nochmalige Pr��fung vor. Alles, was er gefragt werden konnte, lernte er einfach auswendig. In der Tat bestand er das Examen nunmehr mit einer ziemlich guten Note. Seine Mutter erlebte einen Freudentag. Es fand ein gro?es Festmahl statt.
Wo sollte er seine ?rztliche Praxis nun aus��ben? In Tostes. Dort gab es nur einen und zwar sehr alten Arzt. Mutter Bovary wartete schon lange auf sein Hinscheiden, und kaum hatte der alte Herr das Zeitliche gesegnet, da lie? sich Karl Bovary auch bereits als sein Nachfolger daselbst nieder.
Aber nicht genug, da? die Mutter ihren Sohn erzogen, ihn Medizin studieren lassen und ihm eine Praxis ausfindig gemacht hatte: nun mu?te er auch eine Frau haben. Selbige fand sie in der Witwe des Gerichtsvollziehers von Dieppe, die neben f��nfundvierzig J?hrlein zw?lfhundert Franken Rente ihr eigen nannte. Obgleich sie h??lich war, d��rr wie eine Hopfenstange und im Gesicht so viel Pickel wie ein Kirschbaum Bl��ten hatte, fehlte es der Witwe Dubuc keineswegs an Bewerbern. Um zu ihrem Ziele zu gelangen, mu?te Mutter Bovary erst alle diese Nebenbuhler aus dem Felde schlagen, was sie sehr geschickt fertig brachte. Sie triumphierte sogar ��ber einen Fleischermeister, dessen Anwartschaft durch die Geistlichkeit unterst��tzt wurde.
Karl hatte in die Heirat eingewilligt in der Erwartung, sich dadurch g��nstiger zu stellen. Er hoffte, pers?nlich wie pekuni?r unabh?ngiger zu werden. Aber Heloise nahm die Z��gel in ihre H?nde. Sie drillte ihm ein, was er vor den Leuten zu sagen habe und was nicht. Alle Freitage wurde gefastet. Er durfte sich nur nach ihrem Geschmacke kleiden, und die Patienten, die nicht bezahlten, mu?te er auf ihren Befehl hin kujonieren. Sie erbrach seine Briefe, ��berwachte jeden Schritt, den er tat, und horchte an der T��re, wenn weibliche Wesen in seiner Sprechstunde waren. Jeden Morgen mu?te sie ihre Schokolade haben, und die R��cksichten, die sie erheischte, nahmen kein Ende. Unaufh?rlich klagte sie ��ber Migr?ne, Brustschmerzen oder Verdauungsst?rungen. Wenn viel Leute durch den Hausflur liefen, ging es ihr auf die Nerven. War Karl ausw?rts, dann fand sie die Einsamkeit gr??lich; kehrte er heim, so war es zweifellos blo?, weil er gedacht habe, sie liege im Sterben. Wenn er nachts in das Schlafzimmer kam, streckte sie ihm ihre mageren langen Arme aus ihren Decken entgegen, umschlang seinen Hals und zog ihn auf den Rand ihres Bettes. Und nun ging die Jeremiade los. Er vernachl?ssige sie, er liebe eine andre! Man habe es ihr ja gleich gesagt, diese Heirat sei ihr Ungl��ck. Schlie?lich bat sie ihn um einen L?ffel Arznei, damit sie gesund werde, und um ein bi?chen mehr Liebe.
Zweites Kapitel
Einmal nachts gegen elf Uhr wurde das Ehepaar durch das Getrappel eines Pferdes geweckt, das gerade vor der Haust��re zum Stehen kam. Anastasia, das Dienstm?dchen, klappte ihr Bodenfenster auf und verhandelte eine Weile mit einem Manne, der unten auf der Stra?e stand. Er wolle den Arzt holen. Er habe einen Brief an ihn.
Anastasia stieg frierend die Treppen hinunter und schob die Riegel auf, einen und dann den andern. Der Bote lie? sein Pferd stehen, folgte dem M?dchen und betrat ohne weiteres das Schlafgemach. Er entnahm seinem wollnen K?ppi, an dem eine graue Troddel hing, einen Brief, der in einen Lappen eingewickelt war, und ��berreicht ihn dem Arzt mit h?flicher Geb?rde. Der richtete sich im Bett auf, um den Brief zu lesen. Anastasia stand dicht daneben und hielt den Leuchter. Die Frau Doktor kehrte sich versch?mt der Wand zu und zeigte den R��cken.
In dem Briefe, den ein niedliches blaues Siegel verschlo?, wurde Herr Bovary dringend gebeten, unverz��glich nach dem Pachtgut Les Bertaux zu kommen, ein gebrochenes Bein zu behandeln. Nun braucht man von Tostes ��ber Longueville und Sankt Victor bis Bertaux zu Fu? sechs gute Stunden. Die Nacht war stockfinster. Frau Bovary sprach die Bef��rchtung aus, es k?nne ihrem Manne etwas zusto?en. Infolgedessen ward beschlossen, da? der Stallknecht vorausreiten, Karl aber erst drei Stunden sp?ter, nach Mondaufgang, folgen solle. Man w��rde ihm einen Jungen entgegenschicken, der ihm den Weg zum Gute zeige und ihm den Hof aufschl?sse.
Fr��h gegen vier Uhr machte sich Karl, fest in feinen Mantel geh��llt, auf den Weg nach Bertaux. Noch ganz verschlafen ��berlie? er sich dem Zotteltrab seines Gaules. Wenn dieser von selber vor irgendeinem im Wege liegenden Hindernis zum Halten parierte, wurde der Reiter jedesmal wach, erinnerte sich des gebrochnen Beines und begann in seinem Ged?chtnisse alles auszukramen, was er von Knochenbr��chen wu?te.
Der Regen h?rte auf. Es d?mmerte. Auf den laublosen ?sten der Apfelb?ume hockten regungslose V?gel, das Gefieder ob des k��hlen Morgenwindes gestr?ubt. So weit das Auge sah, dehnte sich flaches Land. Auf dieser endlosen grauen Fl?che hoben sich hie und da in gro?en Zwischenr?umen tiefviolette Flecken ab, die am Horizonte mit des Himmels tr��ben Farben zusammenflossen; das waren Baumgruppen um G��ter und Meiereien herum. Von Zeit zu Zeit ri? Karl seine Augen auf, bis ihn die M��digkeit von neuem ��berw?ltigte und der Schlaf von selber
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