nicht Kinder unsrer Sonnen?
Könnten wir
nicht in frohem Genuß
Harmlos vergnügliche Tage spinnen,
Lustig
das leichte Leben gewinnen?
Warum ziehn wir mit rasendem
Beginnen
Unser Schwert für das fremde Geschlecht?
Es hat an
diesem Boden kein Recht.
Auf dem Meerschiff ist es gekommen
Von der Sonne röthlichem Untergang;
Gastlich haben wir's
aufgenommen
(Unsre Väter! Die Zeit ist lang),
Und jetzt sehen wir
uns als Knechte,
Unterthan diesem fremden Geschlechte!
Ein Zweiter. (Manfred.)
Wohl! Wir bewohnen ein glückliches Land,
Das die himmelumwandelnde Sonne
Ansieht mit immer
freundlicher Helle,
Und wir können es fröhlich genießen;
Aber es
läßt sich nicht sperren und schließen,
Und des Meers rings
umgebende Welle,
Sie verräth uns dem kühnen Corsaren,
Die die
Küste verwegen durchkreuzt.
Einen Segen haben wir zu bewahren,
Der das Schwert nur des Fremdlings reizt.
Sklaven sind wir in den
eigenen Sitzen,
Das Land kann seine Kinder nicht schützen.
Nicht,
wo die goldene Ceres lacht
Und der friedliche Pan, der Flurenbehüter,
Wo das Eisen wächst in der Berge Schacht,
Da entspringen der
Erde Gebieter.
Erster Chor. (Cajetan.)
Ungleich vertheilt sind des Lebens Güter
Unter der Menschen flücht'gem Geschlecht;
Aber die Natur, sie ist
ewig gerecht.
Uns verlieh sie das Mark und die Fülle,
Die sich
immer erneuend erschafft,
Jenen ward der gewaltige Wille
Und die
unzerbrechliche Kraft.
Mit der furchtbaren Stärke gerüstet,
Führen
sie aus, was dem Herzen gelüstet,
Füllen die Erde mit mächtigem
Schall;
Aber hinter den großen Höhen
Folgt auf der tiefe, der
donnernde Fall.
Darum lob' ich mir niedrig zu stehen,
Mich verbergend in meiner
Schwäche.
Jene gewaltigen Wetterbäche,
Aus des Hagels
unendlichen Schlossen,
Aus den Wolkenbrüchen zusammen
geflossen,
Kommen finster gerauscht und geschossen,
Reißen die
Brücken und reißen die Dämme
Donnernd mit fort im
Wogengeschwemme,
Nichts ist, das die Gewaltigen hemme.
Doch
nur der Augenblick hat sie geboren,
Ihres Laufes furchtbare Spur
Geht verrinnend im Sande verloren,
Die Zerstörung verkündigt sie
nur.
--Die fremden Eroberer kommen und gehen;
Wir gehorchen,
aber wir bleiben stehen.
Die hintere Thüre öffnet sich; Donna Isabella erscheint zwischen ihren
Söhnen Don Manuel und Don Cesar.
Beide Chöre. (Cajetan.)
Preis ihr und Ehre,
Die uns dort aufgeht,
Eine glänzende Sonne!
Knieend verehr' ich dein herrliches Haupt.
Erster Chor. (Berengar.)
Schön ist des Mondes
Mildere Klarheit
Unter der Sterne blitzendem Glanz,
Schön ist der Mutter
Liebliche
Hoheit
Zwischen der Söhne feuriger Kraft;
Nicht auf der Erden
Ist ihr Bild und ihr Gleichniß zu sehn.
Hoch auf des Lebens (3)
(3) Anmerkung. Nach der Absicht des Verf. sollte die Stelle: "Hoch auf
des Lebens--ihrem Sohn" auf dem Theater wegbleiben.
Gipfel gestellt,
Schließt sie blühend den Kreis des Schönen,
Mit der
Mutter und ihren Söhnen
Krönt sich die herrlich vollendete Welt.
Selber die Kirche, die göttliche, stellt nicht
Schöneres dar auf dem
himmlischen Thron;
Höheres bildet
Selber die Kunst nicht, die
göttlich geborne,
Als die Mutter mit ihrem Sohne.
