gäb'
ein Sandkorn in der Welt, Das nicht gebunden an die ew'ge Kette Von
Wirksamkeit, von Einflug und Erfolg? Und jene Lichter wären
Pfennigkerzen Zu leuchten trunknen Bettlern in der Nacht?
Ich glaub an Gott und nicht an jene Sterne, Doch jene Sterne auch sie
sind von Gott. Die ersten Werke seiner Hand, in denen Er seiner
Schöpfung Abriß niederlegte, Da sie und er nur in der wüsten Welt.
Und hätt' es später nicht dem Herrn gefallen, Den Menschen
hinzusetzen, das Geschöpf, Es wären keine Zeugen seines Waltens, Als
jene hellen Boten in der Nacht. Der Mensch fiel ab von ihm, sie aber
nicht, Wie eine Lämmerherde ihrem Hirten, So folgen sie gelehrig
seinem Ruf So heut als morgen wie am ersten Tag. Drum ist in Sternen
Wahrheit, im Gestein, In Pflanze, Tier und Baum, im Menschen nicht.
Und wer's verstünde still zu sein wie sie, Gelehrig fromm, den eignen
Willen meisternd, Ein aufgespanntes, demutvolles Ohr, Ihm würde
leicht ein Wort der Wahrheit kund, Die durch die Welten geht aus
Gottes Munde. Fragst aber du: ob sie mir selber kund, Die hohe
Wahrheit aus der Wesen Munde? So sag ich: nein, und aber, wieder:
nein. Ich bin ein schwacher, unbegabter Mann, Der Dinge tiefster Kern
ist mir verschlossen. Doch ward mir Fleiß und noch ein andres:
Ehrfurcht Für das daß andre mächtig und ich nicht.
Wenn aber, ob nur Schüler, Meister nicht, Ich gerne weile in den
lichten Räumen; Kennst du das Wörtlein: Ordnung, junger Mann? Dort
oben wohnt die Ordnung, dort ihr Haus, Hier unten eitle Willkür und
Verwirrung. Macht mich zum Wächter auf dem Turm bei Nacht, Daß
ich erwarte meine hellen Sterne, Belausche das verständ'ge
Augenwinken Mit dem sie stehn um ihres Meisters Thron.-- (Immer
leiser sprechend.) Wenn nun der Herr die Uhr rückt seiner Zeit, Die
Ewigkeit in jedem Glockenschlag Für die das Oben und das Unten
gleich Ins Brautgemach--des Weltbaus Kräfte eilen --Gebunden--in der
Strahlen Konjunktur-- Und der Malefikus--das böse Trachten--
(Er verstummt allmählich. Sein Haupt sinkt auf die Brust. Pause.
Erzherzog Ferdinand tritt ihm, besorgt, einen Schritt näher.)
Rudolf (emporfahrend). Ist jemand hier?--Ja so!--Was soll's?-- Ihr
spracht von meinem Bruder, von Mathias. Ich seh es ist ein Plan. Was
also will man? Warum verließ er seinen Bann zu Linz?
Erzherzog Ferdinand. Und wenn's der Wunsch nach Tätigkeit nur
wäre?
Rudolf. Nach Tätigkeit? Ist er denn tätig nicht? Er reitet, rennt und ficht.
Wir beide haben Von unserm Vater Tatkraft nicht geerbt, --Allein ich
weiß es, und er weiß es nicht. Was also noch? Zum mindsten will ich
zeigen, Daß nicht der Sterne Drohn, daß euer Trachten, Die
Heimlichkeit der nahverwandten Brust, Mir Mißtraun gab und
gibt.--Die Klugheit riete, Zu halten ihn in heilsamer Entfernung, Allein
ihr wollt's. Was also soll's mit ihm?
Erzherzog Ferdinand. Er wünschte--
Rudolf. Nun?
Erzherzog Ferdinand. In Ungarn ein Kommando.
Rudolf. Hat er schon je, und wo hat er gesiegt? Zwar ist der Mansfeld
dort, ein tücht'ger Degen, Der gönnt ihm gern die Ehre des Befehls Und
tut die Pflichten selbst. Schickt ihn denn hin! Doch heißt ihn zügeln
seine Tätigkeit; Er füge sich des Feldherrn beßrer Einsicht. Auch sind
der Krieger dort, der Führer viel, Die zugetan der neuen
Glaubensmeinung. Es ist jetzt nicht die Zeit, noch da der Ort Zu
streiten für die Wahrheit einer Lehre.
(Da Erzherzog Ferdinand zurücktritt.)
Rudolf. Was ist? Was geht Ihr fort?
Erzherzog Ferdinand. Nicht anzuhören, Wie Östreichs Haupt, wie
Deutschlands Herr und Kaiser Das Wort führt den Abtrünnigen vom
Glauben.
Rudolf. Das Wort führt, ich? Kommt Euch die Lust zu scherzen? Allein
wer wagt's, in dieser trüben Zeit Den vielverschlungnen Knoten der
Verwirrung Zu lösen eines Streichs.
Erzherzog Ferdinand. Wer's wagte? Ich!
Rudolf. Das spricht sich gut.
Erzherzog Ferdinand. Nur das? Es ist geschehn. In Steyer mindestens,
in Krain und Kärnten Ist ausgetilgt der Keim der Ketzerei. An einem
Tag auf fürstlichen Befehl Bekehrten sich an sechzigtausend Seelen
Und zwanzigtausend wandern flüchtig aus.
Rudolf. Und ohne mich zu fragen?
Erzherzog Ferdinand. Herr, ich schrieb So wiederholt als dringend,
aber fruchtlos.
Rudolf (die auf dem Tische liegenden Papiere untereinanderschiebend).
Es ist hier wohl Verwirrung oft mit Schriften.
Erzherzog Ferdinand. Da schritt ich denn zur Tat, dem besten Rat.
Mein Land ist rein, o wär' es auch das Eure!
Rudolf. Und zwanzigtausend wandern flüchtig aus? Mit Weib und
Kind? Die Nächte sind schon kühl.
Erzherzog Ferdinand. Durch Drangsal, Herr, und Schmerz erzieht uns
Gott.
Rudolf. Und das im selben Augenblick wo du Die Sachsenfürstin freist,
die Protestantin?
Erzherzog Ferdinand. Gott gab mir Kraft die Neigung zu besiegen,
Wenn Ihr's erlaubt, so steh ich ab von ihr Und werbe um des
Baierherzogs Tochter.
Rudolf. Sie ist nicht schön.
Erzherzog Ferdinand. Ihr Herz ist schön vor Gott.
Rudolf (eine Gebärde des Schielgewachsenseins machend). Beinah--
Erzherzog Ferdinand. Gerad ihr Sinn, ihr Wandel und ihr Glauben.
Rudolf. Nun, ich bewundre
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