so glaubt er, da? wir's aufrichtig mit ihm meinen-Haudy. Mit deiner erhabenen Politik, Rotnase! Willst du dem Kerl den Kopf toll machen, meinst du, er hat nicht Grillen genug drin. Und wenn er sie sitzen l??t, oder sich aufh?ngt--so hast du's darnach. Nicht wahr, Herr Pfarrer, eines Menschen Leben ist doch kein Pfifferling?
Eisenhardt. Ich menge mich in Ihren Kriegsrat nicht.
Haudy. Sie müssen mir aber doch recht geben?
Pirzel. Meine werten Brüder und Kameraden, tut niemand Unrecht. Eines Menschen Leben ist ein Gut, das er sich nicht selber gegeben hat. Nun aber hat niemand ein Recht auf ein Gut, das ihm von einem andern ist gegeben worden. Unser Leben ist ein solches Gut-Haudy (fa?t ihn an die Hand). Ja, Pirzel, du bist der bravste Mann, den ich kenne, (setzt sich zwischen ihn und den Pfarrer) aber der Jesuit (den Pfarr umarmend) der gern selber m?chte Hahn im Korbe sein.
Rammler (setzt sich auf die andere Seite zum Pfarrer, und zischelt ihm in die Ohren). Herr Pfarrer, Sie sollen nur sehen, was ich dem Haudy für einen Streich spielen werde. (Stolzius tritt herein. Haudy springt auf.)
Haudy. Ach, mein Bester! kommen Sie, ich habe ein gut Glas Punsch für uns bestellen lassen, der Wind hat uns vorhin so durchgeweht.
(Führt ihn an einen Tisch.)
Stolzius (den Hut abziehend zu den übrigen). Meine Herren, Sie werden mir vergeben, da? ich so dreist bin, auf Ihr Kaffeehaus zu kommen, es ist auf Befehl des Herrn Major geschehen. (Alle ziehen die Hüte ab, sehr h?flich, und schneiden Komplimenten. Rammler steht auf, und geht n?her.)
Rammler. O gehorsamer Diener, es ist uns eine besondere Ehre.
Stolzius (rückt noch einmal den Hut, etwas kaltsinnig, und setzt sich zu Haudy). Es geht ein so scharfer Wind drau?en, ich meine, wir werden Schnee bekommen.
Haudy (eine Pfeife stopfend). Ich glaub es auch.--Sie rauchen doch, Herr Stolzius?
Stolzius. Ein wenig!
Rammler. Ich wei? nicht, wo denn unser Punsch bleibt, Haudy, (steht auf) was die verdammte Roux so lange macht.
Haudy. Bekümmere dich um deine Sachen. (Brüllt mit einer erschrecklichen Stimme.) Madam Roux! Licht her--und unser Punsch, wo bleibt er?
Stolzius. O mein Herr Major, als ich Ihnen Ungelegenheit machen sollte, würd' es mir sehr von Herzen leid tun.
Haudy. Ganz. und gar nicht, lieber Freund, (pr?sentiert ihm die Pfeife) die Lysluft kann doch wahrhaftig der Gesundheit nicht gar zu zutr?glich sein.
Rammler (setzt sich zu ihnen an den Tisch). Haben Sie neulich Nachrichten aus Lille gehabt. Wie befindet sich Ihre Jungfer Braut.
(Haudy macht ihm ein Paar fürchterliche Augen, er bleibt l?chelnd sitzen.)
Stolzius (verlegen). Zu Ihren Diensten, mein Herr aber ich bitte gehorsamst um Verzeihung, ich wei? noch von keiner Braut, ich habe keine.
Rammler. Die Jungfer Wesener aus Lille, ist sie nicht Ihre Braut? Der Desportes hat es mir doch geschrieben, da? Sie verlobt w?ren.
Stolzius. Der Herr Desportes mü?te es denn besser wissen, als ich.
Haudy (rauchend). Der Rammler schwatzt immer in die Welt hinein, ohne zu wissen, was er red't und was er will.
Einer aus dem Haufen. Ich versichere Ihnen, Herr Stolzius, Desportes ist ein ehrlicher Mann.
Stolzius. Daran habe ich ja gar nicht gezweifelt.
Haudy. Ihr Leute wi?t viel vom Desportes. Wenn ihn ein Mensch kennen kann, so mu? ich es doch wohl sein, er ist mir von seiner Mutter rekommandiert worden, als er ans Regiment kam, und hat nichts getan, ohne mich zu Rat zu ziehen. Aber ich versichere Ihnen, Herr Stolzius, da? Desportes ein Mensch ist, der Sentiment und Religion hat.
Rammler. Und wir sind Schulkameraden miteinander gewesen. Keinen bl?dern Menschen mit dem Frauenzimmer habe ich noch in meinem Leben gesehen.
Haudy. Das ist wahr, darin hat er recht. Er ist nicht imstande, ein Wort hervorzubringen, sobald ihn ein Frauenzimmer freundlich ansieht.
Rammler (mit einer pedantisch plumpen Verstellung). Ich glaube in der Tat--wo mir recht ist--ja es ist wahr, er korrespondiert noch mit ihr, ich habe den Tag seiner Abreise einen Brief gelesen, den er an eine Mademoiselle in Brüssel schrieb, in die er ganz zum Erstaunen verliebt war. Er wird sie wohl nun bald heuraten, denke ich.
Einer aus der Gesellschaft. Ich kann nur nicht begreifen, was er so lang in Lille macht.
Haudy. Wetter Element, wo bleibt unser Punsch denn--Madam Roux!!!
Rammler. In Lille? O das kann euch niemand erkl?ren, als ich. Denn ich wei? um alle seine Geheimnisse. Aber es l??t sich nicht ?ffentlich sagen.
Haudy (verdrü?lich). So sag heraus, Narre! was h?ltst du hinter dem Berge.
Rammler (l?chelnd). Ich kann euch nur so viel sagen, da? er eine Person dort erwartet, mit der er in der Stille fortreisen will.
Stolzius (steht auf und legt die Pfeile weg). Meine Herren, ich habe die Ehre mich Ihnen zu empfehlen.
Haudy (erschrocken). Was ist--wohin liebster Freund--wir werden den Augenblick bekommen.
Stolzius. Sie nehmen mir's nicht übel--mir ist den Moment etwas zugesto?en.
Haudy. Was denn?--Der Punsch wird Ihnen guttun, ich versichere Sie.
Stolzius. Da? ich mich nicht wohl befinde, lieber Herr Major. Sie werden mir verzeihen--erlauben Sie--aber ich kann keinen Augenblick l?nger hierbleiben, oder ich falle um-Haudy.
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