Flametti | Page 6

Hugo Ball
und schaute, umhegt von sanft h?ngendem Speck, aus listigen ?uglein gutm��tig heraus.
Flametti gr��?te hinauf, den Kopf stark in den Nacken gebeugt. Die Gasse war eng. Und Herr Engel ebenfalls gr��?te hinauf, rief wie Flametti "Sal��!" und griff an den Hut.
Mutter Dudlinger streckte den Kopf aus dem Fenster, schluckte den Speiserest, der sich vom Mittagessen unversehens noch irgendwo zwischen den Speicheldr��sen gefunden hatte, und verfolgte voll Sympathie den Eintritt der stattlichen M?nner in ihr gastfreies Haus. Sie bemerkte dabei zu ihrer Verwunderung heute zum ersten Mal, da? unter dem Fenstersims eine ganze Anzahl h?chst niedlicher Schmutzf?hnchen flatterten, die sich aus langen, auf das Gesims gefallenen Regentropfen gebildet hatten und ��ber die Hausfront hinunterwehten.
Die M?nner stiegen indessen die steile Treppe hinauf, und Engel befand sich, immer hinter Flametti stapfend, von Stufe zu Stufe mit kindlicheren Gef��hlen den r��ckw?rtigen Massen seiner m��tterlichen Protektorin gegen��ber, die mit gel��pftem Posterieur noch immer die Regenf?hnchen der Hausfront bestaunte.
Es war eminent! Ein l?cherlich kleiner Erker war der Unterbau dieser ganzen bedenklichen Last, die man Mutter Dudlinger nannte. Unterbau einer F��lle, von der man sich von der Stra?e aus nicht einmal einen Begriff machen konnte.
Ein Wunder, da? dieser Erker im n?chsten Moment nicht krachend zusammenbrach und samt der guten Mutter Dudlinger in eine mysteri?se Tiefe hinunterst��rzte. Erstaunlich, wenn man's bei Tag besah, da? man in diesem Erker sogar zu dreien sitzen konnte! Und Engel hatte mit Mutter Dudlinger und Mary zu dreien darin gesessen. Man hatte gesprochen vom Krieg, vom Konzert, von den schlechten Zeiten; im Zimmer nebenan hatten die Sektpfropfen geknallt, und Mary hatte geg?hnt, weil ihr Kavalier aus Chaux-de-Fonds eine Anspielung machte auf ihre Gesundheit. Da hatte sie sich nat��rlich zur��ckgezogen und spielte die Beleidigte. Und Mutter Dudlinger hatte die Bl?tter der k��nstlichen Rebe zurechtgebogen und eingesprochen auf Mary. Aber es half nichts. Sie war beleidigt.
Als Flametti und Engel oben in die Stube traten, stand die Suppe bereits auf dem Tisch. Um den Tisch sa?en: Herr und Frau H?sli nebst Tochter, das Jodlerterzett; Herr Arista, der Damenimitator; Fr?ulein Laura, die Soubrette, und Herr Meyer, der Pianist; Bobby, der Schlangenmensch, und das Lehrm?dchen Rosa. S?mtlich mit L?ffeln und Schlucken besch?ftigt.
Herr H?sli hatte die Serviette vorgebunden, damit er sein gutes Hemd nicht beflecke. Bobby schlarpste. Jennymama, Flamettis Frau, sa? malerisch auf der Sofakante bei der Schlafzimmert��r, rosig wie eine Venus, im lachsfarbenen Schlafrock, den sie mit der rechten Hand sorgsam ��ber die H��ften geschlossen hielt. Das offene Haar, mit Wasserstoffsuperoxyd gebeizt, war fl��chtig zur��ckgestrichen. Die Suppensch��ssel dampfte. Und der Pianist benutzte den g��nstigen Augenblick, um sich zum dritten Mal Suppe zu sch?pfen.
"Mahlzeit!" sagte Flametti breit.
"Mahlzeit!" erwiderten s?mtliche Mitglieder des Ensembles.
Flametti h?ngte seinen Hut an die T��r und begab sich, um den Tisch herum, an seinen frei gebliebenen Platz auf dem Sofa.
Fr?ulein Rosa stand sogleich auf und griff nach der Terrine, um Suppe nachzuf��llen. Fr?ulein Theres, die Wirtschafterin, kam herein, um nach den Bed��rfnissen zu sehen. Durch den offenstehenden Bretterverschlag aus dem Nebenzimmer gr��?te das Krukru der kichernden Turteltauben, die Flametti f��r seine Zauberkunstst��cke pflegte.
"Setz dich, Engel!" rief Flametti g��tig dem z?gernden Ausbrecherk?nig zu, der nicht zum Ensemble geh?rte, aber darin nach Bedarf gastierte und f��r tausend wichtige B��hnenzwecke bestens verwendbar war.
"Merci, Max! La? nur! Ich finde schon Platz!" Er nahm den Stuhl, den Rosa ihm aus dem Verschlag herbeiholte, und setzte sich zu dem Schlangenmenschen. Die beiden mu?ten sich so in das obere Tischende teilen; aber sie kamen zurecht miteinander, sie waren ja Freunde.
Schwieriger gestaltete sich die Platzfrage an der L?ngsseite des Tisches, wo der Damenimitator, das Jodlerterzett und die Soubrette sa?en.
Fr?ulein Laura und Herr Arista waren vertr?glich. Sie fanden sich ab. Ganz unvertr?glich aber und bissig, sowohl untereinander wie den anderen gegen��ber, waren die Jodler, die Mutter insonders. Frau Lotte H?sli spie Gift und Galle, wenn man nur an sie tippte.
Nun sa?en die drei eng aneinandergedr��ckt. Kaum konnten sie mit den Gabeln auslangen, um einen Fisch zu spie?en. Kaum mit den Ellbogen hervorkommen, um eine Platte zu greifen.
Frau H?sli auf dem Mittelplatz, zwischen Herrn H?sli und seiner Tochter, warf w��tende Blicke voller Verachtung und Hohn auf den Gatten, der lammfromm dasa? und mit hochgezogenen Augenbrauen den Mund vollstopfte, statt sich zu beschweren. Sie fletschte die Z?hne und trat ihm wohl f��nfmal hintereinander in einem bestimmten, b?sartigen Rhythmus auf den Fu?.
Die Tochter, herausgefordert durch solche forcierte Unvertr?glichkeit der Mutter, puffte ihr mit dem linken Arm in die rechte Seite, anscheinlich, um sie auf die Blamage aufmerksam zu machen, in Wahrheit aber mit solch erbittertem Nachdruck, da? jeder Unbefangene merken mu?te, sie n��tze nur die Gelegenheit aus, ihr eins zu versetzen.
Der Pianist, dem Ausbrecherk?nig gegen��ber, schmunzelte in seinen Teller hinein und erwiderte sehr belustigt die Zeichen des mit dem Kopf andeutenden Schlangenmenschen, der seinerseits mit Messer und Gabel den Fisch zerhackte, da? sich die Gr?ten bogen.
Frau H?sli wurde aufmerksam und war rot vor Wut. Doch beherrschte sie sich, dr?ngte
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