Gebete für Israeliten | Page 7

A.A. Wolff
Seligkeit
würde ich dann nicht aus jedem Gebote schöpfen, das ich erfülle! O, du
Ewiger! laß diesen Tag mich dem großen Ziele näher bringen, dem ich

nachstreben soll! Sei mit mir in all meinen Bestrebungen, hilf mir in
meiner Schwäche, erleuchte mich in meiner Unwissenheit, umgürte
mich mit der Kraft des Willens, laß meine Seele alles in Klarheit
schauen, mein Herz alles Edle und Heilige mit Wärme umfassen! Rüste
mich aus mit Standhaftigkeit und lege an diesem Tage reichen Segen in
meine Arbeit. Bewahre du, Ewiger, meinen Ausgang und meinen
Eingang, o, entziehe mir nicht deine Barmherzigkeit, sondern laß deine
Gnade und Treue mich stets beschirmen!
Amen!

Betrachtung über 1. B. M. 1, 9-13.
13. Wie könnte ich wohl am dritten Tage der Woche mein Auge der
Herrlichkeit des Tages öffnen, ohne dir für deine unendliche Güte zu
danken, mit welcher du die Erde erfüllt hast und sie mit jedem Morgen
aufs neue erfüllst? An diesem Tage, so ließest du uns in der
Schöpfungsgeschichte verkünden, riefst du Gras, Kräuter und Bäume
hervor, die Frucht und Samen tragen, jegliches nach seiner Art. So hast
du, allgütiger Gott, für jedes lebende Geschöpf seinen Bedarf bereitet,
bevor es noch ins Dasein gerufen war, so hast du auch an mich gedacht,
bevor ich noch das Tageslicht schaute, hast liebevolle Wesen bestellt,
die für mich sorgten, die mich kleideten und ernährten, mich erzogen
und leiteten, und die Erde, sie ist voll deiner Gaben. O, wie könnte ich
da verzagen und bekümmert fragen: woher soll ich Brot für meinen
Lebensunterhalt nehmen? O, getrost bete ich zu dir: Gib mir und den
Meinigen unser tägliches Brot, daß wir nie der Gabe eines Menschen
bedürfen, erhalte uns in Genügsamkeit, daß wir in bescheidenem und
prunklosem Wandel uns glücklich fühlen, jeglicher in seinem Berufe
und jeglicher in seinem Stande. Wache über die Bedürftigen und
Notleidenden und gewähre mir die Seligkeit, ihnen wie ein herrlicher
Baum zu sein, der Schutz und Erquickung über sie ausbreitet, ja, laß
mich wie ein Baum sein, der an den Wasserbächen deines göttlichen
Wortes gepflanzt, reiche Früchte trägt, und dessen Blätter nie welken.
Laß, o Herr, mein Streben und Wirken dir wohlgefällig sein und auch
meinen Mitmenschen. Möchte mein Sinn von dem Licht aus der Höhe

erfüllt werden, und meine Rede wie stärkende, erquickende Nahrung
jedem sein, der darauf hört.--O, du, der du nie den Gerechten verläßt
und es ihm nie an Brot mangeln läßt, erhöre mich und laß mich heute
stark im Guten sein, errette mich von jeglicher Sünde, auf daß du auch
über mein Werk heute wie bei der Schöpfung sagen könntest: »es war
gut«,[12] gut für das zeitliche und gut für das ewige Leben.
Amen!
[Fußnote 12: Buch Moses 1, 12]

Abendgebet.
14. Der Tag ist dahin gegangen, o, so schnell, so sehr schnell bei Arbeit
und Freude und unter deinem beschirmenden Segen, allbarmherziger
Gott und Vater! Und nun, da mein Tagewerk zu Ende ist, so kommt
mir so vieles in den Sinn, was ich vornehmen wollte, aber zu tun
vergessen, vieles, mit dem ich mich beschäftigt habe, aber nicht auf die
rechte Weise, so manches Wort, das ich gesprochen, das ich entweder
lieber gar nicht ausgesprochen haben möchte, oder doch nicht so, wie
ich es getan, mancher Mensch, dem ich begegnet, aber ohne darauf zu
achten, wie nützlich er für mich und ich für ihn hätte sein können. Ach
ich muß gestehen, wenn ich auch nur an eitlen Gewinn und eitle Lust
denken wollte:--könnte ich meinen Tag aufs neue beginnen, so würde
ich meine Zeit anders einteilen, so würde ich ganz anders mich
verhalten; vieles, was geschehen, würde ich ungetan lassen, vieles, was
unterlassen ist, würde ich zur Ausführung bringen--und wie viel mehr
erst, wenn ich an das Werk meines Seelenheils denke. O, muß ich nicht
fürchten, daß es einst, wenn mein ganzer Lebenstag dahingeschwunden
ist, für mich so sein wird, wie in dieser Stunde, muß ich nicht, weil es
noch Zeit ist, bestrebt sein, daß mein Lebenstag nicht vergeudet werde?
Darum nähere ich mich dir, mein Gott, mit dem Gebete:»tue mir kund
den Weg, den ich gehen soll, lehre mich nach deinem Willen handeln,
dein gütiger Geist führe mich Tag und Nacht auf die rechte Bahn!«[13]
Laß mich auch in dieser Nacht deine Güte erfahren, bewache, erquicke
und segne sowohl mich, als alle die Meinigen, und laß die Ruhe der

Nacht aufs neue mir Kraft schenken, um gegen alles zu kämpfen, was
im Streite ist mit der hohen Bestimmung meines Daseins, mit dem
Werk, das ich zu vollführen habe.»Herr! dein will ich gedenken, wenn
ich auf meinem Lager liege, über dich sinne ich in den Nachtwachen,
meine Seele hängt an dir, deine Rechte unterstützt mich.« Amen!
[Fußnote 13: Ps. 143, 8. 9.]

Am Mittwoch.

Morgengebet.
15.»Wenn ich auf meinem Lager bin, so denke ich an dich, o Gott, und
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