enteilt sie; wählt zum Kleide,
Aus dem hellgebohnten Schrein,
Ihren Festtagschmuck von Seide,
Perlen auch und Edelstein.
Alles muss den Reiz erheben,
Was die schöne Welt entzückt;
Was
da ziert der _Liebe_ Leben,
Und -- die _Braut_ im _Sarge_ schmückt.
Dann der _Liebe_ zu genügen,
Wählt sie noch ein _Busentuch_,
Dessen _Rand_, in gold'nen Zügen,
Darbot diesen _Römerspruch_:
»Lass' des _Muthes_ Fahne wehen.
Wenn den Stab dein Schicksal
bricht!
Lass' dein _Leben_ untergehen,
Aber deine _Ehre_ nicht!«
. * *
»Ja,« so sprach sie, »diese Gabe,
Seiner Liebe Brautgeschenk:
Soll
mich finden bis zum Grabe,
Treu, des Treuen eingedenk!« --
Rosenroth, wie _Rosen's_ Wangen,
Malet sich des Tuches Grund;
Zarte, gold'ne Sterne prangen,
Mitten d'rauf, im Zirkelrund.
_Also_, wie zum Hochzeittage,
Schmuckreich, glänzend angethan:
Eilt sie, mit dem Glockenschlage;
Und die Schwester geht voran.
_Leutha_ hüpft im Jubelreigen,
Durch den Hain, ihr Königreich;
_Rosa_ folgt, in düst'rem Schweigen,
Ihrem Todesengel gleich!
Oft noch, wie von _Ahnung_ bange,
Wendet sie den feuchten Blick,
Auf des Lebens letztem Gange,
Nach dem _Vaterhaus_ zurück!
Und mit Augen, deren Milde
Nur von Glück und Segen sprach:
Schauen ihrem Engelbilde,
Lange noch, die _Lieben_ nach.
0. * *
Sinnend geht sie weit und weiter,
Näher doch dem frühen Grab'!
_Engel_, auf der Himmelsleiter,
Steigen ihrem Traum' herab.
Doch, die guten Engel _weinen_!
Schmerz umflort ihr Angesicht!
Und -- die _Zeichen_, die erscheinen,
Melden Glück der Liebe nicht.
. * *
Raben, Krähen, Dohlen kreisen,
Wie zu wehren diesem Gang';
Und
es tönt, in Schauerweisen,
Um sie her wie Grabgesang!
. * *
Durch des Thales grüne Matten,
Sucht und wählt sie neue Bahn;
Sieh, da starrt ein bleicher _Schatten_
Sie mit Todes-Augen an!
_Horch_! und _Geisterworte_ schallen,
Wie aus Gräbern, hohl und
tief:
»_Weh'_, der Würfel ist gefallen!
_Todesbraut_ -- dein
Schicksal rief!«
. * *
Doch, von Schrecken ungeblendet,
Muthbewehrt am Schauerort,
Ruft, dem _Schatten_ zugewendet,
_Rosa Mai_ -- des _Bannes_
Wort:
»Bist du _Gottes_: lass' mich wandern!
Hab' in deinem Grabe _Ruh'_!
Aber dienest du dem _Andern_,
Weiche -- deiner Hölle zu!«
. * *
Und sie sah das Bild entschwinden,
Wesenlos, in blauer Luft;
Doch,
von seiner _Heimath_ künden
Schwefeldampf und Moderduft.
. * *
_Rosa_ weilt nun, an den Stufen,
Deren Weg zur _Grotte_ führt;
Aber -- _and're_ Stimmen rufen,
Deren »_Ach_« die _Felsen_ rührt:
»Nah' ist, _Jungfrau_, dein Verderben!
Nah' der Rose Blüthenfall!« --
Doch die Geistertöne sterben,
Ohne Frucht, im Widerhall.
Muth und Kraft der Liebe _siegen_;
Das Phantom der Schrecken
weicht;
Und sie hat den Fels erstiegen,
Und der Grotte Ziel erreicht.
Ringsum, nach dem Stern des Lebens,
Wendet sie den Blick umher:
Doch ihr Auge sucht vergebens!
_Rosa_ fand -- die Grotte _leer_.
0. * *
Bleich und kalt, in _Weh'_ begraben.
Schaut sie nach dem Thalgefild;
Einsam, schweigend und erhaben,
Wie am Grab' ein Marmorbild!
