Gebete für Israeliten | Page 6

A.A. Wolff
von dem sichtbaren Himmelsbogen widerstrahlt, spiegelt sich für den Menschen der selige Friede des unsichtbaren Himmels ab. Bei aller Not und Sorge des Lebens soll der Mensch zum Himmel empor schauen und dort die Tr?stung und Erquickung suchen, die die Erde nicht zu gew?hren vermag, und in den Versuchungen der Welt, in ihrem Kampf und Streit soll er von deinem Himmel Kraft und Freiheit holen. Aber darf auch ich wohl meinen Blick zum Himmel erheben?--O, nur der kann freudig empor in die H?he sehen, der das tut, was dir wohlgef?llig ist! Hab ich dieses getan? War ich stets eingedenk, da? ich überall in deinem Heiligtum bin, da überall der Himmel über mir ausgebreitet ist, der deine Herrlichkeit Tag für Tag verkündet? Habe ich mich wohl auf Geistesschwingen zum Himmel gehoben, w?hrend mein Fu? zur Erde gestellt war--leuchtete ein Himmel der Liebe aus meinem Auge, wenn ich mit meinen Menschenbrüdern verkehrte? O Gott, sei mit mir heute, da? ich jede Versuchung besiege, jede sündige Lust bezwinge, und da? jeder meiner Gedanken, jedes meiner Worte und jede meiner Taten von der Klarheit des Himmels widerscheine, da? mein Wandel dir wohlgefalle, und die Liebe des Himmels mich einst verkl?re bei dir, du, mein Gott, dessen Huld so erhaben ist, wie der Himmel über der Erde, du, der du meine Sünden vergibst und mich kr?nest mit Barmherzigkeit und Gnade.[11]
Amen!

Abendgebet.
11. Wie, o Gott, soll ich dir danken für alle Wohltaten, die du mir heute erwiesen? O, nicht nur, da? du in Gnade deine Hand über mich gehalten und mich das t?gliche Brot für mich und die Meinigen hast finden lassen--nein, sieh in reichlichem Ma?e hast du mir dasselbe verg?nnt, und vorzüglich danke ich dir für die besondere Tr?stung und Ermunterung, die mich heute so unerwartet erquickt hat. Ach wie glücklich machte mich nicht der geringste Dank, den ich durch deine Gnade erntete und die Freude, die der eine und andere meiner Mitwanderer hier im Leben, mir, gewi? nach deiner gütigen Eingebung, bereitet hat. Nein! ich kann mich nicht in die Arme des Schlafes werfen, ohne dich um Vergebung zu bitten, da? ich so oft über die Bürden des Lebens und über den Undank und die Verkennung der Welt geseufzt habe! Sah ich nicht heute, wie hoch mein Herz sich freute und sich freuen mu?te bei dem geringsten Dank, bei dem aufmunternden Lohne, den ich zuweilen erntete, und wie solch' selige Augenblicke gerade in Stunden der Ermüdung und Erschlaffung eintreten! Und wenn ich noch bedenke die himmlischen Augenblicke, in welchen es mir verg?nnt war, die H?nde der Schwachen, die Knie der Wankenden zu st?rken, wo ich durch deinen Beistand es vermochte, zu tr?sten und zu beruhigen, durch meine Anerkennung der Wirksamkeit anderer imstande war, sie zu erneuetem Flei?e anzuspornen,--o, dann überstr?mt mein Herz von Dank und Freude; ich will nicht mehr klagen, ich will jede Stunde recht benutzen, um so meine Mitmenschen zu erfreuen, auf da? auch ihre Seelen Ruhe in dir finden. St?rke mich hierzu, o mein Gott, dazu empfehle ich meinen Geist deinem Schutze!
Amen!
[Fu?note 11: Ps. 103, 3.]

Am Dienstag.

Morgengebet.
12. Allgütiger Gott! Nimm das Morgenopfer meines Herzens als Dank entgegen für die neuen Beweise deiner Gnade, die du mir in der verflossenen Nacht gegeben. Ach, wie viele haben diese nicht in Unruhe und Kummer verbracht, und von wie vieler Lager wurde nicht der Schlaf durch Angst und Sorge verscheucht; ich aber wurde verschont, die Meinigen hast du beschirmt! o, wie wenig habe ich doch so viele Gnade verdient! So manchen Morgen erwachte ich nur mit neuen Wünschen und verga? es, wie sehr du mich bereits gesegnet, und wie vielen Dank ich dir schulde; doch heute steht deine Güte mir vor Augen, und o, wie glücklich macht mich dieser Gedanke! Ach, wie wenige fühlen doch das Gute, das sie unabl?ssig von deiner Hand empfangen, und wie innig mu? ich dir nicht danken, da? du durch deine heilige Lehre in mir die Erkenntnis deiner Wohltaten geweckt hast! Und wenn ich ganz von deiner g?ttlichen Lehre erfüllt w?re, o wie glücklich würde ich mich dann noch fühlen, welch ein Born der Freude würde da unaufh?rlich aus derselben für mich flie?en, selbst dann, wenn Kummer und Sorgen mich umgeben, welche Seligkeit würde ich dann nicht aus jedem Gebote sch?pfen, das ich erfülle! O, du Ewiger! la? diesen Tag mich dem gro?en Ziele n?her bringen, dem ich nachstreben soll! Sei mit mir in all meinen Bestrebungen, hilf mir in meiner Schw?che, erleuchte mich in meiner Unwissenheit, umgürte mich mit der Kraft des Willens, la? meine Seele alles in Klarheit schauen, mein Herz alles Edle und Heilige mit W?rme umfassen! Rüste mich aus mit Standhaftigkeit und lege an diesem Tage reichen Segen in meine Arbeit. Bewahre du, Ewiger, meinen Ausgang und meinen Eingang, o, entziehe mir nicht deine Barmherzigkeit, sondern la? deine Gnade und Treue mich stets beschirmen!
Amen!

Betrachtung über 1. B.
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 56
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.