Die von denen Faunen gepeitschte Laster | Page 5

Sidonia Hedwig Zaeunemann
Schaden und Verderb auf Berg und Wiesen stift?
So ists: jedoch weit mehr: es ist ein Menschen=Regen.?Komm Pluto! komm und sieh! o welch ein sch?ner Seegen!?Empfande Jupiter Angst, Schmerzen, Quaal und Noth,?Als seine Stirn erhitzt, und als ein Feuer roth,?Und aufgeblasen war, eh Pallas raus gesprungen;?Was Wunder, wenn die? Heer die Wolke so gedrungen,?Und ihr so grosse Quaal und Unruh hat gemacht,?Bi? sie durch Knall und Blitz die? Unheil fort gebracht.?Wer mu? ihr Anherr seyn? wie sind sie denn gestaltet??Wie der, so Phrygien bey g��ldner Zeit verwaltet.?Nicht anders; Midas mu? ihr Aelter=Vater seyn.?An Ohren sieht mans ja; die Werke stimmen ein.?Ein Volk, das an Verstand den schwachen Kindern gleichet.?An Bo?heit aber kaum dem Teufel selber weichet.?Die? Volk bedeckt die Welt; der Bart womit es prangt,?Zeigt gnug, wie viel es schon an Kraft und St?rk erlangt.?Ja Kr?fte in der Faust; nicht aber im Gehirne,?Mit Runzeln w?chst zugleich die Bo?heit in der Stirne.
Steig alter Midas! steig! aus deiner schwarzen Gruft,?H?r! wie dein edles Volk so sehnlich nach dir ruft,?Vernimm wie treu es dich auch nach dem Tode liebet,?Und deinen weisen Spruch noch t?glich von sich giebet.?Sieh! wie sich dein Geschlecht so wunderbar vermehrt,?Wie hoch es dich erhebt, wie sehr es dich verehrt.?Die? dein erhitztes Volk verbietet den Poeten,?Da? sie auf ihren Rohr und nettgestimmten Fl?then?Nichts singen, das nach Kunst und Sitten=Lehre schmeckt,?Und wie Apollo dort der G?tter Gunst erweckt.?Die Warheit will man nicht in ihren Schriften dulden,?Man straft und richtet sie ohn billiges Verschulden.?O wundert euch mit mir! da? viel so sinnreich sind,?Und in den Sch?ppen=Stuhl der Advocaten Wind?Und ihren Sp?tter=Kiel, den Gegner zu beschimpfen,?Die Fehler der Persohn, das Mund= und Nase=R��mpfen,?Gang, Kleidung, Jugend=Lust, und was dergleichen mehr,?Mit ganz gelassenen und fr?hlichen Geh?r,?Und l?chlender Gestalt so klug vertragen k?nnen.?Sie leiden ohne Scheu da? zwey zusammen rennen;?Und wenn auch der Client aus Wehmuth und Verdru?,?Wohl zwanzig Bogen mehr als sonsten zahlen mu?.?Die? ist noch nicht genug; es wundere sich ein jeder,?Wenn das erhitzte Blut auf Schulen und Catheder?Sich unbescheiden zankt, und von dem Hauptzweck geht,?Aus Neid und Tadelsucht den Gegner beisend schm?ht,?So h?rt man munter zu, und l??t sich unbek��mmert.?Schreibt aber ein Poet, wie sich die Welt verschlimmert,?Und wie das Laster w?chst, so sieht man scheel darzu,?Und l??t aus tollen Neid dem Dichter keine Ruh?Ob Orthodoxen schon sich auf den Schau=Platz stellen,?Und durch den scharfen Kiel die Feinde gl��cklich f?llen,?Wie mancher Philosoph, wie mancher Moralist,?In dem ein reines Feuer, Verstand und Wei?heit ist,?Hat von der Sitten=Kunst satyrisch gnug geschrieben,?Und dennoch sind sie stets in Ruh und Fried geblieben.?In Prosa fluchet man der Sitten=Lehre nicht;?Die arme Poesie wird ohn Verh?r gericht.?Ein Redner, ein Poet steht in gelehrten Orden,?Und beyde sind schon l?ngst zu Moralisten worden.?Ein jeder ehrt und liebt die Regeln der Natur;?Ein jeder folget ja der Tugend Licht und Spuhr,?Und zeigt die Laster=Bahn, und sucht der Welt zu n��tzen.?Allein der Dichter kan fast niemahls ruhig sitzen.
Zu dieser tollen Art und frecher Seltenheit,?Giebt der belebte Reim wohl nicht Gelegenheit;?Nein, sondern die Vernunft ist noch nicht ausgeheitert,?Weil sich der Wei?heit Licht in ihnen nicht erweitert,?Weil sie die Tugend nie in ihrem Glanz erkannt;?Weil sie die meiste Zeit auf Trug und List verwandt;?Weil ihres Vaters Geist auf ihnen zweyfach lieget,?Ich meine, Midas Sinn, der sie so hoch vergn��get;?Ja seines Hauptes Schmuck, den sie zugleich geerbt,?Hat dieses Volkes Geist verfinstert und verderbt.?Da nun so Herz als Sinn und Ohr und Mund verdorben,?Und Tugend und Vernunft in ihrer Brust erstorben,?Was Wunder? da? die? Volk Satyren ha?t und scheut,?Und deiner Sitten=Lehr mit Fluch und Grimme dr?ut.?O! da? doch Knall und Blitz die? Volck herab gesendet,?Das Klugheit und Vernunft in Dichter=Schriften sch?ndet!
Wo ist die alte Zeit, in der die Dichtungs=Kunst,?Von grossen K?nigen, mit hoher Huld und Gunst?Und Prei? belohnet ward? Die Tage sind verschwunden,?Da man auch Dichter noch am Kayser=Tisch gefunden.?Augustus blieb ein Held der alle Welt bezwang,?Obgleich Virgilius an seiner Tafel sang.?Ward auch die Majest?t durch diese That verletzet??Weil er die Dichterkunst vor andern hoch gesch?tzet.?Des Nero Grausamkeit l?scht doch den Ruhm nicht aus,?Da? er in seiner Brust ein w��rdig Musen=Haus?Bey seinen Thron erbaut. O! k?m die Zeit zur��cke,?Da Barbarossens Hof, so Gnaden=volle Blicke?Den Dichtern zugewandt! die von der Helden Schwei?,?Von ihren L?wen=Muth, Geschicklichkeit und Flei?,?Wenn sie vor Staat und Reich, so treu sie nur vermochten,?Gerahten und gesorgt, mit Arm und Schwerd gefochten,?Gesungen und erzehlt: damit die neue Welt?Davon ein Beyspiel n?hm, der kein Poet gef?llt.?Wo bleibt jetzt Carolus der Eilfte der Franzosen??Der selbst durch diese Kunst mit sch?nen Ehren=Rosen?Die Dichter ��berstimmt. Alfondus Kron und Macht,?Der England Seegen gab, erhebet ihre Pracht,?Und singt und spielet selbst. W?r Carl (a) noch jetzt auf Erden, So w��rd auf seinem Wink manch Lied gesungen werden.?Ihr nahmt der Dichter Gl��ck und Prei? mit euch ins Grab.?Bey eures Scepters Rest liegt unser Ehren=Stab?Vergraben und verdeckt. O! k?nntet ihr erwachen,?Und uns, wie Reich und Volk begl��ckt und herrlich machen!?Wo sind die Damen hin die Barbaros gekannt,?Die
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