sollen, da? ihre Ehe wahrscheinlicherweise sehr glücklich werden würde. Das ist meine Absicht gewesen, warum ich dich zu ihr geschickt habe.
Der Magister. Kurz und gut, durch Lehrs?tze und Erweise ist sie nicht zu gewinnen, das sehe ich wohl. Sie versteht wohl die einzelnen S?tze; aber wenn sie sie in Gedanken zusammen verbinden und dem Schlusse das Leben geben soll: so weichet ihr Verstand zurück, und sie wird ungehalten, da? er sie verl??t.
Cleon. Also kannst du mir weiter nicht helfen und sie nicht überreden?
Der Magister. Es gibt noch gewisse witzige Beweise zur überredung, die man Beweise kat' anJrwpon nennen k?nnte. Dergleichen sind bei den alten Rednern die Fabeln und Allegorien oder Parabeln. Bei Leuten, die nicht scharf denken k?nnen, tun diese witzigen Blendwerke oft gute Dienste. Ich will sehen, ob ich durch mein Ingenium das ausrichten kann, was sie meinem Verstande versagt hat. Vielleicht macht ihr eine Fabel mehr Lust zur Heirat als eine Demonstration. Ich will eine machen und sie ihr vorlesen und tun, als ob ich sie in dem Fabelbuche eines jungen Menschen in Leipzig gefunden h?tte, der sich durch seine Fabeln und Erz?hlungen bei der Schuljugend so beliebt gemacht hat.
Cleon. Ach ja, das tue doch, damit wir alles versuchen. Wenn die Fabel hübsch ist: so kannst du sie gleich auf meiner Tochter Hochzeit der Welt mitteilen. Mache nur nicht gar zu lange darüber. Eine Fabel ist ja keine Predigt. Es mu? ja nicht alles so akkurat sein. Meine Tochter wird dich nicht verraten. Mache, da? sie ja spricht: so will ich dir ohne Fabel, aber recht aufrichtig danken.
(Der Magister geht ab.)
Eilfter Auftritt
Cleon. Lottchen.
Lottchen. Papa, der Herr Vormund des Herrn Damis hat durch seinen Bedienten dieses Zettelchen an Sie geschickt.
Cleon (er liest). ?Weil Sie es verlangen: so werde ich die Ehre haben, gegen die Kaffeezeit zu Ihnen zu kommen. Ich lasse mir die Wahl des Herrn Damis, meines Mündels, sehr wohl gefallen. Er h?tte nicht glücklicher w?hlen k?nnen. Kurz, ich will mich diesen Nachmittag mit Ihnen und Ihren Jungfern T?chtern recht vergnügen, weil ich ohnedies heute eine angenehme Nachricht vom Hofe erhalten habe. Zugleich mu? ich Ihnen melden, da? heute oder morgen das Testament Ihrer seligen Frau Muhme, der Frau Stephan, ge?ffnet werden soll. Ich glaube gewi?, da? sie Ihnen etwas vermacht hat. Vielleicht kann ich Ihnen die Gewi?heit davon um vier Uhr mitbringen. Ich bin? usw.
Das geht ja recht gut, meine liebe Tochter. Ich dachte immer, der Herr Vormund würde seine Einwilligung nicht zur Heirat geben, weil meine Tochter kein Verm?gen hat.
Lottchen. Das habe ich gar nicht befürchtet. Der Herr Vormund ist ja die Leutseligkeit und Menschenliebe selbst und macht sich gewi? eine Freude daraus, zu dem Glücke eines Frauenzimmers etwas beizutragen, der man keinen gr??ern Vorwurf machen kann, als da? sie nicht reich ist.
Cleon. Tochter, du hast sehr recht. Es ist ein lieber Mann. Ich habe nur gedacht, da? er einen gewissen Fehler haben mü?te, weil er schon nahe an vierzig ist und noch kein Amt hat. Aber was hilft uns das alles, wenn Julchen den Herrn Damis nicht haben will?
Lottchen. Machen Sie sich keine Sorge, lieber Papa. Julchen ist so gut als besiegt. Und ich denke, es k?nnte ihr kein gr??er Unglück widerfahren, als wenn man ihr ihren Schatz, die sogenannte Freiheit, ungeraubt lie?e. Ich habe die sichersten Merkmale, da? sie den Herrn Damis liebt.
Cleon. Sollte es m?glich sein? Ich dürfte es bald selbst glauben. Ihr losen M?dchen tut immer, als wenn euch nichts an den M?nnern l?ge, und heimlich habt ihr doch eine herzliche Freude an ihnen. Je nun, die Liebe ist auch n?tig in der Welt, sonst h?tte sie uns der Himmel nicht gegeben.
Lottchen. Papa, diese Satire auf die losen M?dchen trifft mich nicht. Ich d?chte, ich machte kein Geheimnis aus meiner Liebe. Wenigstens halte ich die vernünftige Liebe für kein gr??er Verbrechen als die vernünftige Freundschaft. Unser Leben ist vielleicht deswegen mit so vielen Beschwerlichkeiten belegt, da? wir es uns desto mehr durch die Liebe sollen leicht und angenehm zu machen suchen.
Cleon. Mein Kind, wenn mir die Frau Muhme Stephan etwas vermacht haben sollte: so s?he ich's sehr gerne, wenn ich euch, meine T?chter, auf einen Tag versprechen und euch in kurzem auf einen Tag die Hochzeit ausrichten k?nnte. Ich wollte gern das ganze Verm?chtnis dazu hergeben.
Lottchen. Sie sind ein liebreicher Vater. Nein, wenn Sie auch durch das Testament etwas bekommen sollten: so würde es doch ungerecht sein, wenn wir Sie durch unsre Heiraten gleich um alles br?chten. Nein, lieber Papa, ich kann noch lange warten. Und mein Geliebter wird sich ohnedies nicht zur Ehe entschlie?en, bis er nicht eine hinl?ngliche Versorgung hat.
Cleon. Tue dein m?glichstes, da? Julchen heute noch ja spricht. Die M?dchen müssen wohl ein wenig spr?de tun; aber sie müssen es den Junggesellen auch nicht so gar sauer machen.
Lottchen. Papa, unsere selige Mama sagte nicht so.
Cleon. Loses Kind, ein Vater
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