weilt? So will ich selbst mit meiner eignen
Hand (Zu einem Trabanten, der zu äußerst rechts steht.) Leih deine
Partisan mir, alter Freund! Daß ich--
(Indem er den Stock fallen läßt, um nach der Partisane zu greifen,
wankt er und ist im Begriff zu fallen. Die Umstehenden eilen herzu, ihn
zu unterstützen.)
Legt ihr die Hand an mich? Rebellen ihr! Yo soy el emperador! Der
Kaiser ich! Bin ich verkauft im Innern meiner Burg, Und ist kein
Schirmer, ist kein Helfer nah?
(Erzherzog Ferdinand erscheint in der Türe.)
Erzherzog Ferdinand. Viel Glück ins Haus!--Wie, Eure Majestät? Was
ist? Was war? Wer sagt's?
Don Cäsar (zu Rumpf, der ihn zu begütigen strebt). Mich kümmert's
wenig, Ob tausend Teufel mir entgegen grinsen!
Erzherzog Ferdinand (zu Don Cäsar, die Hand leicht ans Schwert
gelegt). Geht junger Mensch! Ihr lernt sonst einsehn, Daß uns der Böse
nah, wenn man ihn ruft. Fort Ihr! und ihr!
(Die Anwesenden ziehen sich gegen den Hintergrund. Don Cäsar in
ihrer Mitte von Rumpf geleitet. Alle ab.)
Erzherzog Ferdinand (zum Kaiser tretend). Mein kaiserlicher Herr!
Rudolf. Wer seid Ihr? Wer? Und wie erkühnt Ihr Euch?
Erzherzog Ferdinand. Eu'r Neffe bin ich, Herr, und Euer Knecht,
Fernand von Gräz, zu jedem Dienst bereit.
Rudolf (sich vor der Berührung zurückziehend). Es bien! es bien! All
gut! Seid uns willkommen!
Erzherzog Ferdinand. Wollt Ihr nicht sitzen, Herr? Ich seh's, der Zorn
Er zehrt mit Macht an Euerm edlen Sein. (Er leitet den Kaiser zum
Lehnstuhle.)
Rudolf (sitzend). Seht Ihr, so halten wir's in unserm Schloß.-- So dringt
die Zeit, die wildverworrne, neue, Durch hundert Wachen bis zu uns
heran, Und zwingt zu schauen uns ihr greulich Antlitz. Die Zeit, die
Zeit! Denn jener junge Mann, Wie sehr er tobt, er ist doch nur ihr
Schüler, Er übt nur was die Meisterin gelehrt.-- Schaut rings um Euch
in aller Herren Land, Wo ist noch Achtung für der Väter Sitte Für edles
Wissen und für hohe Kunst? Sind sie vom alten Tempel ihres Gottes
Nicht ausgezogen auf den Berg von Dan, Und haben dort ein Kalb sich
aufgerichtet, Vor dem sie knieen, ihrer Hände Werk? Es heißt: den
Glauben reinigen. Daß Gott! Der Glaube reint sich selbst im reinen
Herzen, Nein, Eigendünkel war es, Eigensucht, Die nichts erkennt was
nicht ihr eignes Werk. Deshalb nun tadl' ich jenen Jüngling, straf ihn,
Und fährt er fort, erreicht ihn bald sein Ziel, Allein erkenn auch was ihn
so entstellt.
Deucht mir's doch manchmal grimmiges Vergnügen, Mit ihm zu ringen,
in des Argen Brust Die Keime aufzusuchen der Verkehrtheit, Die ihm
geliehn so wildverworrne Welt. Die Zeit kann ich nicht bänd'gen, aber
ihn, Ihn will ich bänd'gen, hilft der gnäd'ge Gott.
Erzherzog Ferdinand. Ihr werdet's, Herr, und bändigtet die Zeit, Wär'
Euch der Wille dort so fest als hier.
Rudolf. Mein Ohm, der fünfte Karl hat's nicht gekonnt, Sankt Just sah
ihn als büßenden Karthäuser. Ich bin ein schwacher, unbegabter Mann,
Ich kann es auch nicht.
Erzherzog Ferdinand. O des argen Mißtrauns In Euer edles Selbst und
seine Gaben! Wollt erst nur, wollt! und Gottes Beistand wird Wie ein
erhört Gebet auf Euch sich senken. Die Zeit bedarf des Arztes und Ihr
seid's.
Rudolf. Ein wackrer Arzt, der selber Heilung braucht! Und dann:
allein!
Erzherzog Ferdinand. So wärt Ihr, Herr, allein? Verzeiht dem Schüler,
der den Meister meistert. Um Euch schart sich die Hälfte einer Welt,
Die treu noch ihrem Gott und seinem Abbild. Dem Fürsten auf dem
angestammten Thron. Für Euch ist Spanien, der Papst, ist Welschland,
Des eignen Erblands ungebrochne Kraft, Noch nicht verführt von
falschen Glaubenslehren. Zählt Eure Schar, und zehnfach, hundertfach
Wiegt sie die Gegner auf, die, schwach an Zahl, Nur scheinbar sich
durch Regsamkeit verdoppeln.
Rudolf. Der Arme viel, wo aber bleibt das Haupt?
Erzherzog Ferdinand. Ihr selbst, dem niemand gleich an Sinn und
Wissen. Dann noch die edlen Fürsten Eures Hauses, Die Gott als Helfer
selbst Euch anerschuf.
Rudolf. Sprecht Ihr von Euch?
Erzherzog Ferdinand. So werde nie mir Heil, Als je mein Sinn ein
andres Trachten kannte, Als Östreichs Wohl und Jesu Christi Ruhm.
Mein Alter heißt mich lernen statt zu lehren Auch bin nicht ich's, die
Brüder sind's, die Nächsten Der edle Max, Albrecht der sinnig weise,
Und jener dritte--Erste, den nur eben Im Vorgemach ich kummervoll--
Rudolf (sich abwendend). Es bien!
Erzherzog Ferdinand. Seht ihr, da senkt das alte Mißtraun wieder Sich
nebelgleich herab auf Eure Stirn! O weh uns, wenn es wahr, was man
sich sagt, Daß jener finstern Sternekund'gen einer, Die Euern Hof zum
Sammelplatz erwählt, Mit astrologisch dunkler Prophezeiung Euch
abgewandt von Euerm edeln Haus Gefahr androhend von den
Nahverwandten. O weh uns, wenn es so, und Ihr für Schein Den
wahren Vorteil aufgebt, aller Heil.
Rudolf (auffahrend). Für Schein? für Schein? So kennst du diese Kunst,
--Wenn's eine Kunst--daß du so hart sie schmähst? Glaubst du, es
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