Die Jungfrau von Treiden | Page 4

Adelbert Cammerer
zur Stunde sieht.
_Droben_, dem _Naturgeb?u_ zur Linken,?Das sich _unten_ w?lbt, in Thalesgrund:?Seh'n wir heute _Victors H?hle_ winken,?Denn _sein Name_ schm��ckt ihr Felsenrund.
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Fleiss der Liebe, Fleiss der H?nde schufen:?Was gen _Segewold_ den Blick gew?hrt;?Doch so manche, sonst bequeme Stufen?Haben Zeiten und ihr Sohn zerst?rt!
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Welche Freude kam auf ihre Seele:?Da die _Holde_ nun dem Ziele nah',?Droben aus dem Bauwerk seiner H?hle,?Den _Geliebten_ in der Ferne sah!
Und so weilte sie, bei Tagesneige,?Mit der _Schwester_, an der _Grotte_ Rand':?Bis sie, schauend durch das Gr��n der Zweige,?Ihren _Freund_ auf seinem Wege fand.
Wie das ew'ge Licht der Kathedrale,?Hing der Abendstern am Himmelsdom;?Widerstrahlend, l?ngs dem Zauberthale,?Sah der Vollmond aus dem Silberstrom.
Unten sang ihr Lied die Grottenquelle;?Ferne sprach der M��hle Wasserfall;?Und im Laubdach auf der Felsenzelle?Schlug die Fl?tenuhr der Nachtigall.
Und die _Lieben_ sassen, wonnetrunken,?Hand in Hand, auf moosig weichem Pf��hl,?In der _Liebe_ Seligkeit versunken,?Voll der Andacht, voll von Dankgef��hl!
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Gleich dem Bl��thenthal vor ihrem Blicke,?Gleich des Stromes ungetr��btem Lauf':?Fern dem Unheil, fern dem Missgeschicke,?Ging die Zukunft ihren Tr?umen auf.
Keine Ahnung jener Schicksalm?chte,?Die dem Gl��cke liefern blut'ge Schlacht:?Weckte noch den s��ssen Schlaf der N?chte;?Tr��bte noch der Tage Rosenpracht!
_Ach_, -- und _morgen_, eh' dem Sonnenwagen?Folgt der Abendr?the letzte Gluht:?Hat Dich, _Rosa_, schon der _Mord_ erschlagen!?Trank die Erde schon Dein Heldenblut!
IX.
Der 6. August.
?Junker _Victor_ l?sst Euch gr��ssen,?Mit dem _Wunsch'_ an Euer Herz:?Ihm noch, tr?stlich, zu vers��ssen?Bald'ger _Trennung_-Stunde Schmerz!
Hat am Abend noch zu sorgen,?Im Gesch?fte f��r den _Herrn_:?Aber schon der n?chste Morgen?Findet ihn -- dem Hause _fern_.
Fr?ulein m?ge sich bequemen:?Von dem _Treuen_ noch ein Wort,?Vor der Reise zu vernehmen,?Dort, am ihr bewussten Ort'!
Heute, nach vollbrachtem Mahle,?Bei der _Mittagsonne_ Strahl',?Harret _Victor Heil_ im Thale;?Und -- vielleicht -- zum _letzten_ Mal!?
Diese trauervolle Kunde,?Nicht der Liebe Tr?umen hold:?Kam der _Braut_ aus _Boten-Munde_,?Nach dem _Schein_, von _Segewold_.
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Sinnend ob des Wort's Bedeuten,?Sprach sie dennoch schnell gefasst:??Wenn sie heut' zu _Mittag_ l?uten,?Bin ich meines Trauten Gast.? --
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Und der Bote zieht von dannen,?Eilig wie Verh?ngnissflug:?Seinem Orte zu, von wannen?Ihn der H?lle D?mon trug.

Todesk?lte, Fieberbeben,?Namenloses Weh' und Leid:?Ueberzog Dein Rosenleben,?_Rosa_, wunders��sse Maid!
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?Heute, nach vollbrachtem Mahle.?Bei der _Mittagsonne_ Strahl,?Harret _Victor Heil_ im Thale;?Und -- vielleicht -- zum _letzten_ Mal??
?Welch Gebot ist dir geworden??Welche Sendung tr?gt dich fort? --?Wer, um unser Gl��ck zu morden,?Sprach dir solches Unheilwort? --
_Dich_, mein _Leben_, soll ich meiden,?Noch im _Fr��hling_ deiner Bahn??Von dem _Himmel_ soll ich scheiden,?Der sich kaum mir aufgethan? --
Tr?ger Morgen, nimm dir Schwingen!?Mittagstunde, komm herbei!?Sich're Kunde mir zu bringen,?Ob mein Traum zu Ende sei. --
_Kommen will_ ich, zu dir eilen:?Einer fl��cht'gen Stunde Frist,?Gl��cklich noch, bei _Dem_ zu weilen,?Dessen Gl��ck mein Himmel ist.? --

