Ehstnische Märchen. Zweite Hälfte | Page 6

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5: Vgl. Bd. 1, S. 89 Anm. und S. 104 Anm., sowie S. 30. An letzterer Stelle hei?en die im Mondschein badenden Jungfrauen der Waldelfen und der ?Rasenmutter T?chter?. Wenn in unserem M?rchen der K?nig des Nebelberges der Gemahl der Rasenmutter hei?t, so m?chte eine ursprüngliche Identit?t desselben mit den ?Waldelfen? angenommen werden k?nnen. L.]
[Fu?note 6: S. Bd. 1, S. 83 Anm. 2. L.]
[Fu?note 7: Ehstn. liba hunt, eigentlich l?ufische W?lfin, soll nach dem Aberglauben das neunte Junge eines Wolfes sein, besonders gefr??ig und gef?hrlich, mit spitzer Schnauze, welches die Thiere von hinten anf?llt und ihnen das Eingeweide herausrei?t (Wiedemann, Ehstnisch-Deutsches W?rterb. S. V). Hier ist es offenbar W?rwolf, d. h. Mannwolf. Vgl. über diesen Aberglauben Ru?wurm Eibofolke S. 360. L.]
[Fu?note 8: W?rtlich: Da? man nicht vor seinen Fü?en sehen konnte. L.]

3. Die schnellfü?ige K?nigstochter.
Es war einmal eine sehr sch?ne und schmucke K?nigstochter, die aller Orten berühmt war, denn es kamen gar viele Freier zu ihr, von Morgen und Abend, von Mittag und Mitternacht her, so da? oftmals die ganze Woche durch der Hof von den Pferden der Bewerber nicht leer wurde. Aber das Freien ward den M?nnern nicht so leicht wie unseren Zeitgenossen, die, wenn sie auch manchmal an einem Morgen vor sieben Thüren anklopfen müssen[9], doch dabei den Hals nicht verlieren. Mit der schmucken K?nigstochter war das aber anders und es durfte keinen Freier, der seine Bewerbung anbringen wollte, an geh?rigem Muthe fehlen. Die k?nigliche Maid hatte n?mlich sehr schnelle Fü?e, und darum ihrem Vater fest versichert, sie werde nicht eher heirathen, als bis sie einen Freier f?nde, der eben so schnellfü?ig sei, so da? er mit ihr nicht nur um die Wette, sondern ihr auch noch ein Stück vorbeilaufen k?nne. Nun, das h?tte weiter nichts geschadet, wenn mit dem Wettlauf nicht noch eine andere Bedingung verbunden gewesen w?re, n?mlich, da? jeder Freier, dessen Schritte die der Jungfrau nicht überholen k?nnten, sofort sein Leben verlieren sollte. Wohl mu? man sich wundern, da? trotzdem immer noch junge M?nner von vornehmer Geburt sich fanden, welche das gef?hrliche Wagestück unternahmen, obgleich noch keiner einen besseren Lohn erhalten hatte als den, da? sein erstarrter K?rper um einen Kopf kürzer gemacht wurde. Die abgehauenen K?pfe wurden dann jedesmal, gleichsam ihnen selbst zum Spott und andern zum Schrecken, auf lange Stangen vor des K?nigs Behausung aufgespie?t. Mancher kluge Mann mochte nun wohl meinen, da? in den auf ihren Stangen steckenden K?pfen doch nicht viel Hirn und Witz gewesen sein k?nne, da sie th?richt genug gewesen, ihre Haut so billig zu Markte zu tragen. Aber dergleichen kluge Leute vergessen, da? manchem jungen Manne das feurige Blut die ruhige Besinnung aufzehrt. Man erlebte nun freilich, da? die zur Abschreckung aufgesteckten K?pfe die gute Wirkung hatten, das unaufh?rliche Zustr?men von Freiern zu verringern, da? sie auch manchen Ank?mmling vor der Pforte noch zur Umkehr bewogen, ehe er das Glücksspiel versuchte. Gleichwohl stellte sich immer noch von Zeit zu ein und der andere Thor ein, der nicht wieder nach Hause kam, sondern seinen Kopf den Raben zum Futter lie?.
Jetzt hatten schon so lange keine Hufe von Freier tragenden Rossen den Weg zum K?nigssitze gestampft, da? die Leute schon anfingen zu hoffen, diese unsinnigen Fahrten würden gar nicht mehr vorkommen, als mit einem Male ein von Sehnsucht getriebener K?nigssohn aus weiter Ferne her sich abermals auf den Weg machte. Dieser Freier war aber ein gar schlauer Mann und hatte deshalb schon daheim ein paar Jahre oder noch l?nger seine Beine t?glich im Laufen geübt. Jetzt verstand er seine Sache aus dem Grunde, denn in dem ganzen K?nigreiche, welches sein Vater beherrschte, war unter M?nnern und Weibern Niemand, den der K?nigssohn nicht im Lauf überholt h?tte. Wenn er trotzdem mit Kutsche und Pferden auf die Freite fuhr, so wollte er einmal dadurch den Leuten seinen Reichthum zeigen, und dann auch seinen Beinen Ruhe g?nnen, damit sie nicht noch vor dem Wettlauf ermüdeten. Einen halben Scheffel Gold nahm der Jüngling für die Wegekost mit; dasselbe wurde, als w?re es ein Hafersack, hinten auf der Kutsche festgebunden. Der K?nigssohn war auf seiner Freierfahrt noch nicht weit gekommen, da sieht er von weitem ein Menschenbild im Fluge herankommen, wie von Vogelfittigen getragen und nach wenig Augenblicken saust auch der Schnellfu? wie der Wind an der Kutsche vorbei. ?Halt still, halt still!? schreit der K?nigssohn aus Leibeskr?ften, damit das Ohr des Windfü?igen es vernehme. Alsbald h?lt der Mann seinen Lauf an und bleibt stehen, um zu h?ren, weshalb er gerufen wird. Da erst wird der K?nigssohn gewahr, da? dem L?ufer an beiden Fü?en ein Mühlstein h?ngt. Dieser seltsame Umstand l??t die Laufkraft des Mannes in des K?nigssohn Augen noch gewaltiger erscheinen, darum fragt er: ?Weshalb hast du die Mühlsteine an den Fü?en?? ?Meine Fü?e würden sonst im schnellen Laufe nicht am Boden haften?, erwidert der Mann -- ?und ich k?nnte unversehens wer wei? wohin
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