Die Juden | Page 8

Gotthold Ephraim Lessing
Dose h?tte ein Liebhaber gegen mich gewonnen Spiel.
Martin Krumm. Ich versteh's, ich versteh's!
Lisette. Da sie Ihnen so nichts kostet, wollte ich Ihnen raten, Herr Vogt, sich eine gute Freundin damit zu machen--
Martin Krumm. Ich versteh's, ich versteh's!-Lisette (schmeichelnd). Wollten Sie mir sie wohl schenken?--
Martin Krumm. O um Verzeihung!--Man gibt die silbernen Dosen jetzt nicht mehr, so in den Tag hinein, weg. Und glaubt Sie denn, Jungfer Lisette, da? ich so verlegen mit der meinigen bin? Ich werde schon noch einen ehrlichen Mann dazu finden, ehe ich sie vor die S?ue werfe.
Lisette. Hat man jemals eine dümmre Grobheit gefunden!--Ein Herz einer Schnupftabaksdose gleich zu sch?tzen?
Martin Krumm. Ja, ein steinern Herz einer silbern Schnupftabaksdose--
Lisette. Vielleicht würde es aufh?ren, steinern zu sein, wenn--Doch alle meine Reden sind vergebens--Er ist meiner Liebe nicht wert--Was ich für eine gutherzige N?rrin bin!--(will weinen) beinahe h?tte ich geglaubt, der Vogt w?re noch einer von den ehrlichen Leuten, die es meinen, wie sie es reden--
Martin Krumm. Und was ich für ein gutherziger Narre bin, da? ich glaube, ein Frauenzimmer meine es, wie sie es red't!--Da, mein Lisettchen, weine Sie nicht!--(Er gibt ihr die Dose.)--Aber nun bin ich doch wohl Ihrer Liebe wert?--Zum Anfange verlange ich nichts, als nur ein Kü?chen auf Ihre sch?ne Hand!--(Er kü?t sie.) Ah, wie schmeckt das!

Zw?lfter Auftritt
Das Fr?ulein. Lisette. Martin Krumm.
Das Fr?ulein (sie k?mmt dazu geschlichen, und st??t ihn mit dem Kopfe auf die Hand). Ei! Herr Vogt,--kü? Er mir doch meine Hand auch!
Lisette. Da? doch!--
Martin Krumm. Ganz gern, gn?diges Fr?ulein--(Er will ihr die Hand küssen.)
Das Fr?ulein (gibt ihm eine Ohrfeige). Ihr Flegel, versteht Ihr denn keinen Spa??
Martin Krumm. Den Teufel mag das Spa? sein!
Lisette. Ha! ha! ha! (Lacht ihn aus.) O ich bedaure Ihn, mein lieber Vogt--Ha! ha! ha!
Martin Krumm. So? und Sie lacht noch dazu? Ist das mein Dank? Schon gut, schon gut! (Gehet ab.)
Lisette. Ha! ha! ha!

Dreizehnter Auftritt
Lisette. Das Fr?ulein.
Das Fr?ulein. H?tte ich's doch nicht geglaubt, wenn ich's nicht selbst gesehen h?tte. Du l??t dich küssen? und noch dazu vom Vogt?
Lisette. Ich wei? auch gar nicht, was Sie für Recht haben, mich zu belauschen? Ich denke, Sie gehen im Garten mit dem Fremden spazieren.
Das Fr?ulein. Ja, und ich w?re noch bei ihm, wenn der Papa nicht nachgekommen w?re. Aber so kann ich ja kein kluges Wort mit ihm sprechen. Der Papa ist gar zu ernsthaft--
Lisette. Ei, was nennen Sie denn ein kluges Wort? Was haben Sie denn wohl mit ihm zu sprechen, das der Papa nicht h?ren dürfte?
Das Fr?ulein. Tausenderlei!--Aber du machst mich b?se, wo du mich noch mehr fragst. Genug, ich bin dem fremden Herrn gut. Das darf ich doch wohl gestehn?
Lisette. Sie würden wohl greulich mit dem Papa zanken, wenn er Ihnen einmal so einen Br?utigam verschaffte? Und im Ernst, wer wei?, was er tut. Schade nur, da? Sie nicht einige Jahre ?lter sind: es k?nnte vielleicht bald zustande kommen.
Das Fr?ulein. Oh, wenn es nur am Alter liegt, so kann mich ja der Papa einige Jahr ?lter machen. Ich werde ihm gewi? nicht widersprechen.
Lisette. Nein, ich wei? noch einen bessern Rat. Ich will Ihnen einige Jahre von den meinigen geben, so ist uns allen beiden geholfen. Ich bin alsdann nicht zu alt, und Sie nicht zu jung.
Das Fr?ulein. Das ist auch wahr; das geht ja an!
Lisette. Da k?mmt des Fremden Bedienter; ich mu? mit ihm sprechen. Es ist alles zu Ihrem Besten--Lassen Sie mich mit ihm allein.--Gehen Sie.
Das Fr?ulein. Vergi? es aber nicht, wegen der Jahre--H?rst du, Lisette?

Vierzehnter Auftritt
Lisette. Christoph.
Lisette. Mein Herr, Sie hungert oder durstet gewi?, da? Sie schon wiederkommen? nicht?
Christoph. Ja freilich!--Aber wohlgemerkt, wie ich den Hunger und Durst erkl?rt habe. Ihr die Wahrheit zu gestehn, meine liebe Jungfer, so hatte ich schon, sobald ich gestern vom Pferde stieg, ein Auge auf Sie geworfen. Doch weil ich nur einige Stunden hierzubleiben vermeinte, so glaubte ich, es verlohne sich nicht der Mühe, mich mit Ihr bekannt zu machen. Was h?tten wir in so kurzer Zeit k?nnen ausrichten? Wir h?tten unsern Roman von hinten müssen anfangen. Allein es ist auch nicht allzusicher, die Katze bei dem Schwanze aus dem Ofen zu ziehen.
Lisette. Das ist wahr! nun aber k?nnen wir schon ordentlicher verfahren. Sie k?nnen mir Ihren Antrag tun; ich kann darauf antworten. Ich kann Ihnen meine Zweifel machen; Sie k?nnen mir sie aufl?sen. Wir k?nnen uns bei jedem Schritte, den wir tun, bedenken, und dürfen einander nicht den Affen im Sacke verkaufen. H?tten Sie mir gestern gleich Ihren Liebesantrag getan; es ist wahr, ich würde ihn angenommen haben. Aber überlegen Sie einmal, wieviel ich gewagt h?tte, wenn ich mich nicht einmal nach Ihrem Stande, Verm?gen, Vaterlande, Bedienungen und dergleichen mehr zu erkundigen Zeit gehabt h?tte?
Christoph. Der Geier! w?re das aber auch so n?tig gewesen? So viel Umst?nde? Sie k?nnten ja bei dem Heiraten nicht mehrere machen?--
Lisette. Oh! wenn es nur auf eine kahle Heirat angesehen w?re, so w?r' es
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