Ein Bruderzwist in Habsburg | Page 7

Franz Grillparzer
Die Kapell?ne fragen untert?nigst, Ob Eure Majest?t den Gottesdienst--
Rudolf (das Barett abnehmend und Mantel und Kleid ordnend). Des Herren Dienst vor allem. (Zu Erzherzog Ferdinand.) Wenn's beliebt! (Zu den ��brigen.) Und kommt mein Neffe, hei?t ihn nur uns folgen.
Erzherzog Leopold (zur T��re hereinst��rzend). Mein gn?d'ger Ohm! (Da er den bereits geordneten Zug sieht, stutzt er und zieht das Barett ab.)
Rudolf. Nur dort, an Eure Stelle.
(Auf einen Wink Erzherzog Ferdinands stellt sich Leopold ihm zur Seite. --Der Zug setzt sich in Bewegung, die beiden Erzherzoge unmittelbar vor dem Kaiser. Nach einigen Schritten tippt letzterer Erzherzog Leopold auf die Schulter. Dieser wendet sich um und k��?t ihm lebhaft die Hand. Der Kaiser winkt ihm liebreich drohend Stillschweigen zu und sie gehen weiter. Die ��brigen folgen paarweise.--Der Vorhang f?llt.)

Zweiter Aufzug
Freier Platz im kaiserlichen Lager. Im Hintergrunde Gezelte.
Ein Hauptmann (tritt hinter sich schreitend auf, wobei er eine kurze Partisane waagrecht vor sich h?lt). Zur��ck, sag ich, zur��ck auf eure Posten! Seid ihr Soldaten, wie?--und flieht den Feind?
(Ein Trupp Soldaten kommt von derselben Seite, ein Fahnentr?ger unter ihnen.)
Fahnentr?ger. Wir fliehen meint Ihr, Herr? Nun denn mit Gunst, Sagt erst: wo ist der Feind, ob vor--ob r��ckw?rts? Ein Krieger ficht wohl, wei? er gegen wen, Doch wo nicht Ordnung, Kundschaft und Befehl, Wehrt er sich seiner Haut und weiter nichts.
Hauptmann. So meisterst du, ein Knecht, den Heeresf��rsten?
Fahnentr?ger. Ob zehnmal Herr und zwanzigmale Knecht, Wenn einer irrt, hat doch der andre recht. Wir waren auf am Damm bei Raab gestellt, Wir da und f��nfzig andre, die der S?bel Der T��rken fra? in dieser blut'gen Nacht, Auf blachem Feld, zur Unterst��tzung rings Soweit das Auge trug, nicht Wacht, noch Posten. Doch machten wir 'nen Kirchhof zum Kastell Und hielten straff. Da bricht's mit einmal los: Allah, Allah! aus tausend b?rt'gen Kehlen, Nicht vor uns, hinter uns. Die Donau durch, Rauscht wie ein zweiter Strom, quer durch den andern Der Spahi und sein Ro?. Hilf' Jesu Christ! Da galt kein S?umen, und war eitel Nacht. Trapp trapp, da sprengen kaiserliche Reiter Und jagen andre kaiserlich wie sie. Der Musketier schie?t los, und den er traf Es war sein Landsmann, in des Dunkels Wirren Die rasche Kugel wechselnd mit dem Freund. Bald ist das ganze Heer nur eine Flucht, Ein Jammern und ein T?ten und ein Schrein. In all der Hast verga? man ganz auf uns, Zu gehn, zu bleiben waren wir die Meister, Doch blieben wir. Erst nach drei hei?en St��rmen, Als mancher schon mit seiner Haut bezahlt, Brach auf das kleine H?uflein; und nicht seitw?rts, Nur Sicherheit f��r unsre Leiber suchend, Zum Lager gradaus schlugen wir uns durch. Und sind nun hier, dem T��rken, sucht er uns, Der R��ckkehr Stra?e schwarz mit Blut zu zeichnen, Doch ihn zu suchen keineswegs gewillt, Man zeig' uns denn wer f��hrt und wer befiehlt.
Mehrere im Trupp So ist's!--Ein F��hrer erst!--Dann folgen alle.
Hauptmann. So bin ich unter Meutern?
(Oberst Ramee kommt.)
Hauptmann. Mein Herr Oberst, Verrat und Aufruhr in des Lagers Mitte. Die hier und der--
(Es haben sich nach und nach immer mehrere gesammelt.)
Ramee (halblaut). La?t nur, la?t nur f��r jetzt. Der Feind im Anzug und das Heer entmutigt, Man dr��ckt jetzt f��glicher ein Auge zu, Als den Gehorsam noch durch Strenge pr��fen. Was wei? man von dem Feldherrn?
Hauptmann. Prinz Mathias?
Ramee. Wen sonst?
Hauptmann. Verschieden gehen die Ger��chte. Er ward gesehn in Mitte der Verwirrung. Die einen lassen ihn am rechten Donauufer Die Stra?e nehmen nach Haimburg und Wien, Die andern--Heil'ger Gott, wenn er den T��rken--! Was machen wir, vereinzelt, ohne ihn?
Ramee. Dasselbe mein ich was mit ihm, den Frieden.
Hauptmann. Allein der Kaiser will nicht.
Ramee. Wollen! Wollen! Hier fragt sich was man mu?, nicht was man will. Auch, ist der ?u?re Krieg erst beigelegt, Hat man die r��st'gen Arme frei nach innen.
Hauptmann. Was aber soll mit all der Soldateska? Wir sind in R��ckstand mit zw?lf Monat Sold.
Ramee. Erzherzog Leupold wirbt in Passau V?lker, Wenn hier das Handwerk ruht, fragt an bei uns.
Hauptmann. Und gegen wen--?
Ramee. Die R��stung geht in Passau! Man wei? noch nicht. F��r wen, ich hab's gesagt, Auf jeden Fall f��r ?streich und den Kaiser. Wer sind die M?nner?
(Einige schwarzgekleidete Herren gehen quer ��ber die B��hne. Mehrere gr��?en sie mit abgezogenen H��ten.)
Hauptmann. Mit den goldnen Ketten? Die protestant'schen Herrn aus ?sterreich. Sie kamen, den Erzherzog anzusprechen In Sachen ihres neuen Christentums Und halten sich derweile zu den Ungarn. Das lauscht und fl��stert, schleicht und konspiriert. W?r' ich der Prinz, wie wollt' ich heim sie senden!
Ramee. Heim senden? ei, wenn Ihr sie selbst berieft?
(Weibergeschrei hinter der Szene.)
Ramee. Was dort?
Ein Soldat (eine gefangene T��rkin an der Hand f��hrend). Nein sag ich, nein!
Zwei K��rassiere (die ihm folgen). Mu? doch! mu? doch!
Soldat. Mein ist die Heidin zehn- und hundertmal. Ihr Haus in Gran fiel mir zum Beuteteil, Ich war's, der ihren Br?utigam erschlug, Drum ist sie mein und das von Rechtes wegen.
K��rassier. Mir dr��cken sie die Hand.
Soldat (zur
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 34
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.