Kopfe und einen goldgestickten Mantel um die Schultern, ist bemüht, einen Lehnstuhl aus dem Seitengemache rechts herauszuschleppen. Esther ist durch den Haupteingang eingetreten.
Rahel. Hier soll der Lehnstuhl her, hier in die Mitte.
Esther. Um Gottes willen, Rahel, sieh dich vor, Dein Mutwill' wird uns noch in Unglück stürzen.
Rahel. Der K?nig hat das Haus uns einger?umt, Solang wir es bewohnen, ist's das unsre.
(Sie haben den Stuhl in die Mitte gerückt.)
Rahel (sich besehend). Und meine Schleppe, nicht wahr? steht mir gut, Und diese Federn nicken, wenn ich nicke, Nun fehlt noch eins und, warte nur, ich hol es. (Sie geht in die Seitentüre zurück.)
Esther. O w?ren wir nur weit, nur erst zu Hause. Der Vater auch bleibt fern, den sie vertrieb.
Rahel (kommt zurück mit einem Bild ohne Rahmen). Hier ist des K?nigs Bild, gel?st vom Rahmen Das nehm ich mit.
Esther. Treibt wieder dich die Torheit? Wie oft nicht warnt' ich dich!
Rahel. Und hab ich dir gehorcht?
Esther. Beim Himmel, nein.
Rahel. Und werd's auch diesmal nicht. Das Bild gef?llt mir. Sieh, es ist so sch?n, Ich h?ng es in der Stube n?chst zum Bette. Des Morgens und des Abends blick ich's an Und denke mir--was man nun eben denkt Wenn man der Kleider Last von sich geschüttelt Und frei sich fühlt von jedem l?st'gen Druck. Doch da? sie meinen nicht, ich stahl es etwa,-- Bin ich doch reich und brauche Stehlens nicht-- Du tr?gst mein eigen Bild an deinem Hals, Das h?ngen wir an dieses andern Stelle, Das mag er ansehn, so wie seines ich Und mein gedenken, h?tt' er mich vergessen. Rück mir den Schemel her, ich bin die K?n'gin, Und diesen K?nig heft ich an den Stuhl. Die Hexen sagt man, die zur Liebe zwingen, Sie bohren Nadeln, so, in Wachsgebilde, Und jeder Stich dringt bis zum Herzen ein, Und hemmt und f?rdert wahrgeschaffnes Leben. (Sie befestigt das Bild an den vier Ecken mit Nadeln an die Lehne des Stuhls.) O g?be jeder dieser Stiche Blut, Ich wollt' es trinken mit den durst'gen Lippen Und mich erfreun am Unheil das ich schuf.
Nun h?ngt es da und ist so sch?n als stumm, Ich aber red ihn an als K?nigin Mit Mantel und mit Krone die mich kleiden. (Sie hat sich auf den Schemel gesetzt und sitzt vor dem Bilde.) Ihr ehrverge?ner Mann, stellt Euch nur fromm, Ich kenne dennoch jeden Eurer Schliche. Die Jüdin, sie gefiel Euch, leugnet's nur! Und sie ist sch?n, bei meinem hohen Wort, Nur mit mir selber etwa zu vergleichen.
(Der K?nig, von Garceran und Isaak gefolgt, ist gekommen und hat sich hinter den Stuhl gestellt, die Arme auf die Rücklehne gelegt, sie betrachtend.)
Rahel (fortfahrend). Ich, Eure K?nigin, nun duld es nicht, Denn eifersüchtig bin ich wie ein Wiesel. Ob Ihr nun schweigt, das mehrt nur Eure Schuld. Gesteht! Gefiel sie Euch? Sagt ja!
K?nig. Nun ja!
(Rahel f?hrt zusammen, blickt nach dem Bilde, dann aufw?rts, erkennt den K?nig und bleibt regungslos auf dem Schemel.)
K?nig (vortretend). Erschreckt dich das? Du wolltest's und ich sag's. Ermanne dich, du bist in Freundes H?nden.
(Er streckt die Hand nach ihr aus, sie f?hrt vom Schemel empor und flieht nach der Türe rechts, wo sie tiefatmend und mit gesenktem Haupte stehenbleibt.)
K?nig. Ist sie so scheu?
Esther. Nicht immer, gn?d'ger Herr. Und scheu nicht, schreckhaft nur.
K?nig. Bin ich so greulich? (Sich ihr n?hernd)
Rahel (schüttelt heftig mit dem Kopfe).
K?nig. Nun denn, so fasse dich, mein gutes Kind. Ja, du gefielst mir, sag ich noch einmal Und kehr ich heim aus diesem heil'gen Krieg, In den mich Ehre ruft und meine Pflicht, Frag in Toledo ich vielleicht nach dir. Wo wohnt ihr dort?
Isaak (schnell). Herr, in der Jüdenstra?e Ben Mathaes Haus.
Esther. Wenn man nicht früher Uns etwa schon vertrieb.
K?nig. Dafür mein Wort! Ich wei? zu schützen, wem ich Schutz gelobt. Und wenn du dort auch so gespr?chig bist Und gut gelaunt, wie früher mit den Deinen, Nicht scheu wie jetzt, verplaudr' ich wohl ein Stündchen Und hole Atem aus dem Qualm des Hofs. Nun aber geht, denn es ist hohe Zeit, Du Garceran begleite sie; doch erst noch H?ng dieses Bild zurück an seine Stelle.
Rahel (auf den Stuhl losstürzend). Das Bild ist mein.
K?nig. Was kommt dir bei? Zurück zum Rahmen soll's, aus dem du's nahmst.
Rahel (zu Garceran). Berühr die Nadeln nicht, noch dieses Bild, Sonst festig ich's mit einem tiefern Stich, (mit einer Nadel nach dem Bild fahrend) Siehst du? gerad ins Herz.
K?nig. Halt ein! Beim Himmel! Hast du mich fast erschreckt. Wer bist du M?dchen? übst du geheime Künste, die Verbrechen? War's doch, als fühlt' ich in der eignen Brust, Den Stich nach jenem Bild.
Esther. Mein hoher Herr, Sie ist nur ein verw?hnt, verwildert M?dchen Und wei? von unerlaubten Künsten nichts, Es kam ihr ein, und also tat sie's eben.
K?nig. Man aber soll mit derlei keck nicht spielen. Es trieb bis zu den Augen mir das Blut, Und wie im wirren
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