daß sie an mir einen gelehrigen Schüler fanden. Denn mein Eifer,
verbunden mit der Leichtigkeit, womit man in meinem damaligen Alter
fremde Sprachtöne sich einprägt, brachten mich binnen kurzem zu der
Fertigkeit, daß ich nachher an der Küste meinem Steuermanne zum
Dolmetscher dienen konnte. Und das war es eben, was er gewollt hatte.
* * * * *
Unsere Fahrt war glücklich, aber ohne besonders merkwürdige Vorfälle.
In der sechsten Woche erblickten wir St. Antonio, eine von den Inseln
des grünen Vorgebirges, und drei Wochen später hatten wir unser
Reiseziel erreicht und gingen an der Pfefferküste, bei Kap Mesurado,
unter sechs Grad nördlicher Breite, vor Anker, um uns mit frischem
Wasser und Brennholz zu versorgen. Zugleich war dies die erste
Station, von wo aus unser Handel betrieben werden sollte.
Späterhin gingen wir weiter östlich nach Kap Palmas; und hier erst
begann der Verkehr lebendiger zu werden. Die Schaluppe wurde mit
Handelsartikeln beladen, mit Lebensmitteln für zwölf Mann Besatzung
auf sechs Wochen versehen und mit sechs kleinen Drehbassen, die ein
Pfund Eisen schossen, ausgerüstet. Mein Steuermann befehligte im
Boot; ich aber, sein kleiner Dolmetscher, blieb auch nicht dahinten und
ward ihm im Handel vielfach nützlich. Wir machten in diesem
Fahrzeuge drei Reisen längs der Küste, entfernten uns bis zu fünfzig
Meilen vom Schiffe und waren gewöhnlich drei Wochen abwesend.
Nach und nach kauften wir hierbei vierundzwanzig Sklaven, Männer
und Frauen (auch eine Mutter mit einem einjährigen Kinde war dabei!),
eine Anzahl Elefantenzähne und etwas Goldstaub zusammen. Bei dem
letzten Abstecher ward auch der europäische Briefsack auf dem
holländischen Hauptkastell St. George de la Mina von uns abgegeben.
Unser Schiff fanden wir bei unserer Rückkehr etwas weiter ostwärts,
nach der Reede von Laque la How oder Kap Lagos vorgerückt. Acht
unserer Gefährten waren in der Zwischenzeit infolge des ungesunden
Klimas gestorben. Dagegen hatte der Kapitän anderthalbhundert
Schwarze beiderlei Geschlechts eingekauft und einen guten Handel mit
Elfenbein und Goldstaub gemacht. Für alle diese Artikel gilt Kap
Lagos als eine Hauptstation, weil landeinwärts ein großer See von
vielen Meilen Länge und Breite vorhanden ist, auf welchem die
Sklaven von den Menschenhändlern (Kaffizieren) aus dem Inneren in
Kanots herbeigeführt werden.
Gerade in dieser Gegend war auch Kapitän Gruben bei den hier
ansässigen reichen Sklavenhändlern von alters her wohl bekannt und
gern gelitten. Dennoch war ihm schon auf einer früheren Reise hierher
ein Plan fehlgeschlagen, den er entworfen hatte, sich zum Vorteil der
holländischen Regierung an diesem wohlgelegenen Platze unvermerkt
fester einzunisten. Er hatte mit den reichen Negern verabredet, ein
zerlegtes hölzernes Haus nach europäischer Bauart mitzubringen und
dort aufzurichten, worin zehn bis zwanzig Weiße wohnen könnten und
welches durch einige daneben aufgepflanzte Kanonen geschützt werden
sollte. Als es aber fertig dastand, kamen diese Anstalten den guten
Leutchen doch ein wenig bedenklich vor. Sie bezahlten lieber dem
Kapitän sein Häuschen, das so ziemlich einer kleinen Festung glich,
reichlich mit Goldstaub; und als ich es sah, war es von einem reichen
Kaffizier bewohnt.
Nachdem wir von hier noch eine Bootreise, gleich den vorigen und mit
ebenso gutem Erfolge, gemacht hatten, gingen wir nach vier bis fünf
Wochen mit dem Schiffe weiter nach Axim, dem ersten holländischen
Kastell an dieser Küste, wo denn auch fortan der Schaluppenhandel ein
Ende hatte. Ferner steuerten wir, Cabo tres Puntas vorbei, nach Accada,
Boutrou, Saconda, Chama, St. Georg de la Mina und Moure. Überall
wurden Einkäufe gemacht; so daß wir endlich unsere volle Ladung,
bestehend in vierhundertundzwanzig Negern jedes Geschlechtes und
Alters beisammen hatten. Alle diese Umstände sind mir noch jetzt in
meinem hohen Alter so genau und lebendig im Gedächtnisse, als wenn
ich sie erst vor ein paar Jahren erlebt hätte.
Nunmehr ging die Reise von der afrikanischen Küste nach Surinam,
quer über den Atlantischen Ozean hinüber, wo unsere Schwarzen
verkauft werden sollten. Während neun bis zehn Wochen, die wir zur
See waren, sahen wir weder Land noch Strand, erreichten aber unseren
Bestimmungsort glücklich, vertauschten unsere unglückliche Fracht
gegen eine Ladung von Kaffee und Zucker, und traten sodann den
Rückweg nach Holland an. Wir brauchten dazu wiederum acht bis neun
Wochen, bis wir endlich wohlbehalten im Angesichte von Amsterdam
den Anker fallen ließen. Es war im Juni 1751, und die ganze Reise hin
und zurück hatte einundzwanzig Monate gedauert. Elf Leute von
unserer Mannschaft waren während dieser Zeit gestorben.
* * * * *
In Amsterdam ließ ich es mein erstes sein, nach Kolberg an meine
Eltern zu schreiben und ihnen Bericht von meiner abenteuerlichen
Reise zu erstatten. Denke man sich ihr freudiges Erstaunen beim
Empfange dieser Zeitung! Ich war tot und wieder lebendig geworden!
Ich war verloren und war wiedergefunden! Ihre Empfindungen
drückten sich in den Briefen aus, die ich unverzüglich von dort her
erhielt. Segen und Fluch wurden mir darin vorgestellt. Ich
Unglückskind wäre ja noch nicht einmal eingesegnet! Augenblicklich
sollte ich mich aufmachen und nach Hause kommen!
Es traf sich erwünscht,
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