Die Jungfrau von Treiden | Page 7

Adelbert Cammerer
die Zwei geblieben;
_So_ betrat
ich, _gestern_ auch.
Meine Bahn zur _Lieben_:
Noch zu enden war ein Theil,
Hoch am Grottenrande;
Und ich zog
mein liebes Beil
Aus dem Gürtelbande.
Aber, als ich wohlgemuth
Mein _Asyl_ erreiche:
Weh', da lag, in
ihrem Blut',
Meiner Jungfrau _Leiche_!
Da entsank das Beil der Hand;
Kraftlos sank ich nieder;
Und -- am
Eis der Todten fand
Mein Gefühl sich wieder!...

Von dem _Kinde_ weiss ich nur
_Dieses_ zu gestehen:
Dass von
_Leutha_ keine Spur.
Gestern war zu sehen.« --

So erklang des _Jünglings_ Wort,
Aus der Seele Tiefen!
Wahrheit
riss die Menge fort,
Furcht und Wahn entschliefen.
Eine Todten-Pause trug
Tod in _Feindes_-Leben;
Und das Herz der
_Freunde_ schlug,
_Wie_ bei Fieber-Beben.
Doch -- der strenge _Richter_ spricht:
»Wahrheit lebt in _Zeugen_!

Wem der _Zeugen_ Mund gebricht,
Muss der _Qual_ sich beugen!
_Zeugen_, oder _Folter_-Qual,
Will der Zeiten Sitte;
Dich befreit,
von solcher Wahl,
Thräne nicht, noch Bitte.
Fühllos, wie die Weltenuhr
Schlägt den Takt der Zeiten:
Mag
Gesetz dem Rechte nur
Kraft und Sieg bereiten.
Soll _Gesetz_ im Staatenspiel'
Bahn der Wahrheit brechen:
Darf
nicht Mitleid und Gefühl
Richter-Wort bestechen.
Darum, _Knechte_, führet ihn,
Ob er sich bedenke,
Nach den
Thurm-Gewölben hin,
Vor die Marter-Bänke!
Dort, wo Heide oder Christ,
Schrecken fühlt und Grauen:
Mag' er
jedes Qualgerüst',
Nach der Stufe, schauen!
Zeig't ihm jedes Marterholz,
_Wie_ der Grad sich nenne!
Dass
vielleicht gebeugter Stolz,
Frei, die Schuld bekenne.« --

_Heil_, ob Gram und Kummerlast
Tief das Herz bewegen,
Warf
dem _Richter_, schnell gefasst,
_Dieses Wort_ entgegen:

»_Göttlich_ war das _Urgesetz_
Für der Menschheit Leben;

_Menschlich_ war das _Nachgesetz_,
Das der _Mensch_ gegeben.
Doch -- das Gold von gold'ner Zeit,
Die uns Lieder preisen:
Sank
herab, im Völkerstreit';
Wurde Blei und Eisen!
Und der Zeiten Stahl und Blei,
Würgend um die Wette:
Brach des
Ringes Gold entzwei
An der Menschen-Kette!
_So_, wie _Brennus_ nach dem Sieg',
Einst am _Römer_-Tage:

Warf ihr Schwert, wenn _Zweifel_ stieg,
_Themis_, in die Waage. --
_Also_ leg't Ihr _Herzen_ ein,
In die _Folter_-Schrauben;
Bis zu
_Thaten_ wird der Schein,
Und der Wahn zum _Glauben_. --
Aber, weises _Landgericht_!
_Heil_ und seine Ehre
Fürchten Eure
Folter nicht!
Nicht der Qualen Schwere!
Bitt're Qual, die mich bedroht,
Soll mir _süss_ erscheinen!
Denn
mich wird ein _Martyr-Tod_
Mit der _Braut_ vereinen.
Da sie fiel, durch Mörderstahl,
Die mir _Gott_ gegeben:
Find ich
nur im Leben Qual,
Und im Tode Leben.
Möge denn, an meinem Muth',
Euer Holz und Eisen
Seine Kraft
und seine Wuth,
Wie an _Ihr_, beweisen!...
_Einen_ Wunsch, auf Erden hier.
Hab' ich noch zu nennen:
Wollet
nur ein Grab mit _Ihr_,
Gnädig mir vergönnen!
Wenn das Opfer Euch erlag:
Soll der Vorhang schwinden!

Kommen wird ein _Rächer-Tag_,
Und den Mörder finden.
Oh, die _Ahnung_ sagt mir laut,
_Wer_ die That begangen;
Und,
von _Wessen_ Stahl die _Braut_
Solchen Tod empfangen!

