Die unheilbringende Krone oder König ohne Reich | Page 4

Ferdinand Raimund
hab's beim Styx geschworen, Zu entv?lkern diese Erd', Drum hab' ich Phalar' erkoren, Er ist dieses Auftrags wer. Bald wird auch Massana fallen, Wo ich Unglück hingebannt, Lustig wird der Orkus hallen, Wenn versinkt das stolze Land. Von der kallidalschen Insel, Wo mein ries'ger Eber haust, H?r' ich jammerndes Gewinsel, Da? das Meer nicht überbraust. Doch schon r?tet sich der Himmel, (Man sieht Brandr?te.) Rauch wallt auf, die Zinne kracht. Im Palaste wogt Getümmel, Schnell hat er die Tat vollbracht. (Es rasselt donnernd die Pforte der Eumenidenh?hle, Blitze dringen durch die ?ffnungen.) Halt, die Eumeniden rasseln Auf von ihrem R?cherthron, Wie sie donnernd n?her prasseln, Ihre Dolche zucken schon. Ha, ihr sollt mir nicht zerst?ren Meines Witzes Heldentum, Ihr m?gt seine Taten h?ren, Eure Rache bleibe stumm. (Die Fackel ergreifend.) Durch die Macht, die mir geworden, Seit Saturn die Welt umflügelt, Bleiben diese Schauerpforten Ihren Furien versiegelt. (Er st??t die Fackel dreimal gegen die Pforte, es zeigen sich drei Flammensiegel.) Durch dies Schreckenstor allein K?nnen nach der Erd' sie dringen, Darum soll's verschlossen sein, Mit dem Schicksal mu? er ringen, Ist, was ich gewollt, vollbracht, Send' ich selber ihn der Nacht.
(Musik. Schreckliches Geprassel und Geheul inner der Pforte, der See wird hellrot und wogt fürchterlich.)
Ha, wie sie emp?rt nun heulen Und den See hier blutig f?rben; Bleibt gefangen, gift'ge Eulen, Nur im Mondlicht kann er sterben. Doch ich seh' Kreon befreit Mit Lucina niederschweben, Er war schon dem Tod geweiht, Sie betrügt mich um sein Leben. (Er tritt zurück.)

Siebente Szene. Voriger. Lucina und Kreon auf Wolken niedersinkend. Kreon beugt sein Knie vor Lucina.
Lucina. Du bist gerettet, holder Fürst, du lebst durch mich, Des Landes Schutzgeist war's, der niemals von dir wich.
Kreon. Es dankt mein klopfend Herz, mein Sinn vermag's noch nicht, Da vor Erstaunen mir Erinnrung fast gebricht. Wer bringt mein treulos Glück, ich straf' den Hochverrat, Den es an mir und meinem Volk begangen hat. O glei?nerische Zeit, wer sollt' es von dir glauben, Durch einen Augenblick kannst du uns alles rauben. Minuten wissen's kaum, da? mich das Elend fand. War's denn Phalarius, der drohend vor mir stand? Woher die Schreckenskron', mit der er frech geprahlt? Und die mit mag'schem Schein den Brand noch überstrahlt. Woher die Meuterei, wer herrschet nun im Land? Ihr G?tter st?rket mich, es wanket mein Verstand, Vor ihm bin ich gekniet, vor diesem B?sewicht!
Lucina. Dein Rasen ist umsonst, die G?tter h?ren's nicht, Siehst du dort den Altar, auf ihn leg' deine Klagen, Die Nimmerruhenden magst du um Rat befragen.
Kreon. So h?rt mich denn, ihr m?cht'gen Eumeniden! (Schl?gt an die Tür, die erdr?hnt.)
Hades (tritt hervor). Vergebens rufst du sie, du st?rst nur ihren Frieden.
Kreon. Wer spricht hier Worte aus, die Wahnsinn mü?t' bereuen?
Lucina (bebt zurück). Erkennst du Hades nicht, den selbst die G?tter scheuen?
Kreon (bebt auch zurück). Du, Hades, bist's?
Hades. Bin's selbst, der dieses Tor bewacht.
Lucina (Zu Kreon leise). Er hat dich um dein Reich und um dein Volk gebracht.
Kreon. Sind die Erinnyen taub, da? sie sich noch nicht zeigen?
Hades. Erkennt die Siegel hier, der Orkus hei?t sie schweigen.
Lucina (jammernd zu Kreon). O armer Fürst, Unm?glichkeit hei?t dein Gebiet, Aus dem die Hoffnung selbst mit banger Furcht entflieht. (Zu Hades.) Ja, du verdienst, da? G?tter dich und Menschen hassen, Die Glut des ew'gen Pfuhls mu? neben dir erblassen. Doch jener blut'ge See bleib Zeuge deiner Wut! Lucinas G?ttermacht bewahret seine Glut, Bis sich einst Jovis Bild in seinen Wellen spiegelt. Und sein allm?cht'ger Blitz die Pforte dort entriegelt.
Hades (mit Hohn). O G?ttin, hold und sch?n, wie magst du doch so wüten, Sieh deine Wundertat treibt neue Todesblüten, Mich schreckt nicht Zeus, drum sei dein See verflucht. Und wer durch seine Flut den Durst zu stillen sucht, Der wird von dieser Stund' die Menschenbrut verachten, Und einem Tiger gleich nach ihrem Leben trachten; Doch nur so lang, bis er so vieles Blut vergie?t, Als aus dem Wundersee sein durst'ger Mund genie?t.
Lucina. Halt ein, das geht zu weit, du n?chtlich Ungeheuer, Ist dir denn nichts auf dieser sch?nen Erde teuer? Greif an den Himmel hin und raub' ihm seine Sterne, Die G?tter selbst verjag' nach lichtberaubter Ferne, Vernicht' auch mich, versuch's, raub' mir Unsterblichkeit, Beginn den Kampf, fall aus, ich bin dazu bereit. (Sie stellt sich ihm mit majest?tischer Miene gegenüber.)
Kreon. Was klagst du, Erde, noch, ist doch vom b?sen Streit Der weite Orkus nicht, nicht der Olymp befreit.
Hades (kalt und gleichgültig). Du nennst unsterblich dich, durch Schm?hung kannst du's sein. Ich lasse mich mit dir in keinen Zweikampf ein. Du bist ein G?tterweib, mehr braucht's nicht zu erwidern, (Mit vornehmer Nichtachtung.) Das hei?t, du bist ein Weib und kannst mich nicht erniedern.
Lucina (mit h?chster Würde). Ich bin's, und weil ich's bin, bebt stolzer mir die Brust; Ich bin ein Weib! des kr?ft'gen Erdballs h?chste Lust! Ein Weib! Um das der Brand von Troja hat geleuchtet. Ein
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