in Mitte
der Verwirrung. Die einen lassen ihn am rechten Donauufer Die Straße
nehmen nach Haimburg und Wien, Die andern--Heil'ger Gott, wenn er
den Türken--! Was machen wir, vereinzelt, ohne ihn?
Ramee. Dasselbe mein ich was mit ihm, den Frieden.
Hauptmann. Allein der Kaiser will nicht.
Ramee. Wollen! Wollen! Hier fragt sich was man muß, nicht was man
will. Auch, ist der äußre Krieg erst beigelegt, Hat man die rüst'gen
Arme frei nach innen.
Hauptmann. Was aber soll mit all der Soldateska? Wir sind in
Rückstand mit zwölf Monat Sold.
Ramee. Erzherzog Leupold wirbt in Passau Völker, Wenn hier das
Handwerk ruht, fragt an bei uns.
Hauptmann. Und gegen wen--?
Ramee. Die Rüstung geht in Passau! Man weiß noch nicht. Für wen,
ich hab's gesagt, Auf jeden Fall für Östreich und den Kaiser. Wer sind
die Männer?
(Einige schwarzgekleidete Herren gehen quer über die Bühne. Mehrere
grüßen sie mit abgezogenen Hüten.)
Hauptmann. Mit den goldnen Ketten? Die protestant'schen Herrn aus
Österreich. Sie kamen, den Erzherzog anzusprechen In Sachen ihres
neuen Christentums Und halten sich derweile zu den Ungarn. Das
lauscht und flüstert, schleicht und konspiriert. Wär' ich der Prinz, wie
wollt' ich heim sie senden!
Ramee. Heim senden? ei, wenn Ihr sie selbst berieft?
(Weibergeschrei hinter der Szene.)
Ramee. Was dort?
Ein Soldat (eine gefangene Türkin an der Hand führend). Nein sag ich,
nein!
Zwei Kürassiere (die ihm folgen). Muß doch! muß doch!
Soldat. Mein ist die Heidin zehn- und hundertmal. Ihr Haus in Gran fiel
mir zum Beuteteil, Ich war's, der ihren Bräutigam erschlug, Drum ist
sie mein und das von Rechtes wegen.
Kürassier. Mir drücken sie die Hand.
Soldat (zur Türkin). Ist's wahr?--Sie kann nicht reden. Wenn's wahr so
spalt ich ihr den Kopf. Doch jetzt, Jetzt ist sie mein und--
Kürassiere (die Hand am Säbel) Wollen eben sehn.
Soldat. Kommt an, kommt an! Ob einer gegen zwei. Ist niemand da,
der einem Landsmann hilft?
Hauptmann (zwischen sie tretend). Zurück Samländer, ketzerische
Hunde!
Kürassier. Was sagen Mann?
Hauptmann. Ist's etwa nicht bekannt, Daß Türk' und Lutheraner stets im
Bunde? Wie ging' sonst alles schief in Rat und Lager? Die heute nacht
der Flucht das Beispiel gaben, Die Ketzer waren's, sinnend auf Verrat.
Fahnenträger (im Vorgrunde rechts). Wer das sagt lügt.
Hauptmann (sein Schwert halb gezogen). Mir das? Wer hat
gesprochen?
Zweiter Soldat (rechts im Vorgrunde). Mit Gunst: hat er doch recht.
Hier dieser Mann, Obgleich ein Luthrischer und Kirchenleugner,
Gefochten hat er in der heut'gen Schlacht Wie einer der gedenkt des
ew'gen Heils. Und ob ich gleich als rechter Katholik Verdammen muß
was seine Pred'ger lehren, Im Lager hier sind alle Tapfern Brüder, Und
somit meine Hand.
Fahnenträger (einschlagend). Hier meine.
Mehrere (ein Gleiches tuend). Freund und Bruder!
Ringsherum. Auf Ja und Nein! Trotz Papst und Rom! Wir alle!
Hauptmann. Hört Ihr?
Ramee. Laßt nur!
Geschrei (im Hintergrunde). Hoheisa! Die Zigeuner!
(Im Hintergrunde tritt schlechte Musik auf. Einige Paare folgen sich bei
den Händen haltend und zum Tanze anschickend. Die anwesenden
Soldaten sammeln sich bei dem dort stehenden Marketenderzelte.
Musik und Tänzer gehen hinein. Gelächter, Zutrinken.)
Klesel (von der rechten Seite kommend). Du heil'ger Gott! bin ich im
Christenlager, Und dient kathol'schen Fürsten dieses Heer?
Ramee. Wenn Euch das kränkt, seid wohlgemut, Das Lager wird Euch
fürder nicht mehr ärgern. Ihr seid nach Prag berufen, wissen wir, Der
Kaiser sieht Euch hier nicht allzugern. Wann reist Ihr ab?
Klesel. Wenn's meine Pflicht erheischt, Die keineswegs mir Prag bis
jetzt bezeichnet. Der Seelenhirt gehört in seinen Sprengel.
Ramee. Und ist Eu'r Sprengel hier im Lager? Neustadt, Neustadt und
Wien, dort leuchte Euer Licht. Ihr seid hier Schuld an manchem Schief'
und Argem, Setzt Eure Meinung durch und führt den Krieg Als eine
Wallfahrt nach 'nem Gnadenort, Nebstdem daß wenig Gnad' in Euerm
Tun. Verkehrt Ihr doch mit eitel Protestanten Und wendet Euerm Herrn
die Herzen ab, Die ihm bereit aus den getreuen Landen. Doch ist zur
Zeit ein andres Regiment. Mathias, dieses Lagers Fürst und Führer, Er
fand den Rückweg nicht der andern Flücht'gen, Und die Erzherzoge,
die Ihr berieft Aus Gräz und Wien, zu einem Ratschlag heißt es, Sie
sind im Lager, treten in sein Amt Und werden Euerm Flüstern wenig
horchen.
Klesel. Ob Ihr beleidigt mich, es sei verziehn, Allein um aller Heil'gen
willen sagt Was von Erzherzog Mathias Euch bekannt.
Ramee. Bekannt, daß nichts bekannt. Er ist nicht hier, Ob nun in Wien,
ob--Hoffen wir das Beste, Euch sei genug: im Lager ist er nicht. Drum
reist nur ab; wenn Ihr nicht vorher noch Bei denen, die ihm folgen im
Befehl Und die dort nahn, wollt Euer Heil versuchen. Stellt euch in
Ordnung! Die Erzherzoge.
(Die im Hintergrunde Befindlichen stellen sich in eine Reihe. Von der
linken Seite kommen die Erzherzoge Ferdinand, Leopold und
Maximilian.)
Maximilian (ein beleibter, wohlbehaglicher Herr). Die Wege rütteln
wie das böse Fieber. Hat noch
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