und zog nach der niederl?ndischen Stadt Gent. Wie er nur noch eine Stunde von den Mauern entfernt war, kamen ihm der Audiencier und Meister Jakob von Goudebault entgegen und teilten ihm mit, da? Donna Johanna, hochschwangeren Leibes, seiner im Schlo? harre. Sie war wenige Tage zuvor von Spanien eingetroffen, voll Sehnsucht nach dem Gemahl.
Don Philipp klopfte das Herz. In den sieben Monaten seiner Abwesenheit hatte er Johanna gleichsam aus seinem Innern verloren. Er wu?te nicht mehr, wie sie aussah, wie sie sprach; er erinnerte sich nicht mehr an die Farbe ihrer Augen und an die Form ihrer Schultern; ihre Stimme klang ihm nicht mehr im Ohr, seine Gedanken hatten sich ihrer entw?hnt. Geblieben war nur die zunehmende Bangigkeit, wenn er sich vorstellte, eines Tages wieder Angesicht in Angesicht mit ihr sein zu sollen.
Er hatte ihren Namen durch die L?nder geschleppt; nichts weiter als ihren Namen. Sie mit Leib und Geist in der Stadt Gent zu wissen, ��berraschte und erschreckte ihn. Er verz?gerte den Einzug auf alle Weise, so da? seine Leute nicht wu?ten, was sie davon denken sollten.
Dennoch durchflammte ihn gleichzeitig die ?u?erste Ungeduld und suchte ihn zu bereden, da? die alte Leidenschaft wieder erstanden sei.
Als er Johannas Lippen auf den seinen sp��rte, starrte er offenen Auges und stockenden Atems auf ihre bernsteingelben Lider, die sich tief herabgesenkt hatten wie in einem Schlaf der Liebe. Ihm war, als m��sse er mit einem Messer die beiden zitternden Hautkugeln durchritzen, um Sonnenlicht durch diese Beh?lter der Finsternis zu gie?en.
Das gro?e Gent gab dem Herzog zu Ehren ein Fest. Um Mitternacht, als Tanz und Lustbarkeit im besten Zuge waren, f��hlte sich die Infantin sehr unwohl. Ehe man sie hinwegf��hren konnte, gebar sie im dichten Kreis ihrer Damen ein Kind. Es war ein Knabe und er wurde Carlos genannt. Die Herzogin Margarete nahm ihn in Obsorge. Diesmal kam der Entschlu?, das Kind in der flandrischen Stadt zu lassen, von Philipp selbst.
Als man das Schiff zur R��ckkehr nach Burgos betrat, war die Infantin noch des Glaubens, ihr Knabe sei mit an Bord. Erst auf hohem Meer erfuhr sie, da? dem nicht so war. Mit einem langen Schrei st��rzte sie aufs Verdeck, um sich in die Wellen zu werfen, um zur��ckzuschwimmen und das Kind zu holen. Ein Matrose packte sie noch am Arm. Bewu?tlos fiel sie hin.
* * * * *
Dieses Kind hatte sie mit dem Wissen einer Mutter im Scho? getragen. Die lange Trennung von Philipp hatte ihr Gef��hl zur Tiefe gedr?ngt. Der h?fisch gemessene Stil ihrer Briefe an ihn war die Schanze, hinter der sie die Zuckungen und Tr?nen ihrer einsamen Leidenschaft verbarg. Auf das unsichtbare, jedoch so nahe, ja mit ihr selbst verschmolzene Gesch?pf b��rdete sie die Sch?nheit und den Reichtum der Erde wie man das Bild der Muttergottes mit Rosen und Kostbarkeiten beh?ngt. Sie hatte den Strahl seines Auges aus der D?mmerung des Nochnichtseins aufgefangen, sie hatte es schon ganz im Besitz und es mit verz��ckten Armen ��ber sich und ��ber Philipp hinausgehoben, um es Gott n?her zu bringen. Mit entz��ndeter Phantasie hatte sie seine Seele erschaffen. Sie hatte seinen Geist aus Tr?umen gemei?elt und ihre Liebe, bisher k?rperlos verschwebend, hatte ein Gef?? erhalten, atmende, zeugende Gegenwart.
Durch den neuerlichen Raub sah sie sich ausgesto?en aus der Welt und aus sich selbst. In frierender Bl??e war sie schamloser Neugier preisgegeben. Sie erschien sich entkr?ftet und zweigeteilt. Sie verlor die seltsam umschleierte Sicherheit von Rede, Schritt und Haltung, bewahrte aber doch ihre Ruhe. Wie ehemals formte sich alles zur geduldigen Erwartung, doch war es nicht mehr die Erwartung vor dem Anbruch des Tages, sondern diejenige vor dem Kommen der Nacht.
Es tr?umte ihr, da? sie zwei Teller sah, die wie zwei gefallene Monde anzuschauen waren. Auf jedem der beiden Teller lag ein Herz, auf dem einen das ihre, auf dem andern Philipps Herz. Ihr Herz war scharlachfarben, von den Seiten rann Blut und quoll ��ber die bl?ulich leuchtende Schale. Philipps Herz war bla? und schleimig; es erinnerte an jene Quallen, die das Meer bisweilen an den Strand sp��lt. Da trat eine Gestalt heran, packte Johannas Herz und warf es empor. Es stieg aber kaum ��ber Baumesh?he und fiel schwer zur��ck. Dann schleuderte dieselbe Hand Philipps Herz empor, und dies flog leicht wie eine Rakete bis in die Wolken und kam nicht mehr zum Vorschein.
F��rchterlich zu denken, da? sie die unreife Frucht gepfl��ckt haben sollte und da? S��?es pl?tzlich bitter geworden war. ??ffne deine H?nde!? gebot sie Philipp nach einer Gewitternacht, die sie zusammen auf der Burg bei Illescas verbracht hatten. Er ?ffnete seine H?nde und sie gewahrte, da? es die kleinen H?nde eines Pagen waren. Der eine Daumenballen war von einer Falkenkralle zerrissen. ?Warum l?chelst du?? fragte sie verwundert; sie erkannte, da? dies L?cheln sein Schild war, hinter dem sich niedrige Geheimnisse versteckten.
Auf die Wand der Kapelle, in der sie zu beten pflegte, war eine
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