sie eine Krone sich heraus Mit Federschmuck--nicht
Gold, vergüldet Blech, Man kennt es am Gewicht, gilt zwanzig Heller--
Legt sich ein schleppend Kleid um ihre Schultern Und sagt, sie sei die
Königin. (Zurücksprechend.) Ja, Törin! Zuletzt--im Nebenzimmer
hängt ein Bild Des Königs unsers Herrn, den Gott erhalte! Das nimmt
sie von der Wand und trägt's herum, Nennt es Gemahl, spricht's an mit
süßen Worten Und drückt's an ihre Brust.
(Der König geht mit starken Schritten auf das Gartenhaus zu.)
Garceran. Mein hoher Herr!
Isaak (zu rückweichend). Weh mir!
König (auf den Stufen stehend, mit ruhiger Stimme). Den Scherz säh'
gern ich in der Nähe. Zudem rückt eurer Heimkehr Zeit heran, Ich
wünschte nicht versäumt die günst'ge Stunde. Du Alter aber komm!
Denn nicht allein, Nicht unbewacht will nahn ich deinen Kindern.
(Er geht ins Haus.)
Isaak. War das der König? Weh!
Garceran. Geh nur hinein!
Isaak. Zieht er sein Schwert, sind alle wir gerichtet!
Garceran. Geh immer nur! Und was die Furcht betrifft, Nicht deine
Tochter ist's, noch du, für die ich fürchte.
(Er stößt den Zögernden zur Tür hinein und folgt. Beide ab.)
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Saal in dem Gartenhause. Im Hintergrunde nach links eine Türe, im
Vordergrunde rechts eine zweite.
Rahel, eine Federkrone auf dem Kopfe und einen goldgestickten
Mantel um die Schultern, ist bemüht, einen Lehnstuhl aus dem
Seitengemache rechts herauszuschleppen. Esther ist durch den
Haupteingang eingetreten.
Rahel. Hier soll der Lehnstuhl her, hier in die Mitte.
Esther. Um Gottes willen, Rahel, sieh dich vor, Dein Mutwill' wird uns
noch in Unglück stürzen.
Rahel. Der König hat das Haus uns eingeräumt, Solang wir es
bewohnen, ist's das unsre.
(Sie haben den Stuhl in die Mitte gerückt.)
Rahel (sich besehend). Und meine Schleppe, nicht wahr? steht mir gut,
Und diese Federn nicken, wenn ich nicke, Nun fehlt noch eins und,
warte nur, ich hol es. (Sie geht in die Seitentüre zurück.)
Esther. O wären wir nur weit, nur erst zu Hause. Der Vater auch bleibt
fern, den sie vertrieb.
Rahel (kommt zurück mit einem Bild ohne Rahmen). Hier ist des
Königs Bild, gelöst vom Rahmen Das nehm ich mit.
Esther. Treibt wieder dich die Torheit? Wie oft nicht warnt' ich dich!
Rahel. Und hab ich dir gehorcht?
Esther. Beim Himmel, nein.
Rahel. Und werd's auch diesmal nicht. Das Bild gefällt mir. Sieh, es ist
so schön, Ich häng es in der Stube nächst zum Bette. Des Morgens und
des Abends blick ich's an Und denke mir--was man nun eben denkt
Wenn man der Kleider Last von sich geschüttelt Und frei sich fühlt von
jedem läst'gen Druck. Doch daß sie meinen nicht, ich stahl es etwa,--
Bin ich doch reich und brauche Stehlens nicht-- Du trägst mein eigen
Bild an deinem Hals, Das hängen wir an dieses andern Stelle, Das mag
er ansehn, so wie seines ich Und mein gedenken, hätt' er mich
vergessen. Rück mir den Schemel her, ich bin die Kön'gin, Und diesen
König heft ich an den Stuhl. Die Hexen sagt man, die zur Liebe
zwingen, Sie bohren Nadeln, so, in Wachsgebilde, Und jeder Stich
dringt bis zum Herzen ein, Und hemmt und fördert wahrgeschaffnes
Leben. (Sie befestigt das Bild an den vier Ecken mit Nadeln an die
Lehne des Stuhls.) O gäbe jeder dieser Stiche Blut, Ich wollt' es trinken
mit den durst'gen Lippen Und mich erfreun am Unheil das ich schuf.
Nun hängt es da und ist so schön als stumm, Ich aber red ihn an als
Königin Mit Mantel und mit Krone die mich kleiden. (Sie hat sich auf
den Schemel gesetzt und sitzt vor dem Bilde.) Ihr ehrvergeßner Mann,
stellt Euch nur fromm, Ich kenne dennoch jeden Eurer Schliche. Die
Jüdin, sie gefiel Euch, leugnet's nur! Und sie ist schön, bei meinem
hohen Wort, Nur mit mir selber etwa zu vergleichen.
(Der König, von Garceran und Isaak gefolgt, ist gekommen und hat
sich hinter den Stuhl gestellt, die Arme auf die Rücklehne gelegt, sie
betrachtend.)
Rahel (fortfahrend). Ich, Eure Königin, nun duld es nicht, Denn
eifersüchtig bin ich wie ein Wiesel. Ob Ihr nun schweigt, das mehrt nur
Eure Schuld. Gesteht! Gefiel sie Euch? Sagt ja!
König. Nun ja!
(Rahel fährt zusammen, blickt nach dem Bilde, dann aufwärts, erkennt
den König und bleibt regungslos auf dem Schemel.)
König (vortretend). Erschreckt dich das? Du wolltest's und ich sag's.
Ermanne dich, du bist in Freundes Händen.
(Er streckt die Hand nach ihr aus, sie fährt vom Schemel empor und
flieht nach der Türe rechts, wo sie tiefatmend und mit gesenktem
Haupte stehenbleibt.)
König. Ist sie so scheu?
Esther. Nicht immer, gnäd'ger Herr. Und scheu nicht, schreckhaft nur.
König. Bin ich so greulich? (Sich ihr nähernd)
Rahel (schüttelt heftig mit dem Kopfe).
König. Nun denn, so fasse dich, mein gutes Kind. Ja, du gefielst mir,
sag ich noch einmal Und kehr ich heim aus diesem heil'gen Krieg, In
den mich
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