das waren ihre Augen. Sie waren braun, aber im Schatten der Wimpern sahen sie schwarz aus, und ihr offener Blick traf die Menschen mit der K��hnheit der Unschuld.
Als der Verband fertig war, lud Herr Rouault den Arzt feierlich ?einen Bissen zu essen?, ehe er wieder aufbr?che. Karl ward in das E?zimmer gef��hrt, das zu ebener Erde lag. Auf einem kleinen Tische war f��r zwei Personen gedeckt; neben den Gedecken blinkten silberne Becher. Aus dem gro?en Eichenschranke, gegen��ber dem Fenster, str?mte Geruch von Iris und feuchtem Leinen. In einer Ecke standen aufrecht in Reih und Glied mehrere S?cke mit Getreide; sie hatten auf der Kornkammer nebenan keinen Platz gefunden, zu der drei Steinstufen hinauff��hrten. In der Mitte der Wand, deren gr��ner Anstrich sich stellenweise abbl?tterte, hing in einem vergoldeten Rahmen eine Bleistiftzeichnung: der Kopf einer Minerva. In schn?rkeliger Schrift stand darunter geschrieben. ?Meinem lieben Vater!?
Sie sprachen zuerst von dem Unfall, dann vom Wetter, vom starken Frost, von den W?lfen, die nachts die Umgegend unsicher machen. Fr?ulein Rouault schw?rmte gar nicht besonders von dem Leben auf dem Lande, zumal jetzt nicht, wo die ganze Last der Gutswirtschaft fast allein auf ihr ruhe. Da es im Zimmer kalt war, fr?stelte sie w?hrend der ganzen Mahlzeit. Beim Essen fielen ihre vollen Lippen etwas auf. Wenn das Gespr?ch stockte, pflegte sie mit den Oberz?hnen auf die Unterlippe zu bei?en.
Ihr Hals wuchs aus einem wei?en Umlegekragen heraus. Ihr schwarzes, hinten zu einem reichen Knoten vereintes Haar war in der Mitte gescheitelt; beide H?lften lagen so glatt auf dem Kopfe, da? sie wie zwei Fl��gel aus je einem St��cke aussahen und kaum die Ohrl?ppchen blicken lie?en. ��ber den Schl?fen war das Haar gewellt, was der Landarzt noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Ihre Wangen waren rosig. Zwischen zwei Kn?pfen ihrer Taille lugte -- wie bei einem Herrn -- ein Lorgnon aus Schildpatt hervor.
Nachdem sich Karl oben beim alten Rouault verabschiedet hatte, trat er nochmals in das E?zimmer. Er fand Emma am Fenster stehend, die Stirn an die Scheiben gedr��ckt. Sie schaute in den Garten hinaus, wo der Wind die Bohnenstangen umgeworfen hatte. Sich umwendend, fragte sie:
?Suchen Sie etwas??
?Meinen Reitstock, wenn Sie gestatten!?
Er fing an zu suchen, hinter den T��ren und unter den St��hlen. Der Stock war auf den Fu?boden gefallen, gerade zwischen die S?cke und die Wand. Emma entdeckte ihn. Als sie sich ��ber die S?cke beugte, wollte Karl ihr galant zuvorkommen. Wie er seinen Arm in der n?mlichen Absicht wie sie ausstreckte, ber��hrte seine Brust den geb��ckten R��cken des jungen M?dchens. Sie f��hlten es beide. Emma fuhr rasch in die H?he. Ganz rot geworden, sah sie ihn ��ber die Schulter weg an, indem sie ihm seinen Reitstock reichte.
Er hatte versprochen, in drei Tagen wieder nachzusehen; statt dessen war er bereits am n?chsten Tag zur Stelle, und von da ab kam er regelm??ig zweimal in der Woche, ungerechnet die gelegentlichen Besuche, die er hin und wieder machte, wenn er ?zuf?llig in der Gegend? war. ��brigens ging alles vorz��glich; die Heilung verlief regelrecht, und als man nach sechs und einer halben Woche Vater Rouault ohne Stock wieder in Haus und Hof herumstiefeln sah, hatte sich Bovary in der ganzen Gegend den Ruf einer Kapazit?t erworben. Der alte Herr meinte, besser h?tten ihn die ersten ?rzte von Yvetot oder selbst von Rouen auch nicht kurieren k?nnen.
Karl dachte gar nicht daran, sich zu befragen, warum er so gern nach dem Rouaultschen Gute kam. Und wenn er auch dar��ber nachgesonnen h?tte, so w��rde er den Beweggrund seines Eifers zweifellos in die Wichtigkeit des Falles oder vielleicht in das in Aussicht stehende hohe Honorar gelegt haben. Waren dies aber wirklich die Gr��nde, die ihm seine Besuche des Pachthofes zu k?stlichen Abwechselungen in dem armseligen Einerlei seines t?tigen Lebens machten? An solchen Tagen stand er zeitig auf, ritt im Galopp ab und lie? den Gaul die ganze Strecke lang kaum zu Atem kommen. Kurz vor seinem Ziele aber pflegte er abzusitzen und sich die Stiefel mit Gras zu reinigen; dann zog er sich die braunen Reithandschuhe an, und so ritt er kreuzvergn��gt in den Gutshof ein. Es war ihm ein Wonnegef��hl, mit der Schulter gegen den nachgebenden Fl��gel des Hoftores anzureiten, den Hahn auf der Mauer kr?hen zu h?ren und sich von der Dorfjugend umringt zu sehen. Er liebte die Scheune und die St?lle; er liebte den Papa Rouault, der ihm so treuherzig die Hand sch��ttelte und ihn seinen Lebensretter nannte; er liebte die niedlichen Holzpantoffeln des Gutsfr?uleins, die auf den immer sauber gescheuerten Fliesen der K��che so allerliebst schl��rften und klapperten. In diesen Schuhen sah Emma viel gr??er aus denn sonst. Wenn Karl wieder ging, gab sie ihm jedesmal das Geleit bis zur ersten Stufe der Freitreppe. War sein Pferd noch nicht vorgef��hrt, dann wartete sie mit. Sie hatten schon Abschied voneinander genommen, und so sprachen sie nicht mehr. Wenn es
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