wenn's erlaubt ist-Haudy
(ohne ihn anzusehen). Nichts, ein guter Freund von mir.
(Die ganze Gesellschaft drängt sich um Haudy.)
Einer. Hast du ihn ausgefragt, wird die Hochzeit bald sein?
Haudy. Leute, ihr müßt mich schaffen lassen, sonst verderbt ihr mir den
ganzen Handel. Er hat ein Zutrauen zu mir, sag ich euch, wie zum
Propheten Daniel, und wenn einer von euch sich darein mengt, so ist
alles verschissen. Er ist ohnedem eifersüchtig genug, das arme Herz;
der Desportes macht ihm grausam zu schaffen, und ich hab ihn mit
genauer Not gehalten, daß er nicht ins Wasser sprang. Mein Pfiff ist,
ihm Zutrauen zu seinem Weibe beizubringen, er muß sie wohl kennen,
daß sie keine von den sturmfesten ist. Das sei euch also zur Nachricht,
daß ihr mir den Menschen nicht verderbt.
Rammler. Was willst du doch reden, ich kenn ihn besser als du, er hat
eine feine Nase, das glaub du mir nur.
Haudy. Und du eine noch feinere, merk ich.
Rammler. Du meinst, das sei das Mittel, sich bei ihm einzuschmeicheln,
wenn man ihm Gutes von seiner Braut sagt. Du irrst dich, ich kenn ihn
besser, grad das Gegenteil. Er stellt sich, als ob er dir's glaubte, und
schreibt es sich hinter die Ohren. Aber wenn man ihm seine Frau
verdächtig macht, so glaubt er, daß wir's aufrichtig mit ihm
meinen-Haudy. Mit deiner erhabenen Politik, Rotnase! Willst du dem
Kerl den Kopf toll machen, meinst du, er hat nicht Grillen genug drin.
Und wenn er sie sitzen läßt, oder sich aufhängt--so hast du's darnach.
Nicht wahr, Herr Pfarrer, eines Menschen Leben ist doch kein
Pfifferling?
Eisenhardt. Ich menge mich in Ihren Kriegsrat nicht.
Haudy. Sie müssen mir aber doch recht geben?
Pirzel. Meine werten Brüder und Kameraden, tut niemand Unrecht.
Eines Menschen Leben ist ein Gut, das er sich nicht selber gegeben hat.
Nun aber hat niemand ein Recht auf ein Gut, das ihm von einem andern
ist gegeben worden. Unser Leben ist ein solches Gut-Haudy (faßt ihn
an die Hand). Ja, Pirzel, du bist der bravste Mann, den ich kenne, (setzt
sich zwischen ihn und den Pfarrer) aber der Jesuit (den Pfarr umarmend)
der gern selber möchte Hahn im Korbe sein.
Rammler (setzt sich auf die andere Seite zum Pfarrer, und zischelt ihm
in die Ohren). Herr Pfarrer, Sie sollen nur sehen, was ich dem Haudy
für einen Streich spielen werde. (Stolzius tritt herein. Haudy springt
auf.)
Haudy. Ach, mein Bester! kommen Sie, ich habe ein gut Glas Punsch
für uns bestellen lassen, der Wind hat uns vorhin so durchgeweht.
(Führt ihn an einen Tisch.)
Stolzius (den Hut abziehend zu den übrigen). Meine Herren, Sie
werden mir vergeben, daß ich so dreist bin, auf Ihr Kaffeehaus zu
kommen, es ist auf Befehl des Herrn Major geschehen. (Alle ziehen die
Hüte ab, sehr höflich, und schneiden Komplimenten. Rammler steht auf,
und geht näher.)
Rammler. O gehorsamer Diener, es ist uns eine besondere Ehre.
Stolzius (rückt noch einmal den Hut, etwas kaltsinnig, und setzt sich zu
Haudy). Es geht ein so scharfer Wind draußen, ich meine, wir werden
Schnee bekommen.
Haudy (eine Pfeife stopfend). Ich glaub es auch.--Sie rauchen doch,
Herr Stolzius?
Stolzius. Ein wenig!
Rammler. Ich weiß nicht, wo denn unser Punsch bleibt, Haudy, (steht
auf) was die verdammte Roux so lange macht.
Haudy. Bekümmere dich um deine Sachen. (Brüllt mit einer
erschrecklichen Stimme.) Madam Roux! Licht her--und unser Punsch,
wo bleibt er?
Stolzius. O mein Herr Major, als ich Ihnen Ungelegenheit machen
sollte, würd' es mir sehr von Herzen leid tun.
Haudy. Ganz. und gar nicht, lieber Freund, (präsentiert ihm die Pfeife)
die Lysluft kann doch wahrhaftig der Gesundheit nicht gar zu
zuträglich sein.
Rammler (setzt sich zu ihnen an den Tisch). Haben Sie neulich
Nachrichten aus Lille gehabt. Wie befindet sich Ihre Jungfer Braut.
(Haudy macht ihm ein Paar fürchterliche Augen, er bleibt lächelnd
sitzen.)
Stolzius (verlegen). Zu Ihren Diensten, mein Herr aber ich bitte
gehorsamst um Verzeihung, ich weiß noch von keiner Braut, ich habe
keine.
Rammler. Die Jungfer Wesener aus Lille, ist sie nicht Ihre Braut? Der
Desportes hat es mir doch geschrieben, daß Sie verlobt wären.
Stolzius. Der Herr Desportes müßte es denn besser wissen, als ich.
Haudy (rauchend). Der Rammler schwatzt immer in die Welt hinein,
ohne zu wissen, was er red't und was er will.
Einer aus dem Haufen. Ich versichere Ihnen, Herr Stolzius, Desportes
ist ein ehrlicher Mann.
Stolzius. Daran habe ich ja gar nicht gezweifelt.
Haudy. Ihr Leute wißt viel vom Desportes. Wenn ihn ein Mensch
kennen kann, so muß ich es doch wohl sein, er ist mir von seiner
Mutter rekommandiert worden, als er ans Regiment kam, und hat nichts
getan, ohne mich zu Rat zu ziehen. Aber ich versichere Ihnen, Herr
Stolzius, daß Desportes ein Mensch ist, der Sentiment und Religion hat.
Rammler. Und wir sind Schulkameraden miteinander gewesen. Keinen
Continue reading on your phone by scaning this QR Code
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.