ihn von dem Kulturmenschen in Amerika.
Heine f��hlte das und warf es den Frankfurtern ins Gesicht, Edgar Allan Poe sprach es noch viel klarer aus. Die meisten K��nstler aber und Gelehrten und Gebildeten aller V?lker hatten ein so geringes Verst?ndnis daf��r, dass bis auf unsere Tage Horaz' feines ?Odi profanum? falsch ausgelegt wird! Der K��nstler, der f��r ?sein Volk? schaffen will, erstrebt etwas Unm?gliches und vernachl?ssigt dar��ber h?ufig etwas Erreichbares und doch H?heres: f��r die ganze Welt zu schaffen. ��ber dem Deutschen, ��ber dem Briten und Franzosen steht eine h?here Nation: die Kulturnation; f��r sie zu schaffen, ist des K��nstlers allein w��rdig. Hier war Poe bodenst?ndig, so wie es Goethe war, wenn auch in anderm, ebenso bewusstem, aber l?ngst nicht so modernem Sinne.
* * *
[Abbildung: DIE WASSERGRUBE UND DAS PENDEL Zeichnung von C. F. Tilney]
Ganz langsam schreite ich im Parke der Alhambra unter den alten Ulmen, die Wellington pflanzte. Zu allen Seiten pl?tschern die raschen Quellen, mischen ihren Singsang mit den s��ssen Liedern von hundert Nachtigallen. Zwischen den hohen T��rmen schreite ich in dem ��ppigen Tale der Alhambra.
Wem geh?rt dieses Zauberschloss, dieser Tr?umegarten? Der spanischen Bettelnation, die ich verachte? Dem Fremdenp?bel mit dem roten Buche in der Hand, dem ich auf zehn Schritte schon aus dem Wege gehe? O nein! Mir geh?rt es, mir und den wenigen, die diese Sch?nheit in ihre Seele aufzunehmen verm?gen. Deren Hauch diesen Steinen, diesen Str?uchern Leben zu leihen vermag, deren Geist es versteht, diese +Sch?nheit zur Wahrheit zu machen+. Alles um mich herum und all das andere, was sch?n ist auf dieser Erde, ist ein heiliges, unverletzliches Eigentum der Kulturnation, die ��ber den V?lkern steht. Sie ist Herrscherin, sie ist Besitzerin: einen andern Herrn duldet die Sch?nheit nicht. Das begreifen heisst die Welt ergreifen: Edgar Allan Poe tat es als Erster.
Ich sitze auf der Steinbank, auf der Aboul-Haddjadj einst tr?umte. Vor mir springt ein Quell in die H?he, f?llt in das runde Marmorbecken. Ich weiss wohl, warum der Sultan hier sass, allein in den D?mmerstunden: o, es ist so s��ss, hier zu tr?umen.
War einst ein Dichter, der schrieb nichts anderes, als Gespr?che mit Toten. Mit allen sieben Weisen plauderte er und allen K?nigen Ninives. Und mit ?gyptischen Priestern und thessalischen Hexen, mit Athens S?ngern, mit Roms Feldherrn und mit K?nig Artus' Tafelrunde. Schliesslich mochte er mit keinem lebenden Menschen mehr reden: die Toten sind so viel unterhaltsamer! -- O, man kann mit ihnen plaudern, gewiss doch. Alle Tr?umer k?nnen es, und +alle die, die an Tr?ume glauben+, als an das einzig Wirkliche.
Bin ich nicht heute mit ihm, den ich liebe, dort oben durch die S?le gewandert? Habe ich nicht dem Toten ein Teil von der Welten Sch?nheit gezeigt, die des Lebenden Augen nie sahen? Nun steht er da vor mir, an die Ulme gelehnt -- --
?Frage nur,? sagt er.
Er f��hlt wohl, wie ich mit den Augen ihn liebkosend frage. Und er spricht. Bald tropfen die Worte klar von den Lippen, bald pl?tschert seine Stimme aus dem Springbrunn, sie singt aus den Kehlen der Nachtigallen und rauscht mit den Bl?ttern der alten Ulmen. So klug sind die Toten.
?Lass du mein armes Leben,? sagt Edgar Allan Poe. ?Frage Goethe darnach, der ein F��rst war, der sechs Hengste zahlte und mit ihnen durch die Welten jagte. Ich war ein Einsamer.?
Ich lass den Blick nicht von ihm: ?Erz?hle! Denen, die dich lieben, und die du liebst!?
?Das Leben vergass ich, das ich lebte,? sagte er, ?o nicht erst, seit ich tot bin, wie die Menschlein sagen. Jeden Tag vergass ich am n?chsten Tage -- -- h?tte ich sonst weiter leben k?nnen? -- Mein wahres Leben aber, mein Leben in meinen Tr?umen, das kennst du ja!?
-- -- Vom Boden her huscht ein leichter Nebel durch den Abend, eine s��sse K��hle f?chelt meine Schl?fen. Freilich: das Leben seiner Tr?ume kenn ich wohl, schenkte er es doch mir und der Welt. Und langsam lass ich dies Leben in seinen Dichtungen vor mir vor��bergleiten.
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-- -- William Wilson. Nat��rlich ist es Poe. So sehr Poe, dass der Pfaffe Griswold geruhig Wilsons Geburtsjahr -- 1813 -- als das des Dichters angibt! -- Der Knabe herrscht in der alten Boarding-School zu Stoke-Newington ��ber all seine Mitsch��ler, nur ��ber einen nicht, den +andern+ Wilson: sich selbst. Und er, dessen ererbter leichter Sinn ihn als Knaben, J��ngling und Mann immer wieder zum Lumpen werden l?sst, wird sein Gewissen nicht los: den +andern+ Wilson, sich selbst. Trotz des Gewissens st?sst ihn sein Hang zum Verbrechen in der Welt herum, und immer von neuem ist er selbst sein strafender Richter.[2]
So ist des Dichters Kindheit, so sein J��nglingsalter vergiftet. Das ererbte und durch
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