käme ein Philister, ein Mann, der in einem
öffentlichen Amte steht, und sagte zu ihm: 'feiner junger Herr! Lieben
ist menschlich, nur müßt Ihr menschlich lieben! Teilet Eure Stunden
ein, die einen zur Arbeit, und die Erholungsstunden widmet Eurem
Mädchen. Berechnet Euer Vermögen, und was Euch von Eurer
Notdurft übrig bleibt, davon verwehr' ich Euch nicht, ihr ein Geschenk,
nur nicht zu oft, zu machen, etwa zu ihrem Geburts--und Namenstage '
etc.--folgt der Mensch, so gibt's einen brauchbaren jungen Menschen,
und ich will selbst jedem Fürsten raten, ihn in ein Kollegium zu setzen;
nur mit seiner Liebe ist's am Ende und, wenn er ein Künstler ist, mit
seiner Kunst. O meine Freunde! Warum der Strom des Genies so selten
ausbricht, so selten in hohen Fluten hereinbraust und eure staunende
Seele erschüttert?--liebe Freunde, da wohnen die gelassenen Herren auf
beiden Seiten des Ufers, denen ihre Gartenhäuschen, Tulpenbeete und
Krautfelder zugrunde gehen würden, die daher in Zeiten mit Dämmen
und Ableiten der künftig drohenden Gefahr abzuwehren wissen.
Am 27. Mai
Ich bin, wie ich sehe, in Verzückung, Gleichnisse und Deklamation
verfallen und habe darüber vergessen, dir auszuerzählen, was mit den
Kindern weiter geworden ist. Ich saß, ganz in malerische Empfindung
vertieft, die dir mein gestriges Blatt sehr zerstückt darlegt, auf meinem
Pfluge wohl zwei Stunden. Da kommt gegen Abend eine junge Frau
auf die Kinder los, die sich indes nicht gerührt hatten, mit einem
Körbchen am Arm und ruft von weitem: "Philipps, du bist recht brav".
--Sie grüßte mich, ich dankte ihr, stand auf, trat näher hin und fragte sie,
ob sie Mutter von den Kindern wäre? Sie bejahte es, und indem sie dem
ältesten einen halben Weck gab, nahm sie das kleine auf und küßte es
mit aller mütterlichen Liebe.--"ich habe", sagte sie, "meinem Philipps
das Kleine zu halten gegeben und bin mit meinem Ältesten in die Stadt
gegangen, um weiß Brot zu holen und Zucker und ein irden
Breipfännchen".--Ich sah das alles in dem Korbe, dessen Deckel
abgefallen war.--"Ich will meinem Hans (das war der Name des
Jüngsten) ein Süppchen kochen zum Abende; der lose Vogel, der
Große, hat mir gestern das Pfännchen zerbrochen, als er sich mit
Philippsen um die Scharre des Breis zankte".--ich fragte nach dem
Ältesten, und sie hatte mir kaum gesagt, daß er sich auf der Wiese mit
ein paar Gänsen herumjage, als er gesprungen kam und dem Zweiten
eine Haselgerte mitbrachte. Ich unterhielt mich weiter mit dem Weibe
und erfuhr, daß sie des Schulmeisters Tochter sei, und daß ihr Mann
eine Reise in die Schweiz gemacht habe, um die Erbschaft eines
Vetters zu holen.--"Sie haben ihn drum betriegen wollen", sagte
sie,"und ihm auf seine Briefe nicht geantwortet; da ist er selbst
hineingegangen. Wenn ihm nur kein Unglück widerfahren ist, ich höre
nichts von ihm".--Es ward mir schwer, mich von dem Weibe los zu
machen, gab jedem der Kinder einen Kreuzer, und auch fürs jüngste
gab ich ihr einen, ihm einen Weck zur Suppe mitzubringen, wenn sie in
die Stadt ginge, und so schieden wir von einander.
Ich sage dir, mein Schatz, wenn meine Sinne gar nicht mehr halten
wollen, so lindert all den Tumult der Anblick eines solchen Geschöpfs,
das in glücklicher Gelassenheit den engen Kreis seines Daseins hingeht,
von einem Tage zum andern sich durchhilft, die Blätter abfallen sieht
und nichts dabei denkt, als daß der Winter kommt.
Seit der Zeit bin ich oft draußen. Die Kinder sind ganz an mich
gewöhnt, sie kriegen Zucker, wenn ich Kaffee trinke, und teilen das
Butterbrot und die saure Milch mit mir des Abends. Sonntags fehlt
ihnen der Kreuzer nie, und wenn ich nicht nach der Betstunde da bin,
so hat die Wirtin Ordre, ihn auszuzahlen.
Sie sind vertraut, erzählen mir allerhand, und besonders ergetze ich
mich an ihren Leidenschaften und simpeln Ausbrüchen des Begehrens,
wenn mehr Kinder aus dem Dorfe sich versammeln.
Viele Mühe hat mich's gekostet, der Mutter ihre Besorgnis zu nehmen,
sie möchten den Herrn inkommodieren.
Am 30. Mai
Was ich dir neulich von der Malerei sagte, gilt gewiß auch von der
Dichtkunst; es ist nur, daß man das Vortreffliche erkenne und es
auszusprechen wage, und das ist freilich mit wenigem viel gesagt. Ich
habe heute eine Szene gehabt, die, rein abgeschrieben, die schönste
Idylle von der Welt gäbe; doch was soll Dichtung, Szene und Idylle?
Muß es denn immer gebosselt sein, wenn wir teil an einer
Naturerscheinung nehmen sollen?
Wenn du auf diesen Eingang viel Hohes und Vornehmes erwartest, so
bist du wieder übel betrogen; es ist nichts als ein Bauerbursch, der mich
zu dieser lebhaften Teilnehmung hingerissen hat. Ich werde, wie
gewöhnlich, schlecht erzählen, und du wirst mich, wie gewöhnlich,
denk' ich, übertrieben finden; es ist wieder Wahlheim, und immer
Wahlheim, das diese Seltenheiten hervorbringt.
Es war eine Gesellschaft draußen unter den Linden, Kaffee zu trinken.
Weil sie mir nicht ganz anstand, so blieb
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