Die von denen Faunen gepeitschte Laster | Page 4

Sidonia Hedwig Zaeunemann
lobe und erhebe, vor die Augen!
Ich tadle die Unarten der Menschen: Dencke also nicht Mein Leser! da? ich von Personen schreiben und dieselben durchziehen, viel weniger mich an meinen Feinden oder Sp?ttern r?chen, und sie auf den Schau=Platz stellen werde. O nein! Sp?ttern und Feinden mache ich das Vergn��gen nicht, ihren Thorheiten zu gefallen, eine?niedertr?chtige und wieder die Religion und Philosophie streitende Seele anzunehmen, und den Character eines vern��nftigen Satyrici hierdurch zu ��berschreiten, welcher darinne besteht, da? man nicht Personen, oder nat��rliche Gebrechen, davor niemand als die Natur kan, sondern lasterhafte und strafbahre Handlungen, und solche wiederum nicht etwan auf eine unh?fliche, sondern auf eine ��berzeugende, sinnreiche und beisende Art vorzustellen, und zu bestrafen bem��ht ist. In wie weit ich dieses letztere getroffen, das werde ich zu meiner k��nftigen Verbesserung von Kennern h?ren, und mit dem gr??ten Danck annehmen.
Ich habe demnach zum Object meiner Satyre nichts anderes als die im Schwang gehende Laster, und die unartigen Handlungen derer meisten Menschen genommen. Es sey ferne! da? ich von allen und jeden reden, und das ganze menschliche Geschlecht, wie man im Sprichwort sagt, in eine Br��he werffen solte! O nein! der Acker dieser Welt tr?gt auch noch guten Weizen, so h?ufig auch das Unkraut darzwischen w?chst. Ich tadle nicht den Gebrauch verschiedener Sachen; sondern den Mi?brauch. Ich h?tte auch wie bekannt, von noch weit mehrern Lastern und Mi?br?uchen schreiben k?nnen; allein die Zeit, und die Betr��bni? ��ber den t?dtlichen Hintrit meiner seel. Frau Mutter hat mich davon abgehalten.
Die meisten Menschen, und sonderlich das Frauenzimmer, haben den ��blen Gebrauch, da? die sich bey m��sigen Stunden ��ber anderer Menschen von beyderley Geschlecht, ?fters gar geringen Schwachheiten, Moden, Geberden, Gebr?uchen und Handlung aufhalten. Um nun solchen Menschen, und besonders meinem Geschlechte mich gleich zu stellen, und nur von ihnen keinen Vorwurff machen zu lassen; so will ich mich auch allhier ��ber andre Menschen, und zwar, damit kein Geschlecht z��rnen darf, so wohl ��ber die Mannes=Personen, als ��ber das Frauenzimmer; doch nicht auf eine p?belhafte, niedertr?chtige und kindische Art; sondern so viel mir m?glich, auf eine ernsthafte Weise, in nachstehenden Zeilen moquiren.
Betrachtest du also, Mein Leser! diese Schrift, und du bist tugendhaft, so wirst du mit meinen Gedancken ��bereinstimmen, und de?wegen keinen Ha? und Zorn auf mich werfen. Bist du aber mit ein oder den andern Lastern behaftet, so z��rne nicht ��ber mich. Was wilst du ��ber den Spiegel, der dir deine Flecken zeigt, und ��ber den Meister, der ihn geschliffen hat, b?se werden. Sch?me dich deiner dir selbst gemachten Flecken, und werde ��ber deine muthwillige Unarten b?se.
Du kanst dich an mir nicht besser davor r?chen, als wenn du deine Thorheiten ablegest und dich besserst, und mir hernach, wie diejenigen, die warhaft tugendhaft sind, gewogen wirst und bleibst, als warum ich dich und alle Menschen freundlich ersuche.
Die von denen Faunen gepeitschte Laster?von Sidonia Hedwig Z?unemann
Auf einmahl reget sich der fast erstickte Trieb;?Das, was ich sonst gescheut, gewinn ich jetzo lieb;?Das, was ich blo? aus Furcht, es m?chte nicht gelingen,?Bi?her zur��ck gesetzt, das will ich jetzo singen.?Caliope! dein Rohr, dein sanftes Sayten=Spiel,?Das mich bezaubert hielt, und G?ttern wohlgefiel,?Mag dort im Winkel ruhn: ein Satyr l??t sich sp��hren.?Der soll an deiner statt mich auf den Pindus f��hren.?Ihr G?tter! die ihr sonst so gra? und he?lich seyd;?Vor deren Gegenwart das Frauen=Volck sich scheut,?Und sch��chtern lauft und flieht, als ob ein M?rder k?me,?Der ihnen mit Gewalt Kranz, Schmuck und Leben n?hme.?Ihr seyd jetzt meine Lust und liebstes Augenmerk.?Hier habt ihr meine Hand, kommt! f��hrt mich auf den Berg,?Wo Ph?bus und sein Volk im Lorbeer-Walde tanzen.?Kommt! lasset mich durch euch mein Gl��ck bey ihnen pflanzen. Sezt eure F��sse nett, und la?t mich heute sehn,?Ob ihr so k��nstlich springt, wie ehemahls geschehn.?Spielt nur so gut ihr k?nnt, auf Pfeiffen oder Fl?then.?Ihr d��rft, weil ihr schon roth, euch nicht dabey err?hten.?Auf! macht mir eine Lust! und auch dem Musen=F��rst;?Und singt der Welt zu Trutz, die schon die Z?hne knirst.
Au! Weh! was seh ich dort? Mein Wahn hat nicht gelogen,?Ein grau Gewitter k?mmt mit Blitz und Knall gezogen.?Die Luft verfinstert sich, die Sonne b��?t den Schein,?Die Erde den Gesang der Luft-Sirenen ein.?Das Vieh lauft hin und her, es schreyt, es bebt, es zittert, Es suchet Zweig und Schutz, dieweils so grausam wittert.?Die Erde bebt und kracht; die Berge wancken fast,?Und machen sich zum Fall mit ihrer Pracht gefa?t.?Die Donner rollen fort, und br��llen aus dermasen,?Als wolten sie der Welt zum Untergange blasen.?Nun borst die Wolk entzwey, und l??t auf einmahl lo?,?Was sie mit harten Zwang bi?her in ihren Schoo??Und Leib getragen hat; wodurch es leyder! kommen,?Da? Donner, Blitz und Furcht den Erdkrei? eingenommen.?Was aber f?llt denn wohl aus Wolk und Luft herab??Wie? ists ein g��ldner Thau den dorten Hammon gab??Sinds Fische, die sich hier in dieser Fluth bewegen??Es ist ja, wie mich d��nkt kein schlecht, gemeiner Regen.?Solls Ungeziefer seyn, das Feld und Wald vergift,?Und
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