bettelarm Leute, und zog sie auf, da? sie meinen S?hnen aufwarten sollten. Mein Weib, die auf zween solche Knaben nicht wenig stolz war, drang t?glich in mich, unsre Heimreise zu beschleunigen; ich willigt' endlich, wiewol ungern ein, und wir giengen, ach allzubald! zu Schiffe. Wir hatten kaum eine Meile von Epidamnum fortgesegelt, als ein?pl?zlicher Sturm den Tag verdunkelnd, uns nur noch so viel düstres Licht übrig lie? als n?thig war, unsern erschroknen Augen die Gewi?heit des unvermeidlichen Todes zu zeigen. Ich, für meinen eignen Theil, würde mich willig darein ergeben haben; aber das herzrührende Jammern eines geliebten Weibes, und das Geschrey ihrer holdseligen Kinder, die, ohne zu wissen was sie fürchten sollten, nur weinten, weil sie ihre Mutter weinen sahen, n?thigte mich auf Rettung oder wenigstens auf einige Frist für sie und mich zu denken; und di? war es, denn kein anders Mittel hatt' ich nicht. Das Schiffs-Volk suchte seine Rettung in unserm Boot, und überlie? uns das Schiff, welches schon zum Versinken reif war. Mein Weib, für ihren Erstgebohrnen am meisten besorgt, hatte ihn an einen?vorr?thigen dünnen Mastbaum gebunden, dergleichen die Seeleute zur Vorsorge mit sich zu nehmen pflegen; zu ihm wurde einer von den andern beyden Zwillingen gebunden, indessen da? ich mit den übrigen beyden das nemliche that. Nachdem wir nun die Kinder solchergestalt besorgt hatten, banden wir uns, mein Weib und ich, die Augen auf den Gegenstand unsrer z?rtlichen Sorgen geheftet, jedes an das andere Ende des Mastbaums, und überliessen uns so den Wellen, von denen unser Schiff, wie uns d?uchte, nach Corinth getrieben wurde. Endlich zerstreute die Sonne das Gew?lke, und die See wurde wieder ruhiger; da entdekten wir bey ihrem wohlth?tigen Licht zwey Schiffe, die auf uns zusegelten, eines von Corinth, und das andre von Epidaurus; aber eh sie zu uns kamen--o, zwingt mich nicht?fortzufahren! Errathet das Folgende aus dem Vorhergehenden.
Herzog.?Nein, fahre fort, alter Mann, brich deine Erz?hlung nicht so ab; wenn wir dich nicht retten k?nnen, so k?nnen wir doch Erbarmni? mit dir haben.
Aegeon.?O h?tten die G?tter das gethan, so h?tt' ich keine Ursach, sie unbarmherzig gegen uns zu nennen. Wir waren nur wenige Meilen noch von diesen Schiffen entfernt, als unser hülfloses Schiff, durch einen pl?zlichen Sto? an einen im Meer verborgnen Felsen mitten entzwey geschmettert wurde. Das Glük, welches mein Weib und mich auf eine so ungerechte Weise schied, lie? einem jeden was uns zugleich Freude und Kummer machte. Ihr Theil, der armen Seele! Vermuthlich weil er leichter beladen war, wurde vom Wind schneller vorw?rts getrieben, und alle drey wurden in meinem Gesicht, von Corinthischen Fischern, wie mir dauchte, aufgefangen. Endlich bem?chtigte sich ein andres Schiff meiner auch; ich fand bekannte Freunde darinn, welche sich freuten, da? sie uns in einer solchen Noth hatten Hülfe leisten k?nnen; sie würden auch, mir zu lieb, die Fischer ihrer Beute gerne beraubt haben; allein da ihre Barke schlecht besegelt war, mu?ten sie es aufgeben, und richteten ihren Lauf der Heimat zu--Und nun habt ihr geh?rt was mich meiner Glükseligkeit beraubt hat, und durch was für Unf?lle mein Leben nur dazu verl?ngert worden ist, da? ich kl?gliche Geschichten erz?hlen kan, von denen mein eignes Unglük der Innhalt ist.
Herzog.?Um derer willen, um welche du traurest, erzeige mir die?Gef?lligkeit, und melde noch, wie es ihnen und dir ferner ergangen ist.
Aegeon.?Mein jüngster Sohn bekam als er achtzehn Jahre hatte, ein heftiges Verlangen, seinen Bruder aufzusuchen, und lie? nicht nach, bi? ich ihm erlaubte sich auf den Weg zu machen, und seinen Diener (der in dem gleichen Fall wie er, und seines Bruders beraubt war, aber den Namen desselben, wie mein Sohn den Namen seines ?ltern Bruders, behalten hatte,) zu seiner Gesellschaft mitzunehmen. Ich wagte also einen geliebten Sohn, den ich hatte, um denjenigen zu finden, den ich nicht hatte; und verlohr dadurch beyde. Fünf Sommer hab' ich schon angewandt, um sie in dem fernsten Griechenland zu suchen, und nachdem ich durch alle Gegenden von Asien auf- und niedergeschw?rmt, kam ich endlich nach Ephesus, zwar ohne Hoffnung sie da zu finden, aber doch entschlossen, weder diesen noch irgend einen andern von Menschen bewohnten Ort undurchsucht zu lassen. Allein hier mu? ich die Geschichte meines Lebens enden, und der Tod würde mir?willkommen seyn, wenn ich von allen meinen Reisen nur soviel erhalten h?tte, da? ich von ihrem Leben versichert w?re.
Herzog.?Unglüklicher Aegeon, den die G?ttinnen des Geschikes dazu bestimmt haben, den ?ussersten Grad der grausamsten Widerw?rtigkeiten zu erfahren; glaube mir, w?r' es nicht gegen unsre Geseze, (welche Fürsten, wenn sie auch wollten, nicht vernichten k?nnen,) w?r' es nicht gegen meine Crone, meinen Eid, und meine Würde, mein Herz würde keinen Augenblik verziehen, der Regung Plaz zu geben, die darinn für dich spricht. Allein, ob dich gleich ein?unwiderrufflicher Spruch zum Tode verurtheilt, so will ich doch soviel zu deiner Rettung thun, als mir Macht gelassen ist; ich schenke dir also noch diesen Tag,
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