unentschieden hier im Vorhof schweben.
Und ich begann: Mein Herr und Meister, sprich
(Ich wollte mich in
jenem Glauben stärken,
Vor dessen Licht des Irrtums Nacht entwich),
Kam keiner je durch Kraft von eignen Werken,
Durch fremd
Verdienst von hier zur Seligkeit?--
Er schien des Worts versteckten
Sinn zu merken
Und sprach: "Ich war noch neu in diesem Leid,
Da
ist ein Mächtiger hereingedrungen.
Bekrönt mit Siegesglanz und
Herrlichkeit.
Der hat des Urahns Geist der Höll" entrungen,
Auch
Abels, Noahs; und auch Moses hat,
Der Gott gehorcht, mit ihm sich
aufgeschwungen.
Abram und David folgten seinem Pfad,
Jakob,
sein Vater, seine Söhne schieden,
Und Rahel auch, für die so viel er
tat.
Sie und viel andre führt’ er ein zum Frieden,
Und wissen sollst
du nun: Vor diesen war
Erlösung keinem Menschengeist beschieden."
Obwohl er sprach, ging’s vorwärts immerdar,
So daß wir unterdes
den Wald durchdrangen,
Den Wald, mein’ ich, der dichten
Geisterschar.
Nicht weit von oben waren wir gegangen,
Als ich ein
Feu’r in lichten Flammen sah,
Die rings im halben Kreis die Nacht
bezwangen.
Zwar waren wir dem Ort nicht völlig nah,
Doch einen
Kreis von ehrenhaften Leuten,
Die diesen Platz besetzt, erkannt’ ich
da.
"Du, des sich Wissenschaft und Kunst erfreuten,
Beliebe, wer
sie sind, und was sie ehrt
Und von den andern trennt, mir
auszudeuten."
Ich sprach’s, und er: "Für hochgepriesnen Wert,
Der
oben widerklingt in deinem Leben,
Ward ihnen hier vom Himmel
Huld gewährt."
Da hört’ ich eine Stimme sich erheben:
Der hohe
Dichter, auf jetzt zum Empfang!
Sein Schatten kehrt, der jüngst sich
fortbegeben.
Sobald die Stimme, die dies sprach, verklang,
Sah ich
heran vier große Geister schreiten,
Im Angesicht nicht fröhlich und
nicht bang.
Da sprach der gute Meister mir zur Seiten:
"Sieh diesen,
in der Hand das Schwert, voran
Den andern gehn, um sie als Fürst zu
leiten.
Du siehst Homer, den Dichterkönig, nah’n;
Ihm folgt Horaz,
berühmt durch Spott dort oben
Ovid der Dritt’, als letzter kommt
Lukan.
Im Namen, den die eine Stimm’ erhoben,
Kommt mit mir
selber jeder überein,
Drum ehren sie mich, und dies ist zu loben."
So war die schöne Schul’ hier im Verein
Des hohen Herrn der
höchsten Sangesweise,
Der ob den andern fliegt, ein Aar, allein.
Ein
Weilchen sprachen sie im trauten Greise,
Doch als sie grüßend sich
zu mir gekehrt,
Da lächelte Virgtl zu solchem Preise.
Allein noch
höher ward ich dort geehrt,
Indem sie mich in ihrer Schar empfingen
Als Sechsten unter solchem Geist und Wert,
Wobei wir hin bis zu
dem Lichte gingen,
Sprechend, wovon ich schicklich schweigen muß,
Wie man dort schicklich sprach von solchen Dingen.
Bald kamen
wir an eines Schlosses Fuß,
Von siebenfacher hoher Mau’r umfangen,
Und rings beschützt von einem schönen Fluß.
Als wir mit
trocknem Fuße durchgegangen,
Ging’s weiter dann durch sieben Tore
fort,
Und eine Wiese sah ich grünend prangen.
Wir fanden Leute
strengen Blickes dort,
Mit großer Würd’ in Ansehn, Gang und
Mienen
Und wenig sprechend, doch mit sanftem Wort.
Und wir
ersah’n dort seitwärts nah bei ihnen
Frei eine Höh’ hellem Lichte
glüh’n,
Vor welcher alle klar vor uns erschienen.
Dort gegenüber
auf dem samtnen Grün
Sah ich die Großen, ewig Denkenswerten,
Die heut mir noch in solzer Seele blüh’n.
Elektren sah ich dort mit
viel Gefährten,
Äneas, Hektorn hatt’ ich bald erkannt,
Cäsarn, den
mit dem Adlerblick bewehrten.
Penthesilea war auf grünem Land;
Zur andern Seite sah ich auch Latinen,
Der bei Lavinien, seiner
Tochter, stand.
Ich sah den Brutus, der verjagt Tarquinen,
Lucrezien, Julien, Marzien, und, allein
Beiseite sitzend, sah ich
Saladinen.
Dann, höher blickend, sah im hellen Schein
Ich auch den
Meister derer, welche wissen,
Der von den Seinen schien umringt zu
sein,
Sie all ihn hochzuehren sehr beflissen;
Den Plato ihm
zunächst und Sokrates,
Die dort den Sitz vor andern an sich rissen.
Den Anaxagoras, Diogenes,
Den Demokrit, des Welt der Zufall
machte,
Den Zeno, Heraklit, Empedokles.
Ihn, der ans Licht der
Pflanzen Kräfte brachte,
Den Dioskorides, den Orpheus dann,
Den
Seneka, der Schmerz und Luft verlachte.
Auch Ptolemäus kam,
Euklid heran,
So auch Averroes, der, seinen Weisen
Erklärend,
selbst der Weisheit Ruhm gewann.
Doch nicht vermag ich jeden hier
zu greifen,
Denn also drängt des Stoffes Größe mich,
Daß ihren
Dienst mir kaum die Wort’ erweisen.
Hier teilten nun die sechs
Gefährten sich.
Mich führt’ auf anderm Weg mein weiser Leiter
Dahin, wo Stille lautem Tosen wich,
Und dorthin, wo nichts leuchtet,
schritt ich weiter.
Fünfter Gesang
So ging’s hinab vom ersten Kreis zum zweiten,
Der kleinern Raum,
doch größres Weh umringt, :
Das antreibt, Klag’ und Winseln zu
verbreiten.
Graus steht dort Minos, fletscht die Zähn’ und bringt
Die Schuld ans Licht, wie tief sie sich verfehle,
Urteilt, schickt fort,
je wie er sich umschlingt.
Ich sage, wenn die schlechtgeborne Seele
Ihm vorkommt, beichtet sie der Sünden Last;
Und jener Kenner
aller Menschenfehle,
Sieht, welcher Ort des Abgrunds für die paßt,
Und schickt sie soviel Grad’ hinab zur Hölle,
Als oft er sich mit
seinem Schweif umfaßt.
Von vielem Volk ist stets besetzt die
Schwelle,
Und nach und nach kommt jeder zum Gericht,
Spricht,
hört und eilt zu der bestimmten Stelle.
"Du, der in diese
Qualbehausung bricht,"
So rief mir Minos, als er mich ersehen,
Und
ließ indes die Übung großer Pflicht;
"Schau’, wem du traust! Leicht
ist’s hineinzugehen,
Doch täusche nicht dich ein verwegner Drang."
Mein Führer drauf: "Laß dir den Groll vergehen!
Nicht hindre den
von Gott gebotnen Gang,
Dort will man’s, wo das Können gleicht
dem Wollen.
Nicht mehr gefragt, denn unser Weg ist lang."
Bald
hört’ ich nun, wie Jammertön’ erschollen,
Denn ich gelangte nieder
zu dem Haus,
Zur
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