wälztet noch die öffentliche Noth
Auf dieses
Herz, das von der Mutter Angst
Und Sorgen schwer genug belastet
war.
Ich unternahm das nicht zu Hoffende,
Ich warf mit dem
zerrißnen Mutterherzen
Mich zwischen die Ergrimmten, Frieden
rufend--
Unabgeschreckt, geschäftig, unermüdlich
Beschickt' ich
sie, den Einen um den Andern,
Bis ich erhielt durch mütterliches
Flehn,
Das sie's zufrieden sind, in dieser Stadt
Messina, in dem
väterlichen Schloß
Unfeindlich sich von Angesicht zu sehn,
Was
nie geschah, seitdem der Fürst verschied.
Dies ist der Tag! Des Boten harr' ich stündlich,
Der mir die Kunde
bringt von ihrem Anzug.
--Seid denn bereit, die Herrscher zu
empfangen
Mit Ehrfurcht, wie's dem Unterthanen ziemt.
Nur eure
Pflicht zu leisten seid bedacht,
Für's Andre laßt uns Andere gewähren.
Verderblich diesem Land und ihnen selbst
Verderbenbringend war
der Söhne Streit;
Versöhnt, vereinigt, sind sie mächtig gnug,
Euch
zu beschützen gegen eine Welt
Und Recht sich zu verschaffen--gegen
euch!
(Die Ältesten entfernen sich schweigend, die Hand auf der Brust. Sie
winkt einem alten Diener, der zurückbleibt.)
Zweiter Auftritt.
Isabella. Diego.
Isabella.
Diego!
Diego.
Was gebietet meine Fürstin?
Isabella.
Bewährter Diener! Redlich Herz! Tritt näher!
Mein Leiden
hast du, meinen Schmerz getheilt,
So theil' auch jetzt das Glück der
Glücklichen.
Verpfändet hab' ich deiner treuen Brust
Mein
schmerzlich süßes, heiliges Geheimniß.
Der Augenblick ist da, wo es
ans Licht
Des Tages soll hervorgezogen werden.
Zu lange schon
erstickt' ich der Natur
Gewalt'ge Regung, weil noch über mich
Ein
fremder Wille herrisch waltete.
Jetzt darf sich ihre Stimme frei
erheben,
Noch heute soll dies Herz befriedigt sein,
Und dieses Haus,
das lang verödet war,
Versammle Alles, was mir theuer ist.
So lenke denn die alterschweren Tritte
Nach jenem wohlbekannten
Kloster hin,
Das einen theuren Schatz mir aufbewahrt.
Du warst es,
treue Seele, der ihn mir
Dorthin geflüchtet hat auf beßre Tage,
Den
traur'gen Dienst der Traurigen erzeigend.
Du bringe fröhlich jetzt der
Glücklichen
Das theure Pfand zurück.
(Man hört in der Ferne
blasen.)
O eile, eile
Und laß die Freude deinen Schritt verjüngen!
Ich höre
kriegerischer Hörner Schall,
Der meiner Söhne Einzug mir
verkündigt.
(Diego geht ab. Die Musik läßt sich noch von einer entgegengesetzten
Seite immer näher und näher hören.)
Isabella.
Erregt ist ganz Messina--Horch! ein Strom
Verworrner
Stimmen wälzt sich brausend her--
Sie sind's! Das Herz der Mutter,
mächtig schlagend,
Empfindet ihrer Nähe Kraft und Zug.
Sie sind's!
O meine Kinder, meine Kinder! (Sie eilt hinaus.)
Dritter Auftritt.
Chor tritt auf.
