German Science Reader | Page 6

Charles F. Kroeh
schiefe Cylinder, je nachdem ihre Achse
senkrecht oder schief auf der Grundfläche steht.
Würfel oder Kubus heisst jedes Parallelopiped, dessen Grundflächen
und Seitenflächen Quadrate sind, die folglich gleich und senkrecht auf
einander sind.
Kegel heisst jeder pyramidische Körper, dessen Grundfläche
gewöhnlich ein Kreis, und dessen Seitenfläche (Mantel) eine einzige
solche krumme ist, dass darin von der Spitze nach jedem Punkte der
Peripherie der Grundfläche eine gerade Linie gezogen werden kann.
9.
Die Seitenfläche eines geraden Prismas wird erhalten, indem man den
Umfang mit der Höhe multipliziert.
Pyramiden von gleich grosser Grundfläche und Höhe sind
inhaltsgleich.[1]
Der Inhalt einer Pyramide ist gleich dem dritten Teil vom Produkte aus
Grundfläche und Höhe, oder, was dasselbe sagt, gleich der Grundfläche
mit einem Drittel der Höhe multipliziert.
Man kann den Kegel als eine Pyramide betrachten, deren Grundfläche
ein regelmässiges Vieleck von unendlich vielen Seiten ist.
Der Cylinder kann als ein regelmässiges Prisma von unendlicher
Seitenzahl betrachtet werden.
Was die Mantelfläche[2] des geraden Cylinders betrifft, so kann man
sich dieselbe vom Cylinder abgewickelt denken und erhält dann
offenbar ein Rechteck, dessen Höhe die Höhe des Cylinders, und
dessen Grundlinie gleich dem Umfange der Grundfläche (2[pi]r) ist.
Die Kugel ist ein Körper von einer einzigen krummen Fläche
dergestalt[3] begrenzt, dass alle Punkte derselben von einem innerhalb
liegenden Punkt gleich weit entfernt sind.

Ein[4] von einem grössten Kreis begrenzter Abschnitt heisst
Halbkugel.
Die Oberfläche einer Kugel ist viermal so gross als die Fläche eines
grössten Kreises, und der Inhalt der Kugel so gross als der eines Kegels,
dessen Grundfläche gleich der Oberfläche, und dessen Höhe gleich
dem Radius der Kugel ist. (F=4[pi]r². V=4/3[pi]r³).
Man denke sich einen Cylinder, einen Kegel und eine Kugel gezeichnet,
so dass die Radien aller drei Körper gleich sind, und die Höhe des
Kegels und des Cylinders gleich dem doppelten Radius sind. Wie
verhalten[5] sich diese drei Körper, Kegel, Kugel und Cylinder
hinsichtlich ihres Kubikinhalts zu einander? Antwort: wie 1:2:3. Dieses
merkwürdige Verhältniss entdeckte Cicero auf einem[6] dem Archimed
in Syrakus gesetzten Denkmale.
Die Inhalte ähnlicher Körper verhalten sich wie die Kuben ähnlich
liegender Seiten.
Zwei Körper heissen ähnlich, wenn die körperlichen Winkel
wechselweise gleich sind, und je zwei ähnlich liegende Kanten
dasselbe Verhältnis zu einander haben. Alsdann sind offenbar auch die
Seitenflächen ähnlich und beide Körper an Form vollkommen gleich,
und nur an Grösse verschieden.
Zwei Körper heissen symmetrisch (ebenmässig), wenn alle
entsprechenden Bestandtheile derselben, wie Ecken, Winkel,
Seitenflächen etc., einzeln genommen einander vollkommen gleich
sind, jedoch in der Zusammensetzung gerade entgegengesetzte Lage
haben, so dass dasselbe Stück, welches bei dem einen Körper rechts,
oben etc., in dem andern links, unten etc. liegt.
10.
DIE PHYSIK.
Die Physik beschäftigt sich im Wesentlichen[1] mit gewissen
Erscheinungen und Veränderungen an leblosen Naturkörpern, welche

nicht von einer Aenderung des Stoffes begleitet sind.
Ein Naturkörper ist ein allseitig[2] begrenzter Teil des Raumes,
welcher mit Stoff (Materie, Substanz) ausgefüllt ist.
Ein jeder Körper besitzt eine gewisse Ausdehnung; er dehnt sich nach
allen Richtungen aus. Man unterscheidet drei Hauptrichtungen: Länge,
Breite und Höhe (Dicke).
Zur Messung von Längen dient das Längenmass, dessen Einheit[3] das
Meter (m) bildet; dasselbe ist der vierzigmillionste Teil des
Erdumfangs von Pol zu Pol gemessen. Die Einheit des Flächenmasses
ist das Quadratmeter (qm oder m²).
Die Einheit des Raummasses ist das Kubikmeter (cbm oder m³).
Die gesetzliche Längeneinheit bildet das[4] von der Internationalen
Kommission der Masse und Gewichte in Paris aufbewahrte
Normalmeter aus Platiniridium.
Allgemeine Eigenschaften[5] des Stoffs. Die Undurchdringlichkeit ist
diejenige Eigenschaft des Stoffs, vermöge deren an dem Ort, wo sich
ein Naturkörper befindet, nicht gleichzeitig ein zweiter existieren kann.
Diese Eigenschaft ist uns an den starren[6] und flüssigen Körpern
durch die tägliche Erfahrung geläufig[7]. Weniger auffallend ist sie bei
den luftförmigen Körpern. Sie zeigt sich indessen z. B., wenn man ein
umgekehrtes Trinkglas unter Wasser drückt: das Wasser füllt dasselbe
nicht an, weil die Luft nicht entweichen kann. (Hierauf beruht die
Taucherglocke). Ebenso zeigt sich die Undurchdringlichkeit der Luft an
den zerstörenden Wirkungen der Stürme.
Die Teilbarkeit der Körper ist ebenfalls Gegenstand der täglichen
Erfahrung. Manche Körper sind in hervorragendem Masse teilbar, z. B.
die edlen Metalle (das Gold lässt sich zu 0,0001 mm dicken Blättern
ausschlagen), die Farbstoffe.
Mit dem Namen Porosität wird die allgemeine Thatsache bezeichnet,
dass die Moleküle der Körper nicht dicht aufeinanderliegen, sondern

dass sich mehr oder weniger grosse Zwischenräume zwischen
denselben befinden, in welche unter Umständen die Moleküle anderer
Körper eindringen können. So lässt sich durch kompakte Metalle
mittelst starken Drucks Wasser hindurchtreiben, woraus wir schliessen
müssen, dass die molekularen Zwischenräume oder Poren der Metalle
grösser sind als die Moleküle des Wassers. Die Porosität im
gewöhnlichen Sinne des Wortes, wie sie z. B. ein Schwamm oder ein
Ziegelstein zeigt, ist selbstverständlich[8] keine allgemeine Eigenschaft
der Körper.
Die Eigenschaft der Zusammendrückbarkeit und Ausdehnbarkeit ist
eine Folge der Porosität. Sie beruht auf einer Aenderung der Grösse der
Molekülzwischenräume durch äussern Druck oder
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