die Erziehung noch mehr entwickelte Gef��hl f��r gut und b?se ist so ��berstark in ihm, dass er aus dem ewigen Hin und Her nicht herauskommt, schier an ihm zugrunde geht. Jedes kleine Unrecht, das er begangen, w?chst in seinen Tr?umen zum ungeheuerlichen Verbrechen und qu?lt ihn, qu?lt ihn. Noch mehr: die Gedankens��nde, das Spielen mit der Idee des B?sen sind in seinen Tr?umen zu Wahrheiten geworden: er ist selbst der Held all seiner grausigen Geschichten. Die S��nden der V?ter r?chen sich an dem letzten Spross des Geschlechtes; wie sein Friedrich von Metzengerstein reitet er auf dem d?monischen Ross in alle Flammen der H?lle.
* * *
-- -- Wie doch die Ulmenbl?tter rauschen! Und ich h?re des Unseligen Stimme aus den Winden:
?Wenn ich kein Dichter gewesen w?re, w?re ich wohl ein M?rder geworden. Ein Betr��ger, ein Dieb, ein R?uber und Falschspieler.?
Die Bl?tter der Ulmen klingen, und wieder rauscht seine Stimme:
?Und vielleicht w?re ich gl��cklicher gewesen.?
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Ich denke: wer weiss? -- Gibt es wohl einen Verbrecher, dem seine Taten die Martern brachten, wie dem Dichter die Verbrechen, die er nie begangen? Denn Edgar Allan Poe ist in seinen Tr?umen, +die ihm allein das wahre Leben waren+, nicht nur der M?rder, er ist auch zugleich das Opfer. Er mauert seinen Feind lebendig in den Keller ein -- und er ist es selbst, der eingemauert wird. (?Ein Fass Amontillado.?) Er mordet, weil er muss, den Mann mit dem Geierauge, er verscharrt ihn unter den Dielen, und das Herz, das darunter klopft und klopft und die Tat verr?t, ist wieder sein eigenes. (?Das verr?terische Herz.?) Der doppelte William Wilson: ��berall.
Selten hat ein K��nstler so wenig ��ber dem gestanden, was er schuf, nie hat einer so sehr in seinen Werken gelebt. Ein Deutscher, ein Franzose h?tte sich leichter von dem unseligen Moralbegriff emanzipiert; dem Dichter aber lastete durch Abstammung und Erziehung eine erdr��ckende Religiosit?t auf der Seele, von der er sich nie ganz befreien konnte. Sp?t erst gelang es ihm, sich etwas zu distancieren: ganz jenseits von Gut und B?se hat er nie gestanden. Der alte englische Fluch dr��ckte ihn, keine Folter wurde ihm erspart; diese arme Seele musste alle wahnsinnigen H?llenqualen der Breughel, der Jean van Bosch und Goya bis zur letzten Neige auskosten.
O ja, w?re er ein Verbrecher der Tat, nicht des Gedankens gewesen, h?tte er am Galgen sein Dasein beschlossen, statt im Armenkrankenhaus, sein Leben w?re elend und jammervoll gewesen -- -- doch nicht so schrecklich, als es war.
Aber Tempel erstanden aus den Sch?delst?tten, Lilienfelder auf blutged��ngten Wiesen. Und wir Gl��cklichen geniessen die herrlichen Blumen, die aus des Dichters vergiftetem Herzblut erwuchsen.
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Die Quellb?chlein pl?tschern durch den Park der Alhambra. Kleine muntere B?chlein, die plaudern und schwatzen. In den schmalen kieselgepflasterten Betten springen sie schnell vorbei, schnell wie die guten Stunden in des Dichters Leben dahineilten. Die Stunden, Minuten vielleicht, in denen er harmlos fr?hlich sein konnte.
Dann tr?umte er irgendeinen lustigen Traum. Etwa von dem Manne mit der wunderbar grossen Nase, die alle Welt in Begeisterung setzte, die Maler malten und Herzoginnen k��ssten. Diese k?stliche kleine Geschichte, die in der bizarren Art ihrer Anlage Mark Twain vorweggenommen ist. Nur dass bei Poe die grotesken ��bertreibungen viel feiner, viel nat��rlicher herauskommen, dass sich nirgends ein Wortwitz vordr?ngend breit macht.
Oder er macht sich ��ber die breiten Bettelsuppen lustig, die die Wochenbl?tter ihren gutm��tigen Lesern auftischen, gibt der Miss Zenobia Unterricht, wie sie einen t��chtigen Blackwoodartikel abzufassen hat, l?sst den ehrenwerten Herrn Thingum Bob von der ?Weltlaterne? h?chst erg?tzlich ��ber seine literarische Laufbahn plaudern. -- So leicht, so liebensw��rdig und einschmeichelnd ist des Dichters Witz! Wie die B?chlein, die munter plaudernd durch den Park der Alhambra pl?tschern -- --
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Aber wie die Nachtigallen schluchzen seine Tr?ume der Sehnsucht. Und aus der Seele einer Nachtigall scheint die Stimme gemacht, die sie sang. So rein, so ohne Makel; die heilige C?cilia m?chte aus Neid ihre Geige zerbrechen und Apoll seine Leier zerschlagen. War dem Dichter in seinen Verbrechertr?umen keine H?lle tief genug, so war ihm in diesen heiligen Ges?ngen kein Himmel zu hoch.
Nirgends finden wir bei Poe nur einen Satz, einen leisen Gedanken, der sich auf sexuelle Liebe bez?ge. Die Erotik ist ihm so v?llig fremd,[3] wie keinem andern Dichter, den einen Scheerbart vielleicht ausgenommen. Ebenso wenig ist irgendwo ein Zug sozialen F��hlens bei ihm zu entdecken. Und doch hat er ein Herz in der Brust, das sich nach Liebe sehnt, dem Liebesmitteilung unabweisbares Bed��rfnis ist. Nur dass er den Menschen nicht lieben +kann+, weil er immer und ��berall die kleinen Seiten sieht, die ihn abstossen, die die zur Liebkosung ausgestreckte Hand festbannen, das schmeichelnde Wort auf der Zunge ersterben lassen. Da wendet sich die Sucht Gutes zu tun, Liebes zu erweisen, dem +Tiere+ zu, streichelt den Hund, f��ttert die verhungerte Katze und ist dankbar f��r einen treuen Blick, f��r ein zufriedenes Schnurren. Wie bewusst das
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