Gold ist Drittes Kapitel: Gro?e Fehler wider die Staats-Kunst, welche Agathon beging--Folgen davon Viertes Kapitel: Nachricht an den Leser F��nftes Kapitel: Moralischer Zustand unsers Helden Eilftes Buch Erstes Kapitel: Apologie des griechischen Autors Zweites Kapitel: Die Tarentiner. Charakter eines liebensw��rdigen alten Mannes Drittes Kapitel: Eine unverhoffte Entdeckung Viertes Kapitel: Etwas, das man ohne Divination vorhersehen konnte F��nftes Kapitel: Abdankung

VORBERICHT
Der Herausgeber der gegenw?rtigen Geschichte siehet so wenig Wahrscheinlichkeit vor sich, das Publicum ��berreden zu k?nnen, da? sie in der Tat aus einem alten Griechischen Manuskript gezogen sei; da? er am besten zu tun glaubt, ��ber diesen Punkt gar nichts zu sagen, und dem Leser zu ��berlassen, davon zu denken, was er will.
Gesetzt, da? wirklich einmal ein Agathon gewesen, (wie dann in der Tat, um die Zeit, in welche die gegenw?rtige Geschichte gesetzt worden ist, ein komischer Dichter dieses Namens den Freunden der Schriften Platons bekannt sein mu?:) gesetzt aber auch, da? sich von diesem Agathon nichts wichtigers sagen lie?e, als wenn er geboren worden, wenn er sich verheiratet, wie viel Kinder er gezeugt, und wenn, und an was f��r einer Krankheit er gestorben sei: was w��rde uns bewegen k?nnen, seine Geschichte zu lesen, und wenn es gleich gerichtlich erwiesen w?re, da? sie in den Archiven des alten Athens gefunden worden sei?
Die Wahrheit, welche von einem Werke, wie dasjenige, so wir den Liebhabern hiemit vorlegen, gefodert werden kann und soll, bestehet darin, da? alles mit dem Lauf der Welt ��bereinstimme, da? die Charakter nicht willk��rlich, und blo? nach der Phantasie, oder den Absichten des Verfassers gebildet, sondern aus dem unersch?pflichen Vorrat der Natur selbst hergenommen; in der Entwicklung derselben so wohl die innere als die relative M?glichkeit, die Beschaffenheit des menschlichen Herzens, die Natur einer jeden Leidenschaft, mit allen den besondern Farben und Schattierungen, welche sie durch den Individual-Charakter und die Umst?nde einer jeden Person bekommen, aufs genaueste beibehalten; daneben auch der eigene Charakter des Landes, des Orts, der Zeit, in welche die Geschichte gesetzt wird, niemal aus den Augen gesetzt; und also alles so gedichtet sei, da? kein hinl?nglicher Grund angegeben werden k?nne, warum es nicht eben so wie es erz?hlt wird, h?tte geschehen k?nnen, oder noch einmal wirklich geschehen werde. Diese Wahrheit allein kann Werke von dieser Art n��tzlich machen, und diese Wahrheit getrauet sich der Herausgeber den Lesern der Geschichte des Agathons zu versprechen.
Seine Hauptabsicht war, sie mit einem Charakter, welcher gekannt zu werden w��rdig w?re, in einem manchfaltigen Licht, und von allen seinen Seiten bekannt zu machen. Ohne Zweifel gibt es wichtigere als derjenige, auf den seine Wahl gefallen ist. Allein, da er selbst gewi? zu sein w��nschte, da? er der Welt keine Hirngespenster f��r Wahrheit verkaufe; so w?hlte er denjenigen, den er am genauesten kennen zu lernen Gelegenheit gehabt hat. Aus diesem Grunde kann er ganz zuverl?ssig versichern, da? Agathon und die meisten ��brigen Personen, welche in seine Geschichte eingeflochten sind, wirkliche Personen sind, dergleichen es von je her viele gegeben hat, und in dieser Stunde noch gibt, und da? (die Neben-Umst?nde, die Folge und besondere Bestimmung der zuf?lligen Begebenheiten, und was sonsten nur zur Auszierung, welche willk��rlich ist, geh?rt, ausgenommen) alles, was das Wesentliche dieser Geschichte ausmacht, eben so historisch, und vielleicht noch um manchen Grad gewisser sei, als irgend ein St��ck der glaubw��rdigsten politischen Geschichtschreiber, welche wir aufzuweisen haben.
Es ist etwas bekanntes, da? ?fters im menschlichen Leben weit unwahrscheinlichere Dinge begegnen, als der Chevalier de Mouhy selbst zu erdichten sich getrauen w��rde. Es w��rde also sehr ��bereilt sein, die Wahrheit des Charakters unsers Helden deswegen in Verdacht zu ziehen, weil es ?fters unwahrscheinlich ist, da? jemand so gedacht oder gehandelt habe, wie er. Wenn es unm?glich sein wird, zu beweisen, da? ein Mensch, und ein Mensch unter den besondern Bestimmungen, unter welchen sich Agathon von seiner Kindheit an befunden, nicht so denken oder handeln k?nne, oder wenigstens es nicht ohne Wunderwerke, Einfl��sse unsichtbarer Geister, oder ��bernat��rliche Bezauberung h?tte tun k?nnen: So glaubt der Verfasser mit Recht erwarten zu k?nnen, da? man ihm auf sein Wort glaube, wenn er positiv versichert, da? Agathon wirklich so gedacht oder gehandelt habe. Zu gutem Gl��cke finden sich in den beglaubtesten Geschichtschreibern, und schon allein in den Lebensbeschreibungen des Plutarch Beispiele genug, da? es
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