Rock zuschneid', als wenn Sie da eine halbe Stund' nachdenken, und hernach fallt Ihnen erst nix ein. Wenn Sie einen Vers um ein paar Ellen zu lang machen, so streichen Sie s' halt weg, aber wenn ich einen ?rmel um eine halbe Ellen zu kurz mach', (er streift seinen Rock?rmel hinauf) was g'schieht denn hernach?
Ewald (stampft mit dem Fu?e). Zum letzten Male rat' ich es Ihnen, mich ungest?rt zu lassen, oder Sie werden mich wütend machen.
Simplizius (verschroben). Nu, nu, nur nicht so heftig, meine schwachen Nerven bitt' ich zu verschonen. überhaupt zwingen mich verh?ltnislose Umst?nde, mit Ihnen tragisch zu reden. Ich kann zwar nichts gegen Sie sagen, Sie sind ein ordentlicher Mann, Sie bleiben mir meinen Zins schuldig, wie es sich g'h?rt. Aber Sie sind ein Dichter, der sehr sch?ne Ideen hat, warum kommt Ihnen denn nicht auch die Idee, mich zu bezahlen?
Ewald. Sie sollen Ihr Geld erhalten.
Simplizius. Ja wann? ich werd' heut noch eing'sperrt.
Ewald. Warum?
Simplizius. Weil ich blessiert bin und nicht ausrucken kann. (Deutet aufs Zahlen.) Wenn aber das geschieht, wenn sie mich einsperrn, Herr von Ewald--Sie sind mir schuldig, ich gebrauch' mein Recht, Sie müssen zu mir hinein. Wir sind M?nner, wir werden unser Schicksal zu ertragen wissen. (Geht gravit?tisch ab ins Haus.)
Elfte Szene.
Ewald (allein). Ha, ha, ha, ein gutmütiger Mensch, wenn er nur nicht so unertr?glich einf?ltig w?re, mich dauert seine mi?liche Lage. Morgen erhalte ich die H?lfte meines Honorars, davon will ich ihn unterstützen. Doch jetzt sei wirksam, Geist. (Dichtend.) Sechzehnte Szene, Gef?ngnis, Artur allein.
Warum mu? ich im finstern Turm hier hausen, Um den des Meers gesch?ftige Wellen brausen; Ach, w?hrend Liebe stillt ihr froh Verlangen, H?lt mich der Ha? hier trauervoll gefangen. O Schutzgeist, der du meinem Traum dich zeigst Und sanft dein Haupt zu mir hernieder neigst, Leit' mich aus meines Kerkers düstern Bann, Da? ich statt nutzlos sinnen, handeln kann.
Zw?lfte Szene. Voriger. Lucina ist w?hrend Ewalds Rede unter sehr leisen sanften T?nen auf Wolken niedergesunken. Ein Genius tr?gt eine Fackel.
Lucina. Wenn du willst des Gedichtes Sinn auf dich beziehn, So kann ich deines Wunsches regen Drang erfüllen, Du sollst mit mir nach weit entfernten Landen ziehn Und des Verlangens Glut im Tatenstrome kühlen. Zu hohem Werken hab' ich deinen Mut erkoren, Weil ich dein Herz und deinen Geist als rein ersehn.
Ewald. O glanzentzücktes Aug', zu seltnem Glück geboren, Da? du so holder G?ttin Reize darfst ersp?hn.
Lucina. Erstaune nicht, entwirf kein Bild von meinen Reizen, Du bist zur Rettung eines m?cht'gen Reichs erw?hlt, Der Auftrag sei genug, um mit der Zeit zu geizen, Drum werd' dir auch von mir das N?t'ge nur erz?hlt. Dich sollen Wolken nach Massanas Strande tragen, Ein Land, in welchem Unglück heult in jedem Haus, Und das vom Meer verschlungen wird in wenig Tagen, Dort gibst du dich für einen Weisen aus, Entstammend aus ?gyptens heil'gen Pyramiden, Der nach Massana kommt, um dieses Land zu retten. Und wenn der K?nig enden will den Lauf hienieden, Vergoldest du des Todes fürchterliche Ketten Und forderst erst für diesen Dienst des Reiches Krone.
Ewald. Wodurch ich dies vollbring', kann ich noch nicht ergründen.
Lucina. Nimm diese Fackel hier, sie flammt in jeder Zone, Wenn du sie kr?ftig schwingst, wird sie sich selbst entzünden, Den Gegenstand, auf den du ihren Strahl willst leiten, Wird zephirleicht in ihrem Zauberlicht verrinnen, Narkot'sche Wohlgerüche um sich her verbreiten, Und die Gestalt, die du ihm leihen willst, gewinnen. Er wird im wundervollsten Rosenlicht sich zeigen, Wie ihn die zartste Phantasie nur k?nnte malen, Da? sich die Herzen alle liebend vor ihm beugen, Und sanfte Rührung wird aus jedem Auge strahlen. (Gibt ihm die Fackel.) Verwahr' sie wohl, du wirst sie einst noch dankbar preisen, Wenn tr?stet dich ihr welterfreunder Wunderschein, Doch nicht allein darfst du die Rettungsbahn durchreisen, Dem kühnen Mut mu? bange Furcht zur Seite sein. Du wirst wohl selbst wo einen feigen Dümmling kennen, Den eines Sperlings leises Rauschen schon erschreckt.
Ewald. Da kann ich dir, o G?ttin, keinen bessern nennen, Als jenen Mann, der sich vor deinem Anblick scheu versteckt. (Deutet auf Simplizius ins Haus.)
Lucina. Nun wohl, du magst mit ihm die Sache selbst verhandeln.
Ewald. Er ist mir schon gewi?, ich wei?, was ihn bewegt.
Lucina (zeigt auf einen Fels). Die Fackel wird den Stein in leichten Nebel wandeln, Der euch im schnellen Flug durch blaue Lüfte tr?gt. Du übst, wie ich's befahl.
Ewald. Dies kann ich hoch beteuern.
Lucina. Wohlan, ich will voraus hin nach Massana steuern. (Fliegt ab.)
Dreizehnte Szene. Ewald (allein.)
Dies ist ein Auftrag doch, der eines Dichters würdig, Weil echte Poesie nach einer Krone strebt, Selbst G?ttern ist durch hohen Schwung sie ebenbürtig, Der über Sonnen sie zu Jovis Thron erhebt. Mein Geist ist klein, mein Wirken nur ein ungeweihter Traum. Drum wird die Kron', die ich heut wage zu begehren, In Nichts zerflie?en, wie der Woge flücht'ger Schaum, Nur da? ich sie gewollt, wird mir noch Lohn

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