in dem kein
Lichtstrahl schien,
Ging’s beiderseits dann nach der andern Seite,
Indem sie beid’ ihr schändlich Schmähwort schrien.
Dann wandte
jeder sich zum neuen Streite,
Sobald er seines Zirkels Hälft’ umkreist;
Und ich, der ich den Armen Mitleid weihte,
Sprach: "Meister, o
wie zagt, wie bangt mein Geist
Wer ist dies Volk? Die links hier
scheinen Pfaffen!
Ist’s jeder, der uns eine Glatze weist ?
Und er:
"Dies sind die Blinden, Geistesschlaffen.
Sie wußten in der Welt zum
Geben nie
Und nie zum Sparen sich ein Maß zu schaffen.
Und dies
erhellt aus dem, was jeder schrie,
Wenn sie im Kreis gelangt zu
zweien Orten;
Da trennt der Gegensatz des Lasters sie.
Die mit den
Glatzen waren Pfaffen dorten;
Auch öffneten wohl Papst und
Kardinal
Dem Geiz als Zwingherrn ihres Herzens Pforten."
Drauf
sprach ich: "Meister, kenn’ in dieser Zahl
Ich keinen, der im Schmutz
so eitlen Strebens
Sich hier erworben hat die ew’ge Qual?"
Und er
zu mir: "Dein Suchen ist vergebens,
Unkenntlich macht sie ihr
verdientes Los
Durch Kot und Schmutz bewußtlos dunkeln Lebens.
So kommen stets zum Stoß und Gegenstoß,
Bis sie erstehn--die mit
verschnittnen Haaren,
Die mit geschlossner Faust--dem Grabesschoß.
Versetzt hat sie schlecht Geben und schlecht Sparen
Von jener
heitern Welt in diesen Zwist;
Nicht sag’ ich welchen, denn du
kannst’s gewahren.
Sieh hier, mein Sohn, welch eitles Ding es ist
Um jenes Gut Fortunens, das die Leute
Zum Kampfe reizt und zu
Gewalt und List.
Gib diesen Müden alles Gold zur Beute,
Das sie
gehabt, ja alles Gold der Welt,
Und keine Stunde Ruh’ gibt’s ihnen
heute."
Und ich: "Mein Meister, sprich, wenn dir’s gefällt,
Wer ist
Fortuna doch, die, wie ich hörte,
In ihren Klau’n der Erde Güter
hält?"
Und er zu mir: "O Arme, Trugbetörte!
Unwissende, zum
Schlimmsten stets geneigt!
O daß mein Spruch jetzt aller Wahn
zerstörte!
Er, dessen Weisheit alles übersteigt,
Erschuf die Himmel
und gab ihnen Leitung,
Daß jedem Teil sich jeder leuchtend zeigt,
Durch seines Lichts gleichmäßige Verbreitung.
So gab er schaffend
auch die Dienerin
Dem Erdenglanz zur Führung und Begleitung.
Von Volk zu Volk, von Blut zu Blute hin,
Bringt sie das eitle Gut,
das nirgends dauert,
Und kümmert nicht sich um der Menschen Sinn.
Dies Volk befiehlt, ein andres dient und trauert,
Wie jene Führerin
das Urteil spricht,
Die, wie die Schlang’ im Gras, verborgen lauert.
Nichts gegen sie hilft eurer Weisheit Licht,
Sie sorgt, erkennt,
vollzieht in ihrem Reiche,
Und weicht darin den andern Göttern nicht.
Nie haben Stillstand ihre Wechselstreiche;
So macht sie, von
Notwendigkeit gejagt,
Aus Reichen Arme, dann aus Armen Reiche.
Sie ist’s, die ihr ans Kreuz oft wütend schlagt,
Von der ihr oft,
wenn ihr, anstatt zu schmollen,
Sie loben solltet, fälschlich Böses sagt.
