langen Gang hinunter gehen mu?ten bis zu dem Eckzimmer, in dem Herr Pf?ffling seine Stunden gab. Hatte aber ein Schüler den Weg gefunden und hinter sich die Türe des Musikzimmers geschlossen, so konnten die M?dchen wohl auf eine Stunde die Ganglampe rauben. Dann war es freilich stockfinster im Vorplatz und manchmal stolperte eines der Geschwister, wenn es über den Gang ging und begehrte ein wenig auf, aber das nahmen die Schwestern kühl. Schlimmer war's, wenn sie etwa überh?rten, da? die Musikstunde vorbei war und die Schüler im Finstern tappen mu?ten. Dann erschraken sie sehr, stürzten eilig hinaus, um zum Schlu? noch zu leuchten, entschuldigten sich und waren froh, wenn der Vater es nicht bemerkt hatte.
Am 1. November ging die Sache nicht so gut ab. Fr?ulein Vernagelding hatte Stunde, die Ganglampe war weg. Aus der Ferne h?rten die M?dchen das Spiel. Jetzt wurde es still, rasch gingen sie hinaus mit der Lampe. Aber die Stunde war noch nicht aus, sie lauschten und h?rten den Vater noch sprechen: "das ist doch nicht e, wie hei?t denn diese Note?"
"Sie sind noch nicht fertig," sagten sich die Schwestern und gingen wieder an ihre Arbeit. Aber Herr Pf?ffling sagte nur noch etwas rasch zu seiner Schülerin: "Ich glaube, es ist genug für heute, besinnen Sie sich daheim, wie diese Note hei?t," und gleich darauf kam Fr?ulein Vernagelding heraus und stand in dem stockfinsteren Gang. Jede andere h?tte ihren Rückweg im Dunkeln gesucht, aber das Fr?ulein geh?rte nicht zu den tapfersten, sie kehrte um, klopfte noch einmal am Eckzimmer an und sagte mit ihrem gewohnten Lachen: "Ach bitte, Herr Pf?ffling, mir graut so vor dem langen dunkeln Gang, würden Sie nicht Licht machen?"
Da entschuldigte sich der Musiklehrer und leuchtete seiner ?ngstlichen Schülerin, aber gleichzeitig rief er gewaltig: "Marianne!" und die Schwestern mit der Lampe kamen erschrocken herbei. Sie wurden noch in Gegenwart von Fr?ulein Vernagelding gezankt, so da? dieser ganz das Lachen verging und sie so schnell wie m?glich durch die Treppentüre verschwand. Das Arbeiten im eigenen Zimmer mu?te also mit mancher Aufregung erkauft werden, aber sie mochten doch nicht davon lassen.
So lernten denn die jungen Pf?fflinge an den langen Winterabenden, der eine mehr, der andere weniger, im ganzen hielten sie sich alle wacker in der Schule, machten ihre Aufgaben ohne Nachhilfe und brachten nicht eben schlechte Zeugnisse nach Hause.
An einem solchen Novemberabend war es, da? Herr Pf?ffling in das Zimmer trat und seiner Frau zurief: "C?cilie, komme doch einen Augenblick zu mir herüber, aber bitte gleich!" und er hatte kaum hinter ihr die Türe zugemacht, als er ihr leise sagte: "Ein hochinteressanter Brief!" Sie folgte ihm über den Gang, dieser war wieder stockfinster, aber sie beachteten es nicht. Im Musikzimmer, wo die Klavierlampe brannte, lag auf den Tasten ein Brief. Lebhaft reichte er ihn seiner Frau: "Lies, lies nur!" und als er sah, da? sie mit der fremden Handschrift für seine Ungeduld nicht schnell genug vorw?rts kam, sprach er: "Die erste Seite ist nebens?chlich, die Hauptsache ist eben: Krau?old aus Marstadt schreibt, es solle dort eine Musikschule gegründet werden, und er wolle mich, wenn ich Lust h?tte, als Direktor vorschlagen. Ob ich Lust h?tte, C?cilie, wie kann man nur so fragen! Ob ich Lust h?tte, in einer gr??eren aufblühenden Stadt eine Musikschule zu gründen, alles nach meinen Ideen einzurichten, ein mit festem Gehalt angestellter Direktor zu werden, anstatt mich mit Vernagelding und ?hnlichen zu plagen; C?cilie, hast du Lust, Frau Direktor zu werden?" Da wiederholte sie mit fr?hlichem Lachen seine eigenen Worte: "Ob ich Lust h?tte? Wie kann man nur so fragen!"
Und nun setzten sie sich zusammen auf das kleine altmodische Kanapee und besprachen die Zukunftsaussicht, die sich so ganz unvermutet er?ffnete. Und sprachen so lang, bis Elschen herübergesprungen kam und rief: "Walburg hat das Abendessen hereingebracht und nun werden die Kartoffeln kalt!"
"Eine ganz pflichtvergessene Hausfrau," sagte Herr Pf?ffling neckend, folgte Mutter und T?chterchen und war den ganzen Abend voll Fr?hlichkeit, ging singend oder pfeifend im Familienzimmer hin und her, und die glückliche Stimmung teilte sich allen mit, obwohl nach stiller übereinkunft die Eltern zun?chst vor den Kindern noch nichts von dem unsicheren Zukunftsplan erw?hnten.
Herr Krau?old aus Marstadt, der durch seinen Brief so freudige Aufregung hervorgebracht hatte, war Herrn Pf?ffling aus früheren Jahren gut bekannt, doch hatte er die Familie Pf?ffling noch nie besucht. Bei diesem Anla? nun kündigte er sich zur Vorbesprechung der Angelegenheit auf den n?chsten Mittwoch an. Zeitig am Nachmittag wollte er eintreffen und mit dem fünf Uhr Zug wieder abreisen. Herr Pf?ffling war in einiger Aufregung wegen des Gastes. "Er ist ein etwas verw?hnter Herr," sagte er zu seiner Frau, "ein Junggeselle, der nicht viel Sinn für Kinder hat, am wenigsten für sieben auf einmal. Sie sollten ganz in den Hintergrund treten."
"Du wirst ihn wohl im Musikzimmer empfangen, dann st?ren die Kinder nicht," sagte Frau Pf?ffling.
"Aber zum Tee m?chte ich ihn
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