Gebete für Israeliten | Page 5

A.A. Wolff
du mir, daß ich den Weg des
Lichtes wandre, daß kein trüber Zweifel meine Seele umschleiere,
keine Versuchung mich auf die dunkle Bahn des Lasters führe. Laß
deine Gnade und Huld mir und den Meinigen zu teil werden, auf daß
wir unser tägliches Brot finden und es in Freuden genießen. Erleuchte
mich mit deinem Lichte und deiner Wahrheit, daß sie mich leiten, dich
zu suchen, dir zu dienen mit allem, was ich in dieser Woche vornehme,
daß keiner meiner Gedanken und keine meiner Taten das Licht des
Tages zu scheuen nötig habe. Verschone mich und die Meinigen von
großen Sorgen, die den Sinn beschweren, ihn niederdrücken und irre
leiten. Und so zuweilen die Aussichten trübe sind, und Angst mein
Herz beschleicht, dann laß mich eingedenk sein, daß du gnädig und
barmherzig bist, und daß den Frommen ein Licht in der Finsternis
aufstrahlt (Ps. 112); laß mich eingedenk sein, daß wir hienieden nicht
das volle Licht schauen können, daß es aber in der Ewigkeit herrlich für
diejenigen strahlen wird, die dich in Wahrheit anbeten. So nimm mich
denn in deinen Schutz, und möge all mein Streben in dieser Woche
dazu beitragen, daß ich einst würdig werde, dieses Licht zu
schauen,--»sei mir gnädig, segne mich und laß das Licht deines
Antlitzes mir leuchten!«[10]
Amen!

Abendgebet.
8. Wiederum habe ich einen Tag verlebt, an welchem du mir so viele
Beweise deiner väterlichen Fürsorge und deiner rettenden Gnade
gegeben, daß ich tief fühle, was ich dir schulde, und es tief erkenne,
wie wenig ich so viel Güte verdient habe. O! mein Gott, gehe nicht ins
Gericht mit mir; denn vor dir ist kein Lebender gerecht, sondern vergib
in deiner Langmut und Barmherzigkeit meine Sünden, meine Vergehen
und Irrtümer, die ich mir im Laufe des Tages habe zu schulden
kommen lassen. Erhöre meine Seufzer, die ich in Demut emporsende,
auf daß ich getrost mich zur Ruhe legen, und nun zur Zeit, wo aller
menschliche Beistand schlummert, auf deinen Schutz vertrauen kann.
O du, vor dem die Nacht hell ist wie der Tag, sei du mein Beschützer in

jeglicher Gefahr, das Licht meiner Seele in der schaurigen Finsternis,
bewahre mich vor den Schrecknissen der Nacht, halte jegliche
Krankheit von meinem Lager fern, und laß deinen Geist mich beseelen,
auch wenn ich schlummere, auf daß ich neue Kraft gewinne, um die
Kämpfe des Lebens zu bestehen, und gestärkt werde, deinen Willen zu
erfüllen. Erbarme dich der Menschenkinder und laß bald die Nacht vor
deinem himmlischen Lichte weichen, das Friede und Liebe auf der
ganzen Erde verbreitet; halte deine Hand über die, die unter dem Dache
meines Hauses schlafen, daß niemand sündige, niemand strauchle! Dir
empfehle ich alle meine Lieben, nahe und ferne, laß mich in Frieden
schlafen und wohl und gesund wieder erwachen, um dich zu loben und
zu preisen, daß du warst die Hilfe meines Antlitzes, mein Schild, mein
Gott.
Amen!
[Fußnote 10: Ps. 67, 2.]

Am Montag.

Morgengebet.
9. So bin ich denn wieder erwacht, ich rege mich und lebe in dir, du
Lebensspender, allgütiger Gott! Ach, mit welch drückenden Gedanken
begab ich mich zur Ruhe! Kaum hoffte und erwartete ich, von den
mannigfachen Sorgen befreit zu werden, die auf meinem Herzen
lasteten und meine Seele so unruhig machten; aber du bereitetest mir
einen erquickenden Schlaf, und mit den Schatten der Nacht, die vor
dem Lichte des Morgens weichen, war alles, was mich drückte,
verschwunden. Nun fühle ich mich wie neu geschaffen und schaue mit
Vertrauen auf zu deiner unendlichen Güte, die über mich wachet.
Unschlüssig war ich und fürchtete den kommenden Tag; aber siehe, es
ist als ob du im Laufe der Nacht Entschlossenheit meiner Seele
eingegeben hättest, daß ich mit neuer Lust und freudigem Mute heute
wieder an mein Werk gehe. O, möchte doch mein Vertrauen auf dich

nie wanken, o, möchte es mich doch auch heute zu meinem Werke
begleiten, daß ich, was mir auch heute begegne, doch stets eingedenk
bleibe und mit ergebenem Sinne erkenne, daß du der Herr bist, und daß
du tuest, was gut in deinen Augen ist! Verleihe mir aber auch die Kraft,
in meinem Streben und Wirken würdig zu bleiben, das Auge zu dir
erheben zu dürfen, daß ich stets auf deine väterliche Hilfe und auf
deinen Schutz vertraue, daß kein falsches Vertrauen sich in mein Herz
schleiche, und daß ich nicht durch unermüdliches Jagen nach den
vergänglichen Dingen, durch Eigennutz, Genußsucht oder Eitelkeit das
Glück und den Segen verscherze, den du allen denen verheißen, die
ihre Hoffnung auf dich setzen. So stärke mich denn, daß ich arbeite,
ohne zu ermüden, daß ich mit dankbarem Sinn jede Freude genieße, die
du mir schenktest, und ich zum Segen wirke! Laß mich nie Ärgernis
und Anstoß verursachen, sondern in der Zeit als einen leben, der die
Ewigkeit vor Augen hat! O, du ewiger Gott, sei mir gnädig, segne
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 56
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.