Ein Bruderzwist in Habsburg | Page 6

Franz Grillparzer
ein schwacher, unbegabter Mann, Der Dinge tiefster Kern ist mir verschlossen. Doch ward mir Flei? und noch ein andres: Ehrfurcht F��r das da? andre m?chtig und ich nicht.
Wenn aber, ob nur Sch��ler, Meister nicht, Ich gerne weile in den lichten R?umen; Kennst du das W?rtlein: Ordnung, junger Mann? Dort oben wohnt die Ordnung, dort ihr Haus, Hier unten eitle Willk��r und Verwirrung. Macht mich zum W?chter auf dem Turm bei Nacht, Da? ich erwarte meine hellen Sterne, Belausche das verst?nd'ge Augenwinken Mit dem sie stehn um ihres Meisters Thron.-- (Immer leiser sprechend.) Wenn nun der Herr die Uhr r��ckt seiner Zeit, Die Ewigkeit in jedem Glockenschlag F��r die das Oben und das Unten gleich Ins Brautgemach--des Weltbaus Kr?fte eilen --Gebunden--in der Strahlen Konjunktur-- Und der Malefikus--das b?se Trachten--
(Er verstummt allm?hlich. Sein Haupt sinkt auf die Brust. Pause. Erzherzog Ferdinand tritt ihm, besorgt, einen Schritt n?her.)
Rudolf (emporfahrend). Ist jemand hier?--Ja so!--Was soll's?-- Ihr spracht von meinem Bruder, von Mathias. Ich seh es ist ein Plan. Was also will man? Warum verlie? er seinen Bann zu Linz?
Erzherzog Ferdinand. Und wenn's der Wunsch nach T?tigkeit nur w?re?
Rudolf. Nach T?tigkeit? Ist er denn t?tig nicht? Er reitet, rennt und ficht. Wir beide haben Von unserm Vater Tatkraft nicht geerbt, --Allein ich wei? es, und er wei? es nicht. Was also noch? Zum mindsten will ich zeigen, Da? nicht der Sterne Drohn, da? euer Trachten, Die Heimlichkeit der nahverwandten Brust, Mir Mi?traun gab und gibt.--Die Klugheit riete, Zu halten ihn in heilsamer Entfernung, Allein ihr wollt's. Was also soll's mit ihm?
Erzherzog Ferdinand. Er w��nschte--
Rudolf. Nun?
Erzherzog Ferdinand. In Ungarn ein Kommando.
Rudolf. Hat er schon je, und wo hat er gesiegt? Zwar ist der Mansfeld dort, ein t��cht'ger Degen, Der g?nnt ihm gern die Ehre des Befehls Und tut die Pflichten selbst. Schickt ihn denn hin! Doch hei?t ihn z��geln seine T?tigkeit; Er f��ge sich des Feldherrn be?rer Einsicht. Auch sind der Krieger dort, der F��hrer viel, Die zugetan der neuen Glaubensmeinung. Es ist jetzt nicht die Zeit, noch da der Ort Zu streiten f��r die Wahrheit einer Lehre.
(Da Erzherzog Ferdinand zur��cktritt.)
Rudolf. Was ist? Was geht Ihr fort?
Erzherzog Ferdinand. Nicht anzuh?ren, Wie ?streichs Haupt, wie Deutschlands Herr und Kaiser Das Wort f��hrt den Abtr��nnigen vom Glauben.
Rudolf. Das Wort f��hrt, ich? Kommt Euch die Lust zu scherzen? Allein wer wagt's, in dieser tr��ben Zeit Den vielverschlungnen Knoten der Verwirrung Zu l?sen eines Streichs.
Erzherzog Ferdinand. Wer's wagte? Ich!
Rudolf. Das spricht sich gut.
Erzherzog Ferdinand. Nur das? Es ist geschehn. In Steyer mindestens, in Krain und K?rnten Ist ausgetilgt der Keim der Ketzerei. An einem Tag auf f��rstlichen Befehl Bekehrten sich an sechzigtausend Seelen Und zwanzigtausend wandern fl��chtig aus.
Rudolf. Und ohne mich zu fragen?
Erzherzog Ferdinand. Herr, ich schrieb So wiederholt als dringend, aber fruchtlos.
Rudolf (die auf dem Tische liegenden Papiere untereinanderschiebend). Es ist hier wohl Verwirrung oft mit Schriften.
Erzherzog Ferdinand. Da schritt ich denn zur Tat, dem besten Rat. Mein Land ist rein, o w?r' es auch das Eure!
Rudolf. Und zwanzigtausend wandern fl��chtig aus? Mit Weib und Kind? Die N?chte sind schon k��hl.
Erzherzog Ferdinand. Durch Drangsal, Herr, und Schmerz erzieht uns Gott.
Rudolf. Und das im selben Augenblick wo du Die Sachsenf��rstin freist, die Protestantin?
Erzherzog Ferdinand. Gott gab mir Kraft die Neigung zu besiegen, Wenn Ihr's erlaubt, so steh ich ab von ihr Und werbe um des Baierherzogs Tochter.
Rudolf. Sie ist nicht sch?n.
Erzherzog Ferdinand. Ihr Herz ist sch?n vor Gott.
Rudolf (eine Geb?rde des Schielgewachsenseins machend). Beinah--
Erzherzog Ferdinand. Gerad ihr Sinn, ihr Wandel und ihr Glauben.
Rudolf. Nun, ich bewundre Euch.--Weis deine H?nde! Ist das hier Fleisch? lebendig, wahres Fleisch? Und flie?t hier Blut in diesen bleichen Adern? Freit eine andre als er meint und liebt-- Mit Weib und Kind, bei zwanzigtausend Mann, In kalten Herbstesn?chten, frierend, darbend! Mir kommt ein Grauen an. Sind hier nicht Menschen? Ich will bei Menschen sein. Herbei! Herein!
(Mit dem Stocke auf den Boden stampfend. Die Hofleute kommen zur��ck.)
Rudolf. Die Kinderzeiten werden wieder wahr, Und mich umschaudert's wie Gespensterglauben. (Zu Erzherzog Ferdinand.) Weilt Ihr noch l?nger hier bei uns in Prag, Treibt's Euch zur��ck vielleicht schon nach der Heimat?
Erzherzog Ferdinand. Ich reise n?chst, wenn manches erst geschlichtet (lebhaft) Und meinen Bruder ich Euch vorgestellt.
Rudolf. So ist der Leupold da? Wo ist, wo weilt er?
Rumpf. Im Schlo?hof tummelt er das t��rk'sche Ro?, Das Ihr gekauft und das Don C?sar schulte. Sie jubeln, da? der Erker widerhallt.
Rudolf. Sie jubeln? Tummelt? Ein verzogner Fant, H��bsch wild und rasch, bei Wein und Spiel und Schmaus. Wohl selbst bei Weibern auch; man spricht davon. Allein er ist ein Mensch. Ich will ihn sehn, Den Leupold sehn! Wo ist er? Bringt ihn her!
(Einige sind gegangen.)
Rudolf (zu Ferdinand). Beliebt's Euch unterdessen, die Gem?cher, Die man Euch hier bereitet, zu besehn? Wo bleibt der Range? Warum kommt er nicht?
Erzherzog Leopolds Stimme (von au?en). Senjor!
Rudolf. Aha, er ruft.--Was gibt es dort?
(Aus der Seitent��re links ist ein Hofbedienter herausgetreten.)
Rumpf.
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