Zweiter Chor. (Bohemund.)
Freudig sieht sie aus ihrem Schooße
Einen blühenden Baum sich erheben,
Der sich ewig sprossend erneut.
Denn sie hat ein Geschlecht geboren,
Welches wandeln wird mit
der Sonne
Und den Namen geben der rollenden Zeit.
(Roger.)
Völker verrauschen,
Namen verklingen,
Finstre Vergessenheit
Breitet die dunkelnachtenden Schwingen
Über ganzen Geschlechtern
aus.
Aber der Fürsten
Einsame Häupter
Glänzen erhellt,
Und Aurora
berührt sie
Mit den ewigen Strahlen
Als die ragenden Gipfel der
Welt.
Vierter Auftritt.
Isabella (mit ihren Söhnen hervortretend).
Blick' nieder, hohe
Königin des Himmels,
Und halte deine Hand auf dieses Herz,
Daß
es der Übermuth nicht schwellend hebe;
denn leicht vergäße sich der
Mutter Freude,
Wenn sie sich spiegelt in der Söhne Glanz,
Zum
Erstenmal, seitdem ich sie geboren,
Umfass' ich meines Glückes
Fülle ganz.
Denn bis auf diesen Tag mußt' ich gewaltsam
Des
Herzens fröhliche Ergießung theilen;
Vergessen ganz mußt' ich den
einen Sohn,
Wenn ich der Nähe mich des andern freute.
O, meine
Mutterliebe ist nur eine,
Und meine Söhne waren ewig zwei!
--Sagt,
darf ich ohne Zittern mich der süßen
Gewalt des trunknen Herzens
überlassen? (Zu Don Manuel.)
Wenn ich die Hand des Bruders
freundlich drücke,
Stoß' ich den Stachen nicht in deine Brust? (Zu
Don Cesar.) Wenn ich das Herz an seinem Anblick weide,
Ist's nicht
ein Raub an Dir?--O, ich muß zittern,
Daß meine Liebe selbst, die ich
euch zeige,
Nur eures Hasses Flammen heft'ger schüre.
(Nachdem sie Beide fragend angesehen.)
Was darf ich mir von euch versprechen? Redet!
Mit welchem Herzen
kamet ihr hieher?
Ist's noch der alte unversöhnte Haß,
Den ihr mit
herbringt in des Vaters Haus,
Und wartet draußen vor des Schlosses
Thoren
Der Krieg, auf Augenblicke nur gebändigt
Und knirschend
in das eherne Gebiß,
Um alsobald, wenn ihr den Rücken mir
Gekehrt, mit neuer Wuth sich zu entfesseln?
Chor. (Bohemund.)
Krieg oder Frieden! Noch liegen die Loose
Dunkel verhüllt in der Zukunft Schooße!
Doch es wird sich noch, eh
wir uns trennen, entscheiden;
Wir sein bereit und gerüstet zu beiden.
Isabella (im ganzen Kreis umherschauend.)
Und welcher furchtbar
kriegerische Anblick!
Was sollen Diese hier? Ist's eine Schlacht,
Die sich in diesen Sälen zubereitet?
Wozu die fremde Schaar, wenn
eine Mutter
Das Herz aufschließen will vor ihren Kindern?
Bis in
den Schooß der Mutter fürchtet ihr
Der Arglist Schlingen, tückischen
Verrath,
Daß ihr den Rücken euch besorglich deckt?
--O diese
wilden Banden, die euch folgen,
Die raschen Diener eures Zorns--sie
sind
Nicht eure Freunde! Glaubet nimmermehr,
Daß sie euch
wohlgesinnt zum Besten rathen!
Wie könnten sie's von Herzen mit
euch meinen,
Den Fremdlingen, dem eingedrungnen Stamm,
Der
aus dem eignen Erbe sie vertrieben,
Sich über die der Herrschaft
angemaßt?
Glaubt mir! Es liebt ein Jeder, frei sich selbst
Zu leben
nach dem eigenen Gesetz;
Die fremde Herrschaft wird mit Neid
ertragen.
Von eurer Macht allein und ihrer Furcht
Erhaltet ihr den
gern
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