Doch sie, die Sel’ge, hört nicht euer Grollen;
In andrer
erstgeschaffnen Seligkeit
Und Wonne, läßt sie ihre Kugel rollen.--
Doch eilig weiter jetzt zu größerm Leid!
Die Stern’, aufsteigend, als
ich fortgeschritten,
Gehn abwärts itzt, und unser Weg ist weit."
Am
andern Rand ward nun der Kreis durchschnitten,
An einem Quell, der
siedend dort entspringt,
Des Wellen fort durch einen Graben glitten.
Mehr trüb’ als schwarz ist seine Flut und bringt,
Wenn man ihr
folgt, hinab zu rauhen Wegen,
Durch die man mit Beschwerde
niederdringt.
Dann qualmt ein Sumpf, mit Namen Styx, entgegen
Dort, wo der traur’ge Fluß vom Laufe ruht,
Am Fuß des greulichen
Gestad’s gelegen.
Dort stand ich nun und sah nach jener Flut,
Und
jäh im Sumpfe Leute, kot’ge, nackte,
Zugleich des Jammers Bilder
und der Wut.
Man schlug sich nicht mit Fäusten nur, man hackte
Mit Haupt und Brust und Füßen auf sich ein,
Indem man wild sich
mit den Zähnen packte.
Mein Meister sprach: "Sohn, sieh in dieser
Pein
Die Seelen derer, so der Zorn bezwungen.
Auch unterm
Wasser müssen viele sein;
Und wenn ein Seufzer ihnen sich
entrungen.
Dann steigen BIasen auf von ihrer Not,
Drum sieh von
Kreisen diese Flut durchschwungen.
Und immer rufen sie, versenkt
im Kot:
Wir waren elend einst im Sonnenschimmer
Und hegten
Groll und Tücke bis zum Tod,
Und elend sind wir nun im Schlamm
noch immer.
Dies Lied klingt gurgelnd vor aus ihrem Schlund,
Stets schluckend, enden sie die Worte nimmer.
So gingen, zwischen
Pfuhl und festem Grund,
Wir an dem schmutz’gen Teich in weitem
Bogen,
Den Blick gewandt zum Volk mit Schlamm im Mund,
Bis
wir zu eines Turmes Fuß gezogen.
Achter Gesang
Lang’ eh’ wir noch, so fahr’ ich fort, zu sagen,
Dem Fuß des hohen
Turms uns konnten nah’n,
War unser Blick zur Zinn’
emporgeschlagen,
Weil wir zwei Flämmchen dort entzünden sah’n,
Als Rücksignal ein andres, So entlegen,
Daß es das Auge kaum noch
könnt’ erfah’n.
Da kehrt’ ich meinem Weisen mich entgegen:
"Was
ist dies? Welch ein Zeichen wohl bezweckt
Das dritte Feu’r? Wer
sind sie, die’s erregen?"
Und er zu mir: "Sieh hin, dein Aug’ entdeckt.
Was unsrer harrt, dort auf den schmutz’gen Wogen,
Wenn dir’s der
Qualm des Sumpfes nicht versteckt."
Und rasch, wie ich den leichten
Pfeil vom Bogen
Je fortgeschnellt durch hohe Lüfte sah,
Kam
durch das Moor ein kleiner Kahn gezogen.
Bald war er uns am
grauen Strande nah,
Obwohl von einem Rud’rer nur gefahren,
Der
schrie: Verruchte Seele, bist du da?
"Phlegias, Phlegias, du magst
dein Schreien sparen,"
So sprach mein Herr, "umsonst ist’s
angestimmt;
Wir sind nur dein, solang’ wir überfahren."
Wie wer
von einem großen Trug vernimmt,
Den man ihm angetan zu Schmach
und Schaden,
So zeigte Phlegias wild sich und ergrimmt.
Mein
Führer stieg ins Schiff von den Gestaden,
Und zu sich setzen hieß er
mich sodann,
Und
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