Die unheilbringende Krone oder König ohne Reich | Page 9

Ferdinand Raimund
malizi?se Pracht? Ich erstaune. Wem geh?rt das Am?blement?
Ewald (rasch aufspringend). Mir!
Riegelsam. Ihnen? Ah, allen Respekt.
Ewald. Also schlie?en Sie Ihren Mund. (Setzt sich nieder und schreibt fort.)
Riegelsam.. Was Mund schlie?en? Um fünfhundert Taler kann man den Mund gar nicht weit genug aufmachen.
Simplizius. Wenn er nur die Mundsperr' bek?m', da? er ihn gar nicht mehr zubr?cht'.
Riegelsam. Nichts wird g'schlossen, als der--(auf Simplizius deutend) der wird g'schlossen--kreuzweis'. Wie steht's, liederlicher Patron, wird gezahlt oder nicht?
Simplizius. Ja, es wird gezahlt.
Riegelsam. Wer zahlt?
Simplizius. Ich nicht.
Riegelsam. Gerichtsdiener! (Sie treten vor.)
Ewald. Halt! (Springt auf.) Ich bezahle. (Setzt sich wieder und schreibt.)
Riegelsam. Wirklich? Allen Respekt. Wer ist dieser Herr?
Simplizius. Ein vacierender Lord.
Riegelsam. Und wohnt in diesem miserablen Haus?
Simplizius. Spleen.
Riegelsam. Warum schreibt er denn bei einer Fackel am hellichten Tag?
Simplizius. Spleen.
Riegelsam. Und was krieg' ich denn für meine Schuld?
Simplizius. Spleen.
Riegelsam. Geh Er zum Henker mit seinem Spleen. (Beiseite.) Wenn ich nur die sch?nen M?bel haben k?nnt', ich bin ganz verliebt in sie. (Laut.) Also was soll's sein? Entweder meine fünfhundert Taler, oder ich lass' das Zimmer ausr?umen.
Simplizius. Da kriegt er auch was rechts.
Ewald. Herr, unterstehen Sie sich nicht, sich meines Eigentumes zu bem?chtigen. In diesem Zimmer bin ich Herr, weil ich es gemietet habe, und wenn Sie es nicht zur Stelle verlassen, so werd' ich mein Hausrecht gebrauchen und Sie zum Fenster hinauswerfen.
Riegelsam. Welch eine Behandlung? Was soll das sein? (Sieht Simplizius fragend an.)
Simplizius (gleichgültig). Spleen.
Riegelsam. Halt' Er sein Maul mit seinem verflixten Spleen. Sie haben sich angeboten zu bezahlen, tun Sie es, ich bin bereit.
Ewald. Ich noch nicht, in einer Stunde sollen Sie Ihr Geld erhalten, ich erwarte die Post. Entfernen Sie sich jetzt und kommen Sie in einer Stunde wieder.
Riegelsam. Hat auch kein Geld, nichts als Spleen.
Simplizius. Ein splendider Mann.
Riegelsam. Aber die sch?nen M?bel, diese herrlichen M?bel. Gut, ich geh', aber die Wach' bleibt hier.
Simplizius Ich seh' mich schon im Loch.
Ewald. Impertinent, den Augenblick mit der Wache fort, oder Sie bekommen keinen Heller von Ihrer Schuld.
Riegelsam. Nicht? So lass' ich ihn einsperren. (Auf Simplizius zeigend.)
Ewald. Nur fort mit ihm, das ist das beste, was Sie tun k?nnen.
Simplizius (erschrocken). So ist's recht, das w?re schon das beste bei ihm.
Riegelsam (beiseite). Es ist ihm nicht beizukommen, ich m?cht' rasend werden. Aber die sch?nen M?bel allein k?nnten mich verführen.
Simplizius. Ah, wenn Sie s' erst im rechten Licht sehen werden, denn sein' Fackel blendt einen ja.
Riegelsam. Sind sie da noch sch?ner?
Simplizius. O, da kann man sie gar nicht sehn vor lauter Sch?nheit.
Riegelsam. Gut, die Wach' soll sich entfernen, unter der Bedingung, da? Sie mir diese M?bel verschreiben.
Simplizius (heimlich erfreut). Bei?t schon an.
Riegelsam. Wenn ich in einer Stunde mein Geld nicht erhalte, geh?ren sie mir.
Simplizius (heimlich freudig). Haben ihn schon!
Ewald. Mein Wort darauf.
Riegelsam. Nichts, das mu? schriftlich sein, nur aufsetzen, alles schriftlich.
Simplizius (heimlich). G'h?rt schon uns!
Ewald (schreibt). Also alles was sich in diesem Zimmer befindet?
Simplizius Bis auf uns, denn er w?r' imstand, er nehmet uns auch dazu. Das ist gar ein Feiner.
Riegelsam. So ein miserables M?bel, wie Er ist, kann ich nicht brauchen. Still. Euer Hoheit geruhen zu unterschreiben.
Ewald. Hier.
Riegelsam. Auch der Schneider.
Simplizius (tut es für sich). Du wirst dich schneiden.
Riegelsam (frohlockend). Bravo, jetzt bin ich in Ordnung.
Simplizius. Das ist ein glücklicher Kerl, jetzt hat er einen Fang gemacht.
Riegelsam (zur Wache). Ihr k?nnt nach Hause gehn.
(Wache ab.)
Simplizius. Ah, weil nur die Garnierung von der Tür' weg ist.
Ewald. Nun gehen Sie auch!
Riegelsam. Ich? Was fallt Ihnen ein, ich bleib' hier, bis das Geld ankommt.
Ewald. Welch eine Eigenm?chtigkeit! Ich mu? fort, das Geld zu holen, ich habe Eile.
Simplizius. Freilich, bei uns geht's auf der Post. (Für sich.) Wir fahren ja ab.
Riegelsam. Das k?nnen Sie machen, wie Sie wollen. (Setzt sich in einen Stuhl.) Mich bringt einmal niemand aus diesem Zimmer fort. Ich mu? meine M?bel bewachen, kein Stück darf mir davon wegkommen. Tausend Element!
Ewald (zu Simplizius heimlich). Das ist eine sch?ne Geschichte, was tun wir jetzt?
Simplizius. So lassen S' ihn sitzen, wir nehmen unsre Fackel, gehn hinaus, sperren ihn ein und er soll seine M?bel bewachen.
Ewald. Ein delikater Einfall. (Nimmt die Fackel von der Kulisse.) Nun wohl, bleiben Sie hier und haften Sie mir für alles.
Simplizius. Und geben Sie acht, da? Ihnen nichts wegkommt, sonst müssen Sie's zahlen.
(Ewald und Simplizius gehen schnell hinaus und sperren die Tür zu. Wie die Fackel ans dem Zimmer ist, verwandelt sich dasselbe wieder in die arme Stube.)

Siebzehnte Szene. Riegelsam (allein, springt auf und sagt im h?chsten Erstaunen). Blitz und Donner, was ist das für eine Bescherung? Bin ich in eine Zauberh?hle geraten? Wo sind die M?bel hingekommen? Die sch?ne Uhr, die herrlichen Bilder. Alles ist fort, Fetzen sind da. (Zerrei?t die Kleider.) Nichts als Fetzen sind da und die Lumpen sind fort. Ha! Ich mu? ihnen nach.--Die Tür ist verriegelt, ich kann nicht hinaus, ich erstick' vor Wut. Meine fünfhundert Taler. (Sinkt in den Stuhl.)
Simplizius (sieht zu dem kleinen Fenster herein). Freund, die sind verloren.
Riegelsam. O du Hexenmeister,

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