_Also_ t?nt der Jungfrau Klage;?Und sie eilt im Fl��gelschritt';?Und den Pflegern ihrer Tage?Theilt sie schnell die _Kunde_ mit.
Bergend in der Brust die Wunde,?Ruhig scheinend, ohne Ruh',?Sprach sie; -- und der b?sen Kunde?H?ren _bang_ die _Lieben_ zu.
Inn're _Warnerstimmen_ sprechen,?_Zweifel_ st��rmt die alte Brust:?_Rosa_ weiss den Sturm zu brechen,?Sich nur _frommer_ That bewusst.
Weich, wie Fl?tenkl?nge wehen,?Z?rtlich, wie das Auge sprach,?Sendet sie der Blicke Flehen?Noch einmal die _Worte_ nach:
?M?ge Vaterhuld gestatten,?Was die Mutter nie versagt!?Jener Gang im Abendschatten,?Sei zu _Mittag_ heut' gewagt!? --
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Und die _Lieben_? -- Sie gew?hren?Ihr, zu Tages heller Zeit,?Neu, den alten Gang in Ehren,?Und die _Schwester_ zum Geleit'.
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Dann enteilt sie; w?hlt zum Kleide,?Aus dem hellgebohnten Schrein,?Ihren Festtagschmuck von Seide,?Perlen auch und Edelstein.
Alles muss den Reiz erheben,?Was die sch?ne Welt entz��ckt;?Was da ziert der _Liebe_ Leben,?Und -- die _Braut_ im _Sarge_ schm��ckt.
Dann der _Liebe_ zu gen��gen,?W?hlt sie noch ein _Busentuch_,?Dessen _Rand_, in gold'nen Z��gen,?Darbot diesen _R?merspruch_:
?Lass' des _Muthes_ Fahne wehen.?Wenn den Stab dein Schicksal bricht!?Lass' dein _Leben_ untergehen,?Aber deine _Ehre_ nicht!?
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?Ja,? so sprach sie, ?diese Gabe,?Seiner Liebe Brautgeschenk:?Soll mich finden bis zum Grabe,?Treu, des Treuen eingedenk!? --

Rosenroth, wie _Rosen's_ Wangen,?Malet sich des Tuches Grund;?Zarte, gold'ne Sterne prangen,?Mitten d'rauf, im Zirkelrund.
_Also_, wie zum Hochzeittage,?Schmuckreich, gl?nzend angethan:?Eilt sie, mit dem Glockenschlage;?Und die Schwester geht voran.
_Leutha_ h��pft im Jubelreigen,?Durch den Hain, ihr K?nigreich;?_Rosa_ folgt, in d��st'rem Schweigen,?Ihrem Todesengel gleich!
Oft noch, wie von _Ahnung_ bange,?Wendet sie den feuchten Blick,?Auf des Lebens letztem Gange,?Nach dem _Vaterhaus_ zur��ck!
Und mit Augen, deren Milde?Nur von Gl��ck und Segen sprach:?Schauen ihrem Engelbilde,?Lange noch, die _Lieben_ nach.
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Sinnend geht sie weit und weiter,?N?her doch dem fr��hen Grab'!?_Engel_, auf der Himmelsleiter,?Steigen ihrem Traum' herab.
Doch, die guten Engel _weinen_!?Schmerz umflort ihr Angesicht!?Und -- die _Zeichen_, die erscheinen,?Melden Gl��ck der Liebe nicht.
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Raben, Kr?hen, Dohlen kreisen,?Wie zu wehren diesem Gang';?Und es t?nt, in Schauerweisen,?Um sie her wie Grabgesang!
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Durch des Thales gr��ne Matten,?Sucht und w?hlt sie neue Bahn;?Sieh, da starrt ein bleicher _Schatten_?Sie mit Todes-Augen an!
_Horch_! und _Geisterworte_ schallen,?Wie aus Gr?bern, hohl und tief:??_Weh'_, der W��rfel ist gefallen!?_Todesbraut_ -- dein Schicksal rief!?
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Doch, von Schrecken ungeblendet,?Muthbewehrt am Schauerort,?Ruft, dem _Schatten_ zugewendet,?_Rosa Mai_ -- des _Bannes_ Wort:
?Bist du _Gottes_: lass' mich wandern!?Hab' in deinem Grabe _Ruh'_!?Aber dienest du dem _Andern_,?Weiche -- deiner H?lle zu!?
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Und sie sah das Bild entschwinden,?Wesenlos, in blauer Luft;?Doch, von seiner _Heimath_ k��nden?Schwefeldampf und Moderduft.
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_Rosa_ weilt nun, an den Stufen,?Deren Weg zur _Grotte_ f��hrt;?Aber
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