Eine _Geisterstimme_ tönt,
Wie aus Gräberhallen:
»_Die_ das
Leben dir verschönt,
Ist _für dich_ gefallen!«
_Braut_, wir horchen deinem Ruf'!
_Einig_ sind die _Beiden_!
Wer
die Zwei zu _Einem_ schuf,
Wird sie nimmer scheiden. --
Erdenleib, im Erdenrund',
Fröhnt der _Mutter_-Scholle;
Und der
_Geist_, im Körper _wund_,
Uebt nur _Sklaven_-Rolle.
_Droben_, in der _Geister_-Bahn,
Herrschen _Geister_-Mächte;

_Sonnen_ sind dir unterthan,
Und Planeten _Knechte_.
_Wie_, und _Erde_ soll den _Geist_
Weg von _Dir_ verbannen? --

_Nein_, mit _Einem_ Tritte weist
Sie der Muth von dannen!
_Bess're_ Welt ist aufgethan
Allem Erdenblicke;
Thaten brechen
dir die Bahn,
Leiden sind die Brücke.
Auf nun, _Henker_, sei bereit!
Sieh die Qual mich tragen;
Doch den
Sieger auch im Streit
Sein Geschick erschlagen!" --

_Also_ spricht er, und entschwebt.
Laut beweint von Allen:
Wie er
frei und schön gelebt,
Frei und gross zu fallen.
0. * *
Und die Knechte führen ihn,
Ob er sich bedenke,
Nach den
Thurmgewölben hin,
Vor die Marterbänke.
Dort, wo Heide oder Christ
Schrecken fühlt und Grauen:
Soll er
jedes Qualgerüst',
Nach der Stufe, schauen.
_Folter_, die auch Felsen bricht,
Oeffnet ihre Schrauben:
Blut und
Mark, nur Ehre nicht,
Peinvoll ihm zu rauben.

Und ein Sichel-Mühlwerk steigt,
Knirschend, auf und nieder;
Und
die Eisenjungfrau zeigt
Ihre Stachelglieder.
Eine Hölle zieht herbei,
Seinem Muth' entgegen;
Doch -- er lächelt,
wie der _Mai_
Unter Blüthenregen.
Himmelfriede, Seelenruh',
Sind ihm treu verbunden;
Und -- sein
_Schicksal_ ruft ihm zu:
"Du hast überwunden!"
XII.
Die Entscheidung.
Während, in der Henker Mitte,
_Heil_ durch alle Schrecken zieht;

Und, mit jedem neuen Schritte,
Neuer Qual entgegensieht:
Schwanket noch die Richterwaage;
Zweifel wandelt rings im Kreis:

_Ob_ auch hier die _Marter_-Frage
Mag erpressen Schuldbeweis.
0. * *
Aber, eh' sie noch entscheiden,
Mahnend sich an ihre Pflicht:
Tritt
der _Castellan_ zu Treiden,
_Also_ sprechend, vor Gericht.
»Weise Richter dieser Lande!
Säumet mit dem Folterspruch!
Denn,
statt Ehren, zeugt er Schande,
Und noch später Zeiten Fluch.
Was vor Unbill uns bewahren,
Und den Jüngling retten soll:
Mag
dem Richter offenbaren
Ein Bekenntniss, grauenvoll!
Elf der Monde, trüb und heiter,
Sanken in der Zeiten Meer:
Seit ich
_zwei_ der _Lanzenreiter_
Aufnahm, aus dem _Polen_-Heer.
_Adam Jakubowski_ nannte
Sich der Eine, Frag'-gerecht;
_Peter
Skudritz_, so bekannte
Seine Schrift den zweiten Knecht.
Beide waren, jung von Jahren,
Flüchtig aus dem Polenstreit',


Kriegeskundig, diensterfahren,
Mir zu dienen, schnell bereit.
Manchem Raubthier, unverdrossen,
Folgten sie, bei Nacht und Tag';

Doch -- das _Herz_ der Jagdgenossen
Bald dem _bösen Feind'_
erlag!
Nur dem Zank' und Trunk' ergeben,
Höhnend Strafen und Gericht;

Schonten sie der Hütte Leben,
Wie das Burggesinde nicht.
_So_, nach vielen Schuldbeweisen,
Sann ich endlich nur darauf:
Sie
aus meinem Dienst' zu weisen,
Nach vollbrachtem Jahreslauf'.
Doch -- wie Espenzweige beben,
Buhlt ein West im Blätterdach:

_So_, mit Zittern, trat so eben
_Skudritz_ ein, in mein Gemach.
Höllenqual im Schuldgewissen,
Wie sie nur ein _Gott_ erweckt:

Haben ihm das _Wort_ entrissen,
Das den _Mörder_ aufgedeckt.
Draussen weilt er, rufgewärtig,
Sein Verbrechen zu
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