nahm mir die mit, welche du am Abend abgelegt hattest; dein trocknet, ehrlicher Mann schien mir über seinen tollen Gedanken zu tr?umen, ich habe ihn gestern schon gesprochen, er begegnete mir hier im Walde botanisierend; es war schon düster, und da ich selbst Waldblumen dir zum Strau?e suchte, hielt er mich für seinesgleichen, und wir gerieten in ein langes alchimisches Gespr?ch. Ich teilte ihm die Anweisung eines M?nches mit, der mich auf meiner letzten Reise in der Provence, als ich in einem Kloster übernachtete, lange von dem Geheimnis unterhielt, einen lebendigen Menschen auf chemischem Wege in einem Glase heraus zu destillieren. Dein guter Mann nahm alles für bare Münze, umarmte mich herzlich und bat mich, ihn bald zu besuchen, worauf er mich verlie?; ach, er wu?te nicht, da? ich ihn in derselben Nacht wirklich auf halsbrechendem Wege besuchen sollte. Wie mu? ich dich bedauern, da? du kinderlos und eines solchen Toren Gattin bist!?
Ich war noch unwillig auf meinen Mann wegen seiner n?chtlichen Eifersucht und sagte:?Ja, ich habe ihn als einen Toren kennengelernt. ? Aber da die Zeit der Trennung fast verflossen war und ich meine Arme um ihn schlang und ausrief: ?Lebe wohl, lieber, lieber Ludewig! Sieh, wie diese heilige Stunde des Wiedersehens verflossen ist, so geht auch bald das ganze elende Leben dahin, habe ein wenig Geduld, alles ist bald zu Ende?, da brach er drei Nüsse von einem Baume bei der Kapelle und sprach. ?Diese Nüsse wollen wir zu ewigem Angedenken noch zusammen essen, und sooft wir Nüsse sehen, wollen wir aneinander gedenken.? Er bi? die erste Nu? auf, teilte sie mit mir und kü?te mich z?rtlich; ?ach?, sagte er, ?da f?llt mir ein alter Reim von den Nüssen ein, er f?ngt an: Unica nux prodest, eine einzige Nu? ist nützlich; aber es ist nicht wahr, denn wir müssen bald scheiden. Die folgenden Worte sind wahrer: Nocet altera, die zweite schadet; jawohl, jawohl, denn wir müssen bald scheiden!? Da umarmte er mich unter heftigen Tr?nen und teilte die dritte Nu? mit mir und sagte: ?Bei dieser sagt der Spruch wahr; o Amelie, vergi? mich nicht, bete für mich! Tertia mors est, die dritte Nu? ist der Tod!?--Da fiel ein Schu?, Ludewig stürzte zu meinen Fü?en; ?tertia mors est!? schrie eine Stimme durch das Fenster der Kapelle; ich schrie: ?O Jesus, mein Bruder, mein armer Bruder Ludewig erschossen!?"
"Allm?chtiger Gott! Ihr Bruder war es?" rief der Bürgermeister aus.
"Ja, es war mein Bruder", erwiderte sie ernst; "und nun erw?gen Sie mein Leid, da mein Mann, als der M?rder, mit einer Pistole vor mich trat; er hatte noch einen Schu? in dem Gewehr, er wollte sich selbst t?ten; ich aber entri? ihm die Waffe und warf sie in das Gebüsch. ?Flieh, flieh!? rief ich aus, ?die Gerechtigkeit verfolgt dich, du bist ein M?rder geworden!? Er war in Schmerzen versteinert, er wollte nicht von der Stelle; wir h?rten Leute, die sich auf den Schu? von der Landstra?e nahten, ich gab ihm das Geld und die Geschmeide, die ich meinem Bruder bestimmt hatte, und stie? ihn aus der Kapelle hinaus.
Nun lie? ich meinem Wehgeschrei vollen Lauf, und die Ankommenden, unter welchen M?nner waren, die mich kannten, brachten mich, wie eine halb Wahnsinnige, nach Hause. Der Leichnam meines Bruders ward auf das Rathaus gebracht; es begann eine gr??liche Untersuchung. Glücklicherweise fiel ich in ein hitziges Fieber und war lange genug ohne den Gebrauch meiner Sinne, um meinen Gemahl nicht eher verraten zu k?nnen, als bis er bereits in v?lliger Sicherheit über der Grenze war. Kein Mensch zweifelte, da? er der M?rder sei, weil er an demselben Abend verschwunden war. Die Verleumdung fiel nun mit ihren greulichsten Zungen über mich her.--Alles, was andre Frauen von mir sagten, die mich meines Elends, meiner Sch?nheit wegen beneideten, alle Schandreden der M?nner, welche nichts an mir ?rgern konnte als meine Tugend, will ich hier nicht wiederholen; genug, wenn ich sage, da? man mir den Beweis, der Ermordete sei mein Bruder, durch den sch?ndlichsten Verdacht zu erschweren suchte. Alles wollte mich in den Staub treten, um über meine geh?ssige Tugend zu triumphieren. Dabei geno? ich der ekelhaftesten Teilnahme aller jungen Advokaten und war im Begriffe, vor Bedr?ngnis und Jammer wirklich den Verstand zu verlieren. Auf ein Testament meines Mannes, zugunsten meiner, lie? ich die Apotheke unter Administration setzen und zog mich auf mehrere Jahre in ein Kloster zurück. So verstummte endlich das Gespr?ch, und ich besch?ftigte mich w?hrend dieser Zeit mit der Zubereitung der Arzneien für die Armen, welche die Klosterfrauen verpflegten."
"Ihr Unglück rührt mich ungemein", entgegnete der Bürgermeister, "aber die Art, wie Sie von dem Betragen ihres Bruders sprachen, machte auch mir eher den Eindruck eines Geliebten als eines Bruders."
"O mein Herr", erwiderte die Fremde, "dies eben war eine Hauptursache meines Leides; er liebte mich mit gr??erer Leidenschaft, als er sollte, und mit der kr?ftigsten Seele arbeitete er dieser
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