Ehstnische Märchen. Zweite Hälfte | Page 7

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gerathen, wenn die Fü?e keine schwerere Last zu tragen h?tten als blo? den K?rper.?
Der K?nigssohn denkt alsbald, einen solchen Mann k?nnte ich in Dienst nehmen, wer wei? wie die Sache geht, vielleicht kann ich einen Stellvertreter zum Wettlauf stellen, falls ich selber nicht gewi? w?re durchzukommen. ?Hast du nicht Lust in meinen Dienst zu treten?? fragte er den Mann. ?Warum nicht, wenn wir Handels einig werden. Was versprecht ihr mir denn für Lohn?? Der K?nigssohn erwidert: ?Alle Tage frisches Essen und Trinken, soviel dein Herz begehrt, sch?ne vollst?ndige Sommer- und Winterkleidung und einen Stof[10] Gold als Jahreslohn.?
Der Mann war damit zufrieden und der K?nigssohn hie? ihn sich hinter der Kutsche auf den Goldsack zu setzen. ?Wozu?? fragte der Mann. ?Glaubt ihr, da? eure Pferde schnellere und st?rkere Beine haben als ich? Seid unbesorgt, ich werde ihnen immer voraus sein.? So zogen sie denn weiter.
Nach einer Weile sieht der K?nigssohn einen Mann am Wege sitzen, der eine Flinte an die Wange gelegt hatte, als ob er auf irgend einen Vogel ziele. Aber wie scharf auch der K?nigssohn und seine Diener nach allen Seiten hin sp?hten, sahen sie doch weder auf der Erde noch in der Luft irgend etwas, worauf der Schütze h?tte zielen k?nnen. ?Was thust du da,? fragte der K?nigssohn. Der Schütze wies mit der Hand, als wollte er zu verstehen geben, sprecht kein Wort, ihr verscheucht mir den Vogel. ?Was machst du da?? fragt der K?nigssohn zum zweiten, und als keine Antwort erfolgte zum dritten Male. ?Seid still?, sagte der Schütze mit leiser Stimme, ?bis ich euch Antwort gebe, ich mu? erst den Vogel herunterschie?en.? Nach einem Weilchen lie? sich ein Paff h?ren, worauf der Schütze sogleich aufstand und also sprach: ?Ich habe den Vogel, jetzt kann ich euch Antwort geben. Schon eine Weile kreiste eine Mücke um den Thurm der Stadt Babylon und wollte sich auf den Thurmknopf niederlassen; ich konnte das aber nicht dulden, denn die Mücke ist zehn Liespfund schwer, sie h?tte die feine Knopfspitze besch?digen k?nnen, deshalb scho? ich den Feind nieder.? Der K?nigssohn fragt verwundert: ?Wie kannst du denn so weit sehen?? -- ?Was für eine winzige Weite ist das?, lacht der Mann, ?mein Auge reicht viel weiter.? ?Wartet ein wenig,? ruft der schnellfü?ige L?ufer dazwischen, ?ich will hin und sehen, ob der Mann aufgeschnitten, oder die Wahrheit gesagt hat.? Mit diesen Worten war er auf und davon wie der Wind, und nach einigen Augenblicken hatte ihn der K?nigssohn aus dem Gesicht verloren.
Einen solchen Schützen k?nnte ich wohl auch einmal irgendwo brauchen, denkt der K?nigssohn und geht sogleich daran, den Vertrag abzuschlie?en. ?Willst du zu mir als Diener kommen?? fragt er den scharfsichtigen Schützen. ?Warum nicht?, erwidert der Mann, ?wenn wir Handels einig werden k?nnen. Was versprecht ihr mir als L?hnung?? Der K?nigssohn sagt: ?T?glich frisches Essen und Trinken, soviel das Herz begehrt, vollst?ndige sch?ne Kleidung für Sommer- und Winterbedarf, und einen Stof Gold als Jahreslohn.? Der Schütze war damit einverstanden, und eben langte auch der Schnellfu? wieder von Babylon an, auf dem Rücken die heruntergeschossene gro?e Mücke, die ihm gar nicht l?stig war. Der scharfsichtige Schütze setzte sich hinter der Kutsche auf den Goldsack und man fuhr wieder weiter.
Sie waren noch nicht viel weiter gefahren, da sah der K?nigssohn, der, wie kluge Leute pflegen, Augen und Ohren überall hatte, am Wege einen Mann, der auf der Erde lag und das Ohr an den Boden hielt, als wollte er erlauschen; des Mannes Ohr war r?hrenf?rmig gestaltet und drei Klaftern lang. ?Was machst du da?? fragte der K?nigssohn. Der Horchende erwiderte: ?In der Stadt Rom sind gerade jetzt fünf K?nige versammelt, die heimlich über einen Krieg rathschlagen; ich wollte nun eben h?ren, ob der Krieg auch uns berühren wird.? Der K?nigssohn fragte verwundert: ?Wie kannst du in so weiter Ferne h?ren?? Der Mann erwiderte: ?Das ist nun gerade nicht weit, mein Ohr reicht noch weiter, es kann wohl kaum irgendwo auf der Welt etwas gesprochen werden, was nicht an mein Ohr dringen würde, wenn ich anders Lust h?tte, von allem leeren Weibergeschw?tz Kenntni? zu nehmen.? Der K?nigssohn dachte gleich bei sich, wer wei? ob eines solchen Mannes Beistand nicht manchmal n?thig werden kann, und fragte den Ohrenmann: ?H?ttest du nicht Lust in meinen Dienst zu treten?? ?Warum nicht -- erwiderte der Ohrenmann -- wenn wir Handels einig werden. Was versprecht ihr mir denn zum Jahreslohn?? Der K?nigssohn gab zur Antwort: ?T?glich frisches Essen und Trinken, soviel dein Herz begehrt, vollst?ndige sch?ne Kleidung und einen Stof Gold j?hrlichen Lohn.? Der Ohrenmann war damit sehr zufrieden, worauf der Handel geschlossen wurde. Der Mann drehte seine lange Ohrr?hre zusammen, damit sie den Boden nicht berührte, setzte sich neben dem Scharfsichtigen auf den Goldsack hinter der Kutsche und so fuhren sie weiter.
Sie waren wieder eine Strecke Wegs gefahren, als sie auf einen gro?en Wald stie?en. Schon eine Weile vorher,
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