_So_ ermass, am Felsenhügel,
_Ariadne_ den Betrug:
Der ihr
Glück, mit Windesflügel,
Flüchtig, in die _Ferne_ trug. --
. * *
Endlich naht es, -- auf den Zehen!
Doch der Ton der Tritte gleicht --
_Wolfesgang'_, der ungesehen,
Leise nach dem _Raube_ schleicht.
Wie ein Tiger gräbt die Zähne
Tief dem Opfer in die Brust;
Wie bei
Nacht die Grabhyäne
Nährt an Leichen Würgerlust:
_Also_ naht in Gluht und Feuer,
Ungezähmter _Gierde_ Raub,
_Rosa_, Dir, das _Ungeheuer_!
Tränkt mit Blut der Höhle Staub!
. * *
_Fremdling_! soll ich _Mehr_ Dir sagen?
Heute, _Fremdling_, frage
nicht!
Aber, wird ein _Morgen_ tagen:
Folge mir -- zum
_Weltgericht_!
X.
Desselben Tages, noch spät am Abend.
Bericht und Klage, aus der Burg von Treiden: an den Landrichter, zu
Neuhof.
Versammelt war das _Landgericht_,
Zu _Neuenhof_, bei _Treiden_:
Um über Klage von Gewicht
So eben zu entscheiden.
Da kam,
entsandt von diesem Schloss,
Wie Sturm, ein Reiter, hoch zu Ross;
Und brachte, spät am Tage,
Noch diese Schauerklage:
»Erschlagen hat, in blinder Wuth,
Ein wildes _Ungeheuer_:
Ein
_Mägdlein_, fromm und engelgut,
Uns Allen werth und theuer!
Sie
war die _Braut_ vom Gärtner _Heil_;
Im Blute lag das kurze _Beil_,
Das _er_, in diesen Tagen,
Im Gürtel stets getragen.
Ihr Blut bedeckt den Bodenstaub
Der _ihr_ geweihten _Höhle_;
Nicht aber sann auf schnöden Raub
Die freche Mörderseele.
Der
Mörder will nicht Räuber sein;
Nicht Perle fehlt, noch Edelstein;
Wir fanden ihr Geschmeide,
Und ihr Gewand von Seide.
Doch zeugen Spuren, am Gewand',
Von Kämpfen um ihr Leben;
Und Beilschlag, von verruchter Hand,
Hat ihr den Tod gegeben.
Ein
_Rosatuch_, von Blut befleckt,
Das, faltenreich, den _Hals_ bedeckt:
Kann, von _demselben_ Eisen,
Des Schlages Kraft beweisen.
Will aber diese Waffe zwar
Den jungen _Heil_ verrathen:
So zeugt
dagegen, offenbar,
Ein Heer von Edelthaten.
Sein Leben leuchtet
makelrein!
Und reiner mag kein Engel sein:
Wie _er_, von uns
gepriesen,
In Wort und That bewiesen.
Er übte magische Gewalt,
Und flocht nur _Liebes_bande;
Den
_Edlen_ ehrte Jung und Alt,
Und Herr und Knecht im Lande.
Die
Töchter blickten, nah' und fern,
Nach ihm, wie nach dem
Morgenstern;
Und er gewann Vertrauen,
Bei Männervolk und
Frauen.
Er eilte, wie sein _Herz_ gebot:
Dem Armen, wie dem Reichen,
Bei
Sturmesnacht, bei Todesnoth,
Die Bruderhand zu reichen.
Er half,
mit jedem Tage neu,
Geschäftig, ohne Mühenscheu;
Und ohne
_Dankes_-Ehren,
Noch _Lohnes_ zu begehren.
Kein Wunder, wenn die _schönste Maid_,
Für die sein Herz
entbrannte,
Ihr liebes Weh' und süsses Leid,
Auch _ihm_, wie _er_,
bekannte!
Der blasse _Neid_, bei stillem Groll,
War _selber_ doch
des _Lobes_ voll:
Es sei, sich zu verbinden,
Kein schön'res Paar zu
finden.
Und Vater _Greif_ und sein _Gemahl_,
Ein Paar, so fromm und
bieder:
Sie sahen auf so edle Wahl
Mit Segenblick danieder.
Gegeben war der _Treue_ Ring;
Und bei Trompetenschall beging
Die alte Burg von Treiden
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