Licht seh ich die Dinge. (Zu Garceran.) Ist sie nicht sch?n?
Garceran. Sie ist's mein Herr und K?nig.
K?nig. Und wie das wogt und wallt und glüht und prangt.
(Rahel hat unterdessen das Bild abgenommen und zusammengerollt.)
K?nig. Du willst das Bild denn durchaus nicht entbehren?
Rahel (zu Esther). Ich nehm es mit.
K?nig. Nun denn in Gottes Namen! Er wird's verhüten, wenn ein Unheil droht. Nur eilig fort. Nimm, Garceran Den Weg der rückw?rts durch den Garten führt. Das Volk ist aufgeregt; es liebt, als schwach, Die Schw?che gern zu prüfen an dem Schw?chern.
Garceran. (am Fenster). Doch seht, o Herr, es naht der ganze Hof, Die K?nigin an des Geleites Spitze.
K?nig. Hierher? Verwünscht! Ist hier kein andrer Ausgang? Mich widern an die Deutungen des Schwarms.
Garceran. (auf die Seitentüre zeigend). Vielleicht in dies Gemach.
K?nig. Was f?llt dir ein! Soll ich verbergen mich vor meinen Dienern? Und doch fürcht ich den Schmerz der K?nigin, Sie k?nnte glauben,--was ich selber glaube. Ich rette denn die wirre Majest?t, Sieh zu, da? du baldm?glichst sie entfernest.
(Er geht in das Seitengemach.)
Esther. Ich sagt' es ja: es ist der Weg des Unglücks.
(Die K?nigin, von Manrique de Lara und mehreren begleitet, tritt ein.)
K?nigin. Es ward gesagt, der K?nig sei hier oben.
Garceran. Er war, doch ging er fort.
K?nigin. Und hier die Jüdin.
Manrique. Geschmückt, dem losgela?nen Wahnsinn gleich, Mit all dem Flitterstaat des Puppenspiels. Leg ab die Krone, die dir nicht geziemt, Selbst nicht im Scherz; den Mantel von der Schulter! (Esther hat ihr beides abgenommen.) Was h?lt sie in der Hand?
Rahel. Es ist mein eigen.
Manrique. Das wollen wir erst sehn.
Esther. Wir sind so arm nicht, Da? wir nach fremdem Wert die H?nde streckten.
Manrique (auf die Seitentür zugehend). Auch dort in jenem Zimmer forscht man erst, Ob nichts abhanden, ob die Habsucht nicht Sich mit der Frechheit so wie hier verbunden.
Garceran. (ihm in den Weg tretend). Hier, Vater, ruf ich: halt!
Manrique. Kennst du mich nicht?
Garceran. So Euch als mich. Doch gibt es, wi?t Ihr, Pflichten, Die selbst dem Vaterrecht die Waage halten.
Manrique. Sieh mir ins Aug'! Er kann es nicht ertragen. So raubt mir denn zwei S?hne dieser Tag. (Zur K?nigin.) Wollt Ihr nicht gehn?
K?nigin. Ich m?chte, doch ich kann nicht. Vielmehr ich kann, beim Himmel, denn ich mu?. (Zu Garceran.) Ziemt Euer Amt gleich einem Ritter nicht, Doch dank ich Euch, da? Ihr es treulich übt. Zu sehen w?re Tod--doch leiden kann ich Und trefft Ihr Euren Herrn vor Abend noch, Sagt ihm, da? rück ich nach Toledo ging--allein!
(Die K?nigin und ihr Gefolge ab.)
Garceran. So mu?te mich das Unglück diesen Tag, Gerade heut vom Heere heimw?rts führen.
Rahel (zu Esther, die sich mit ihr besch?ftigt). Ich w?re nicht gewichen, galt's den Tod.
Esther (zu Garceran). Nun aber bringt uns fort, wir bitten Euch.
Garceran. Erst frag ich noch den K?nig, was sein Wille. (An die Seitentüre pochend.) Mein hoher Herr!--Wie nur? Kein Zeichen!--Sollte Ein Unfall?--Wie denn immer auch, ich ?ffne.
(Der K?nig tritt heraus und bleibt im Vorgrunde stehen, indes die andern sich zurückziehen.)
K?nig. So ist die Ehre und der Ruf der Welt Kein ebner Weg, auf dem der schlichte Gang Die Richtung und das Ziel den Wert bestimmt; Ist's nur des Gauklers ausgespanntes Seil Auf dem ein Fehltritt von der H?he stürzt Und jedes Straucheln preisgibt dem Gel?chter? Mu? ich, noch gestern Vorbild aller Zucht, Mich heute scheun vor jedes Dieners Blicken? Dann fort mit dir, du Buhlen um die Gunst! Bestimmen wir uns selber unsre Pfade. (Sich umwendend.) Wie, ihr noch hier?
Garceran. Wir harren des Befehls.
K?nig. H?ttst du doch immer des Befehls geharrt Und w?rst geblieben an der fernen Grenze. Ansteckend ist dein Beispiel, Garceran.
Garceran. Gerechte Fürsten strafen jeden Fehl, Den eignen selbst. Allein, da selber straflos, Trifft andre gern das Zürnen ihrer Brust.
K?nig. Ich bin kein solcher, Garceran. Sei ruhig! Wir bleiben dir wie früher zugetan. Doch nun bring diese fort, und zwar auf immer. Was andern Laune ist beim Fürsten Schuld. (Da Rahel sich ihm n?hert.) La? nur! Doch dieses Bild leg erst noch ab Stell es zurück, von wo es ward genommen, Ich will's. Drum z?gre nicht.
Rahel (zu Esther). So komm du mit. (Indem sich beide der Seitentüre n?hern.) Tr?gst du mein eigen Bild wie sonst am Halse?
Esther. Was willst du?
Rahel. Meinen Willen. G?lt's das Schlimmste.
(Sie gehen in die Seitentüre.)
K?nig. Dann kehr zur Grenze, wohin n?chst ich folge. Wir wollen in der Mauren Blut die Schmach, Die gleichgeteilte, dieses Tages waschen, Da? wieder wir ertragen Menschen Blick.
(Die M?dchen kommen zurück.)
Rahel. Es ist geschehn.
K?nig. Und fort nun ohne Abschied.
Esther. Nimm unsern Dank, o Herr.
Rahel. Den meinen nicht.
K?nig. Nun so denn: ohne Dank.
Rahel. Ich spar ihn auf.
K?nig. Das hei?t: auf nie.
Rahel. Ich wei? das besser. (Zu Esther.) Komm!
(Sie gehen, von Garceran begleitet, wobei der Alte tiefe Verneigungen macht.)
K?nig. Die h?chste Zeit war's, da? sie ging, denn wahrlich Die Langeweile eines Fürstenhofs, Sie macht die Kurzweil manchmal zum Bedürfnis. Doch dieses M?dchen, obgleich sch?n und reizend,
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