dürren Spindelbeine, tanzte wie toll umher und schrie
dabei mit seiner Quäkstimme einmal übers andre: "Der Kindskopf, der
Bauernlümmel! dachte mich zu übertölpeln und weiß noch nicht, daß
die Trude sich nur durch das rechte Sprüchlein wecken läßt. Und das
Sprüchlein weiß keiner als Eckeneckepenn, und Eckeneckepenn, das
bin ich!"-Der böse Kobold wußte nicht, daß er am Vormittag das
Sprüchlein selbst verraten hatte.
Auf die Sonnenblumen, die vor Marens Kammer im Garten standen,
fiel eben der erste Morgenstrahl, als sie schon das Fenster aufstieß und
ihren Kopf in die frische Luft hinausstreckte. Der Wiesenbauer,
welcher nebenan im Alkoven des Wohnzimmers schlief, mußte davon
erwacht sein; denn sein Schnarchen, das noch eben durch alle Wände
drang, hatte plötzlich aufgehört. "Was treibst du, Maren?" rief er mit
schläfriger Stimme. "Fehlt's dir denn wo?"
Das Mädchen fuhr sich mit dem Finger an die Lippen; denn sie wußte
wohl, daß der Vater, wenn er ihr Vorhaben erführe, sie nicht aus dem
Hause lassen würde. Aber sie faßte sich schnell. "Ich habe nicht
schlafen können, Vater", rief sie zurück, "ich will mit den Leuten auf
die Wiese; es ist so hübsch frisch heute morgen."
"Hast das nicht nötig, Maren", erwiderte der Bauer, "meine Tochter ist
kein Dienstbot." Und nach einer Weile fügte er hinzu: "Na, wenn's dir
Pläsier macht! Aber sei zur rechten Zeit wieder heim, eh die große
Hitze kommt. Und vergiß mein Warmbier nicht!" Damit warf er sich
auf die andre Seite, daß die Bettstelle krachte, und gleich darauf hörte
auch das Mädchen wieder das wohlbekannte abgemessene Schnarchen.
Behutsam drückte sie ihre Kammertür auf. Als sie durch die Torfahrt
ins Freie ging, hörte sie eben den Knecht die beiden Mägde wecken. Es
ist doch schnöd, dachte sie, daß du so hast lügen müssen, aber--und sie
seufzte dabei ein wenig--was tut man nicht um seinen Schatz!
Drüben in seinem Sonntagsstaat stand schon Andrees ihrer wartend.
"Weißt du dein Sprüchlein noch?" rief er ihr entgegen.
"Ja, Andrees! Und weißt du noch den Weg?"
Er nickte nur. "So laß uns gehen!"
Aber eben kam noch Mutter Stine aus dem Hause und steckte ihrem
Sohne ein mit Met gefülltes Fläschchen in die Tasche. "Der ist noch
von der Urahne", sagte sie, "sie tat allezeit sehr geheim und kostbar
damit, der wird euch gut tun in der Hitze!"
Dann gingen sie im Morgenschein die stille Dorfstraße hinab, und die
Witwe stand noch lange und schaute nach der Richtung, wo die jungen
kräftigen Gestalten verschwunden waren.
Der Weg der beiden führte hinter der Dorfmark über eine weite Heide.
Danach kamen sie in den großen Wald. Aber die Blätter des Waldes
lagen meist verdorrt am Boden, so daß die Sonne überall
hindurchblitzte; sie wurden fast geblendet von den wechselnden
Lichtern.--Als sie eine geraume Zeit zwischen den hohen Stämmen der
Eichen und Buchen fortgeschritten waren, faßte das Mädchen die Hand
des jungen Mannes.
"Was hast du, Maren?" fragte er.
"Ich hörte unsre Dorfuhr schlagen, Andrees."
"Ja, mir war es auch so."
"Es muß sechs Uhr sein!" sagte sie wieder. "Wer kocht denn dem Vater
nur sein Warmbier? Die Mägde sind alle auf dem Felde."
"Ich weiß nicht, Maren, aber das hilft nun doch weiter nicht!"
"Nein", sagte sie, "das hilft nun weiter nicht. Aber weißt du denn auch
noch unser Sprüchlein?"
"Freilich, Maren!
"Dunst ist die Welle, Staub ist die Quelle!"
Und als er einen Augenblick zögerte, sagte sie rasch:
"Stumm sind die Wälder, Feuermann tanzet über die Felder!"
"Oh", rief sie, "wie brannte die Sonne!"
"Ja", sagte Andrees und rieb sich die Wange, "es hat auch mir
ordentlich einen Stich gegeben."
Endlich kamen sie aus dem Walde, und dort, ein paar Schritte vor ihnen,
stand auch schon der alte Weidenbaum. Der mächtige Stamm war ganz
gehöhlt, und das Dunkel, das darin herrschte, schien tief in den
Abgrund der Erde zu führen. Andrees stieg zuerst allein hinab, währen
Maren sich auf die Höhlung des Baumes lehnte und ihm nachzublicken
suchte. Aber bald sah sie nichts mehr von ihm, nur das Geräusch des
Hinabsteigens schlug noch an ihr Ohr. Ihr begann angst zu werden,
oben um sie her war es so einsam, und von unten hörte sie endlich auch
keinen Laut mehr. Sie steckte den Kopf tief in die Höhlung und rief:
"Andrees, Andrees!" Aber es blieb alles still, und noch einmal rief sie:
"Andrees!"--Da nach einiger Zeit war es ihr, als höre sie es von unten
wieder heraufkommen, und allmählich erkannte sie auch die Stimme
des jungen Mannes, der ihren Namen rief, und faßte seine Hand, die er
ihr entgegenstreckte. "Es führt eine Treppe hinab", sagte er, "aber sie
ist steil und ausgebröckelt, und wer weiß, wie tief nach unten zu der
Abgrund ist!"
Maren erschrak. "Fürchte dich nicht", sagte er, "ich trage dich; ich habe
einen sichern Fuß." Dann hob er das schlanke Mädchen auf seine breite
Schulter; und als sie die
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