Frau und Kindern auf der Spur | Page 8

Gerold K. Rohner
Land der Kings.
Drei Brüder und ihre Familien. Sie besassen das ganze Land auf der
West Seite des Dorfs ausser unserer kleinen Ranch, die wie ein Herz in
der Mitte ihrer Ranch steckte. Das hätte sie nicht stören müssen, denn
wir waren gute Nachbarn. Liessen unser Vieh nie auf ihrem Grund
weiden oder ihr Wasser trinken. Wir hatten unsere eigenen
Brunnenschächte gegraben und wir stahlen auch keine Rinder. Kurz,
wir waren friedlich, sie aber nicht. Sie wollten unser Land, denn es war
gut und hatte genug Wasser. Nicht dass sie es brauchten, denn sie
erworben immer mehr Land gegen Westen, Norden und Süden, so dass
sie ein wahres Reich geschaffen hatten. Sie waren nicht faul, das
musste man ihnen lassen. Stark und geschäftig, das wohl, aber auch
stolz und eingebildet. Zuerst waren sie freundlich, fast zu freundlich.
Machten Offerten für mein Land. Aber ich wollte nicht verkaufen. Zu
keinem Preis. Land zu haben war mir wichtiger als alles Geld auf der
Welt. Das Land war in unserem Besitz seit mein Grossvater, Fritz
Köster, von Deutschland ins neue Land gekommen war. Der Name
hatte sich geändert aber die Liebe zum Land nicht. Dann wurden sie
kalt und gehässig uns Custers gegenüber. Dann kamen die ersten
Drohungen. Frau King flüsterte zu Julia meiner Frau im Store: "Hast du
gelesen wie Don Browns Brunnen vergiftet worden war. All sein Vieh
starb. Sie sagen, jemand hätte Arsenik ins Wasser gemischt. Könnte
jedem passieren, heh. Auch euch. Seid nur nicht so selbstsicher." Und
da die Sheriffs Frau gerade in den Laden gekommen war, fügte sie
schnell hinzu: "Man muss Gott dankbar sein für seinen Schutz jeden
Tag." Diese Heuchlerin--wie konnte sie nur Gottes Namen auf die

Zunge nehmen. Sie hätte gar nichts sagen müssen, Vom Sheriff bis
zum Barbier war das ganze Dorf sowieso auf ihrer Seite--mehr aus
Angst als aus Liebe. Die Kings waren Unterdrücker. Für eine Weile
schickte ich Jack, meinen Sohn, den Hauptbrunnen zu bewachen, aber
es war nur eine Drohung gewesen. Sie wollten ja meine Ranch nicht
zerstören, nur in ihren Besitz bringen. Die Drohungen waren also nur
um unser Leben sauer zu machen. Doch dann schritten sie von den
Drohungen zur Tat. Der Bäcker wurde tot gefunden, von Hinten
erschossen. Ich hatte eine Ahnung wieso. Er war der einzige gewesen
der gegen die Kings aufgetreten war. Er scheute sich nicht ihnen seine
Meinung zu sagen. Ich sage nicht, die Kings hätten ihn erschossen, aber
sie trauerten ihm sicher nicht nach. Doch dann kam das Unerwartete.
Sie beschuldigten mich, dass ich den Bäcker erschossen hätte. Sie
brachten falsche Zeugen, die sie teilweise bestachen und teilweise
zwangen. Auch Chuck und Butch King, die Söhne einer der Kings
Brüder, sagten aus, dass sie mich in der Nähe des Tatorts gesehen
hätten. Ich wurde zum Hängen verurteilt. Da sass ich nun in der Zelle
im Sheriffs Haus und wartete auf meinen Todestag. Es war schlimm für
mich. Den Tod fürchtete ich nicht, aber das Eingesperrt sein konnte ich
nicht ertragen. War ich doch ein freier Mann gewesen, gewöhnt an die
Weiten der Prärie. Ich betete, denn ich glaubte an Gott. Ich glaubte dass
er mir helfen würde. Zwei Tage vor meinem Hinrichtungs Tag war der
Sheriff wieder einmal recht besoffen. Ich glaube er tat das um seine
Misere in diesem Dorf zu vergessen. Wahrscheinlich hatte er einen
ausgeprägten Gerechtigkeits Sinn, wie die Meisten Gesetzausführer.
Zwar gab es mit ihm nur schwarz und weiss, entweder war ein Mann
gut, oder er war böse. Dabei ist es ja klar, dass Gutes und Böses in uns
allen steckt. Aber Gerechtigkeit wurde in diesem Dorf von den Kings
bestimmt. Das sah der Sheriff nicht gern, war aber zu ängstlich etwas
dagegen zu tun. So soff er. Vor der Nacht nahm er mich immer auf das
Klo. Dazu legte er mir durch das Gitter die Handschellen an, öffnete
dann die Zelltür, liess mich hinaus und sperrte mich dann ins Klo
hinein. Durch das kleine Fenster in der Klo Türe nahm er mir die
Handschellen ab. Dann konnte ich mein Geschäft erledigen. Dann ging
das ganze wieder im Rückwärtsgang, bis ich wieder in der Zelle war.
"Na, beeil dich schon, J-J-Josh, hab ja n-n-nicht die ganze Nacht. Man
will sich ja auch m-m-mal hinlegen. Kannst dich ja wirklich ein

Bisschen schneller b-b-bewegen". Doch diesmal schloss er zwar die
Zelltüre, vergass aber sie abzuschliessen. Er nahm den Schlüssel aus
dem Schlüsselloch, hatte aber vergessen ihn erst zu drehen. Ich wartete
bis etwa drei Uhr morgens, dann schlich ich mich hinaus. Ich rannte zu
meiner Ranch. Es war acht Meilen. Ich schuf es in einer Stunde. "Julia,
ich bin's, wach auf, beeil dich", weckte ich sie. "Ich werde nach Kanada
fliehen. Such mich in Edmonton, wenn ich wegkomme." "Ich liebe dich,
Josh--ich lieb dich--geh, geh schon--ich will dich nicht verlieren!" Sie
stopfte meine Taschen
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