Die unheilbringende Krone oder König ohne Reich | Page 8

Ferdinand Raimund
gew?hren. Und wer wird nicht mit Lust von goldnen Dingen tr?umen, Kann er darüber arme Wirklichkeit vers?umen? (Ab ins Haus.)

Vierzehnte Szene. (Kurzes Zimmer mit schlechten M?beln, ein Tisch mit Schreibger?te, an der Wand h?ngen einige schlechte Kleidungsstücke, Ma? und ein paar abgeschabte Bilder. Rechts eine Seitentür, links ein kleines Fenster.)
Simplizius. Jetzt wird's nicht mehr lang dauern, so wird die achtzigpfündige Kanone meines Unglücks losgehn. Vor Angst krieg' ich noch das gelbe Fieber, das schwarze hab' ich so in allen Taschen schon. Wie sp?t wird's denn schon sein. Ich k?nnt's gleich wissen, ich dürft' nur auf die Uhr schauen, die ich vor zwei Jahren versetzt hab'. Um halb zw?lf Uhr kommt der Weinhandler, der wird mich anzapfen um sein Geld, und wenn ich ihn nicht zahlen kann, so hei?t es; Marsch nach Kamtschatka.

Fünfzehnte Szene. Voriger. Ewald.
Ewald. Freude, Freude, lieber Simplizius!
Simplizius. Ja, ja, das wird eine mordionische Freud' werden, bei Wasser und Brot.
Ewald. Nein, lieber Simplizius, wir wollen fort von hier in ein fernes Reich.
Simplizius. Ins Reich hinaus? Da war ich schon, im Nürnbergischen.
Ewald. Nicht doch, eine reizende G?ttin hat mich und Sie zur Rettung eines K?nigreichs bestimmt.
Simplizius. Mich?
Ewald. Ja. Sie. Goldges?umte Wolken werden uns dem gemeinen Leben hier entrücken und uns in ein herrlich Land hintragen. Lassen Sie Ihren Gl?ubiger hier rasen, er hat ja ohnehin nichts mehr zu fordern. Machen Sie sich reisefertig, Sie sind zu gro?en Dingen bestimmt.
Simplizius. Zu was für ein'?
Ewald. Das wei? ich nicht, ich wei? nur, da? es eine Krone gilt.
Simplizius. Und die soll ich erretten? Nun, das wird gut ausfallen. Sie verkennt mich.
Ewald. Nein, sie hat Sie ja gesehen und Ihren Mut belobt.
Simplizius. Die G?ttin? Ah, das ist g?ttlich! Aber wei? sie denn, da? ich--
Ewald. Was?
Simplizius. Nu. (Macht die Pantomime des N?hens.)
Ewald. Versteht sich, alles wei? sie. Kommen Sie nur.
Simplizius. Ich soll ein Land erretten? Ich kann mir's gar nicht anders vorstellen, als da? das Land durch Unruhen zerrissen ist, und ich mu?'s zusammenflicken. Oder sie fürchten sich, da? das Land erfriert, und ich mu? ihm einen Pauvre machen. Und auf einer Wolken sitzen wir, da fallen wir ja durch.
Ewald. Bewahre, sorgen Sie sich nicht.
Simplizius. Nun Sie, wenn wir heut durchfalleten, das w?r' weiter keine Schand'. Mir ist jetzt schon, als wenn ich aus den Wolken g'fallen w?r'.
Ewald. Ich steh' Ihnen für alles.
Simplizius. O, Sie sind ein gutes Haus. Was haben S' denn da für eine vergo?ne Kerzen?
Ewald. Das ist eben unsere Wunderfackel. Was ich durch sie bestrahlt wissen will, erscheint nach meinem Wunsche in der herrlichsten Gestalt, und rosiger Nebel wird das Auge eines jeden lieblich t?uschen.
Simplizius. Was sie jetzt alles erfinden, um die Leut' hinters Licht z' führen, das geht über alles. Na wegen meiner, ich bin dabei, ich sitz' doch lieber auf einer Wolken als im Arrest. Also gehn wir. (Sieht durchs Fenster.) Ums Himmels willen, dort kommt der Weinhandler, und zwei Schutzgeister hat er bei ihm, mit klafterlange Spie?'.
Ewald. Fatale Sache, was beginn' ich jetzt?
Simplizius. Monsieur Ewald, mir fallt aus Angst etwas ein. Probieren wir die Fackel, richten wir das Zimmer pr?chtig ein, tapezieren wir's aus. Vielleicht bekommt der Weinhandler einen Respekt und glaubt, er kriegt sein Geld. Warten Sie, ich sperr' die Tür indessen zu, da? er nicht gleich herein kann. (Tut es.) Wenn er nur unterdessen abführ'. bis wir ihm ganz abfahren.
Ewald. Kein übler Gedanke, das geht nicht so leicht, er wird fragen, wo wir die sch?nen M?bel her haben. Dann wird ihm die Fackel auffallen. Still!
Riegelsam (klopft von au?en). Nur aufgemacht. Ich wei?, da? Er zu Hause ist.
Simplizius. Gleich, gleich. (Heimlich.) Was tun wir denn?
Ewald (ebenso). Geben Sie mich für einen Engl?nder aus, dem die M?bel geh?ren, und der für Sie zahlen will.
Riegelsam. Ich schlag' die Tür ein, wenn Er nicht aufmacht.
Simplizius. Richtig, fangen Sie nur zum m?blieren an. (Ruft.) Nur warten.
Riegelsam. Warten? Du verdammter Bursch', wart' du auf meinen Stock, wenn ich hineinkomm'.
(Ewald hat indessen die Fackel geschwungen, die sich selbst entzündet.)
(Musik.)
Auf einen Schlag verwandelt sich das schmutzige Zimmer in ein herrlich gemaltes und reich m?bliertes. Grosse Gem?lde mit goldenen Rahmen, nebst einer sch?nen Wanduhr pr?sentieren sich. So verwandeln sich auch die Türen, das Fenster, Tisch und Stühle. Das ganze zeigt sich jedoch im bleichen Rosenlichte
Simplizius. Mich trifft der Schlag, das wird doch ein sch?ner Betrug sein. Ich glücklicher Mensch, das g'h?rt alles nicht mein.
Ewald (steckt die Fackel an die Wand, wo der Schreibtisch steht, setzt sich schnell und stützt das Haupt auf die Hand). Nun ?ffnen Sie, sagen Sie, ich dichte und wollte ungest?rt bleiben, und Sie h?tten geschlafen.
Riegelsam. Brecht das Schlo? auf. (Sie schlagen an die Tür, Simplizius ?ffnet.)
Simplizius. Ist schon offen.

Sechzehnte Szene. Vorige. Riegelsam (ein sehr dickleibiger Mann von heftigem Temperament).
Riegelsam (noch in der Tür). Aufmachen kann er nicht, aber Schulden machen kann er. Wart', du verdammt--(er tritt herein, zwei Gerichtsdiener halten an der Tür Wache, Riegelsam steht erstarrt.) Was ist das für eine
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