Er besteht aus zwei Halbchören, welche zu gleicher Zeit, von zwei
entgegengesetzten Seiten, der eine aus der Tiefe, der andere aus dem
Vordergrund eintreten, rund um die Bühne gehen und sich alsdann auf
derselben Seite, wo jeder eingetreten, in eine Reihe stellen. Den einen
Halbchor bilden die ältern, den andern die jüngern Ritter; beide sind
durch Farbe und Abzeichen verschieden. Wenn beide Chöre einander
gegenüber stehen, schweigt der Marsch, und die beiden Chorführer
reden. (2)
(2) Anmerkung. Der Verfasser hat bei Übersendung des Manuscripts an
das Theater zu Wien einen Vorschlag beigefügt, wie die Reden des
Chors unter einzelne Personen vertheilt werden könnten. Der erste
Chor sollte nämlich aus Cajetan, Berengar, Manfred, Tristan und acht
Rittern Don Manuels, der zweite aus Bohemund, Roger, Hippolit und
neun Rittern Don Cesars bestehen. Was jede dieser Personen nach des
Verfassers Plane zu sagen haben würde, ist bei dieser Ausgabe
angedeutet worden.
Erster Chor. (Cajetan.)
Dich begrüß' ich in Ehrfurcht,
Prangende
Halle,
Dich, meiner Herrscher
Fürstliche Wiege,
Säulengetragenes herrliches Dach.
Tief in der Scheide
Ruhe das Schwert,
Vor den Thoren gefesselt
Liege des Streits schlangenhaarigtes Scheusal.
Denn des gastlichen
Hauses
Unverletzliche Schwelle
Hütet der Eid, der Erinyen Sohn,
Der furchtbarste unter den Göttern der Hölle!
Zweiter Chor. (Bohemund.)
Zürnend ergrimmt mir das Herz im
Busen,
Zu dem Kampf ist die Faust geballt,
Denn ich sehe das
Haupt der Medusen,
Meines Feindes verhaßte Gestalt.
Kaum gebiet'
ich dem kochenden Blute.
Gönn' ich ihm die Ehre des Worts?
Oder
gehorch' ich dem zürnenden Muthe?
Aber mich schreckt die
Eumenide,
Die Beschirmerin dieses Orts,
Und der waltende
Gottesfriede.
Erster Chor. (Cajetan.)
Weisere Fassung
Ziemet dem Alter,
Ich,
der Vernünftige, grüße zuerst. (Zu dem zweiten Chor.)
Sei mir willkommen,
Der du mit mir
Gleiche Gefühle
Brüderlich
theilend,
Dieses Palastes
Schützende Götter
Fürchtend verehrst!
Weil sich die Fürsten gütlich besprechen,
Wollen auch wir jetzt
Worte des Friedens
Harmlos wechseln mit ruhigem Blut,
Denn
auch das Wort ist, das heilende, gut.
Aber treff' ich dich draußen im
Freien,
Da mag der blutige Kampf sich erneuen,
Da erprobe das
Eisen den Muth.
Der ganze Chor.
Aber treff ich dich draußen im Freien,
Da mag der
blutige Kampf sich erneuen,
Da erprobe das Eisen den Muth.
Erster Chor. (Berengar.)
Dich nicht hass' ich! Nicht du bist mein
Feind!
Eine Stadt ja hat uns geboren,
Jene sind ein fremdes
Geschlecht.
Aber wenn sich die Fürsten befehden,
Müssen die
Diener sich morden und tödten,
Das ist die Ordnung, so will es das
Recht.
Zweiter Chor. (Bohemund.)
Mögen sie's wissen,
Warum sie sich
blutig
Hassend bekämpfen! Mich ficht es nicht an.
Aber wir fechten
ihre Schlachten;
Der ist kein Tapfrer, kein Ehrenmann,
Der den
Gebieter läßt verachten.
Der ganze Chor.
Aber wir fechten ihre Schlachten;
Der ist kein
Tapfrer, kein Ehrenmann,
Der den Gebieter läßt verachten.
Einer aus dem Chor. (Berengar.)
Hört, was ich bei mir selbst erwogen,
Als ich müßig daher gezogen,
Durch des Korus hochwallende
Gassen,
Meinen Gedanken überlassen.
Wir haben uns in des Kampfes Wuth
Nicht besonnen und nicht
berathen,
Denn uns bethörte das brausende Blut.
Sind sie nicht unser, diese Saaten?
Diese Ulmen, mit Reben
umsponnen,
Sind sie
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