im Wohnzimmer," flüsterte Marie, "wir gehen in das Musikzimmer, da h?rt man uns nicht."
Auf den Zehen schlich sich die ganze Kindergesellschaft in das Eckzimmer. Dort fühlten sie sich in Sicherheit. Nur war von allem, was sie gerne gehabt h?tten, von Büchern und Heften oder Spielen hier nichts zu haben. So standen sie alle sieben herum, warteten und fingen an, in dem kühlen Zimmer zu frieren, denn sie waren na? und durchk?ltet. "Wir wollen miteinander ringen, da? es uns warm wird," schlug Wilhelm vor und Otto ging darauf ein. Karl war auch dabei: "Ich nehme es mit der ganzen Marianne auf," rief er, "kommt, du Marie gegen meine rechte Hand, du Anne gegen meine linke, Frieder, Elschen, stellt die Stühle aus dem Weg." Sie taten es und dann machten sie es den gro?en Geschwistern nach. Das gab ein Gel?chter und Gekreisch und aber auch einen gro?en Plumps, weil Otto und Wilhelm zu Boden fielen.
In diesem Augenblick ging die Türe auf; Herr Pf?ffling hatte ahnungslos seinen Besuch aufgefordert, das Klavier zu probieren und so traten sie miteinander ins Musikzimmer. Nein, auch für einen Kinderfreund w?re dieser Kn?uel sich balgender Knaben und ringender M?dchen kein sch?ner Anblick gewesen, und nun erst für den Kinder_feind_!
Er prallte ordentlich zurück. Elschen schrie beim Anblick des gefürchteten Fremden laut auf und ergriff eiligst durch den anderen Ausgang die Flucht, alle Geschwister ihr nach. Aber noch unter der Türe besann sich Karl, kehrte zurück, grü?te und sagte: "Entschuldige, Vater, wir wollten drüben nicht st?ren, deshalb sind wir alle hier gewesen," dann stellte er rasch die Stühle an ihren Platz und rettete dadurch noch einigerma?en die Ehre der Pf?fflinge, die sich wohl noch nie so ungünstig pr?sentiert hatten, wie eben diesem Fremden gegenüber.
Eine kleine Weile darnach reiste der Gast ab, von Herrn Pf?ffling zur Bahn geleitet. Die Kinder nahmen wieder Besitz von dem gro?en Tisch im Wohnzimmer und sa?en bald in der gewohnten Weise an ihren Aufgaben, doch war ihnen allen bang, wie der Vater wohl die Sache aufgenommen habe und was er sagen würde bei seiner Rückkehr von der Bahn; die Mutter war ja nicht dabei gewesen, sie konnte es nicht wissen.
Nun kam der Vater heim. Eine merkwürdige Stille herrschte im Zimmer, als er über die Schwelle trat. Er blieb einen Augenblick stehen und betrachtete das friedliche Familienbild. Dann sagte er: "Da sitzen sie nun wie Musterkinder ganz brav bei der Mutter, sanft wie unschuldige L?mmlein, nicht wieder zu erkennen die wilde Horde von drüben!" Bei diesem Scherzenden Ton wurde ihnen allen leicht ums Herz, sie lachten, sprangen dem Vater entgegen und Elschen fragte: "Ist der Herr weit weggereist, Vater, und bleibt der jetzt sch?n da, wo er hin geh?rt?"
"Jawohl, du kannst beruhigt sein, er kommt nicht mehr. Und wenn er k?me oder wenn ein anderer kommt," setzte Herr Pf?ffling hinzu, indem er sich an seine Frau wandte, "dann geben wir uns gar keine Mühe mehr, unser Hauswesen in stiller Vornehmheit zu zeigen und in künstliches Licht zu stellen, denn so ein künstliches Licht verl?scht doch pl?tzlich und dann ist die Dunkelheit um so gr??er."
Ein paar Stunden sp?ter, als Elschen l?ngst schlief, die Schwestern Gute Nacht gesagt hatten und Frieder mit Wilhelm und Otto im sogenannten Bubenzimmer ihre Betten aufsuchten, sa? Karl noch allein mit den Eltern am Tisch. Seit seinem fünfzehnten Geburtstag hatte er dies Vorrecht. Es wurde allm?hlich still im Haus. Auch Walburg hatte Gute Nacht gewünscht; manchmal lag kein anderes Wort zwischen ihrem "Guten Morgen" und "Gute Nacht".
Die drei, die nun noch am Tische sa?en, waren ganz schweigsam und bewegten doch ungef?hr denselben Gedanken.
Herr Pf?ffling dachte: Wenn nur Karl auch zu Bett ginge, da? ich mit meiner Frau von Marstadt reden k?nnte. Die Kinder sollen ja noch nichts davon wissen. Er zog seine Taschenuhr--es war noch nicht sp?t. Dann ging er auf und ab, sah wieder nach der Uhr und wurde immer ruheloser.
Frau Pf?ffling dachte: Meinem Mann ist es l?stig, da? wir nicht allein sind, aber er m?chte Karl doch nicht so früh zu Bett schicken. Nein, diese Unruhe! Und dagegen die Ruhe, mit der Karl in sein Buch schaut und nicht ahnt, da? er st?rt.
Darin t?uschte sich aber Frau Pf?ffling, denn Karl dachte: Der Vater schweigt und die Mutter schweigt. Wenn ich zur Türe hinausginge, würden sie reden, über Herrn Krau?old aus Marstadt, denn mit diesem hat es eine besondere Bewandtnis. Nun zieht der Vater zum drittenmal in fünf Minuten seine Uhr. Er m?chte mich fort haben und doch nicht fortschicken. Und die Mutter auch. Da ist's wohl angezeigt, da? ich freiwillig gehe. Er klappte das Buch zu, stand auf und sagte: "Gute Nacht, Vater, gute Nacht, Mutter, ich will jetzt auch gehen."
"Gute Nacht, Karl."
Sie waren überrascht, da? er so bald aufbrach. "Es ist Zufall," sagte Herr Pf?ffling. "Oder hat er gemerkt, da? er uns st?rt," meinte die Mutter. "Woran sollte er das gemerkt
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